(„Ten Little Indians“ directed by Alan Birkinshaw, 1989)
Zehn Menschen sind zu einer Safari im tiefen Afrika eingeladen, darunter der Richter Mr. Justice Wargrave (Donald Pleasence), Captain Philip Lombard (Frank Stallone), Assistentin Vera Claythorne (Sarah Maur Thorp), die Schauspielerin (Marion Marshall), General Romensky (Herbert Lom) und Dr. Werner (Yehuda Efroni). Die Vorfreude ist groß, wird jedoch bald durch mehrere seltsame Ereignisse getrübt. So kappen die Einwohner die Hängebrücke und damit den einzigen Weg aus dem Camp, ihr Führer verschwindet, von Gastgeber Mr. Owen fehlt jede Spur. Und dann ist da noch die Schallplatte, die jeden der zehn eines ungesühnten Mordes anklagt. Ein geschmackloser Schmerz, da sind sich die Anwesenden einig. Bis nach und nach jeder von ihnen eines unnatürliches Todes stirbt.
Mehr als zehnmal war Agatha Christies Klassiker „Und dann gab’s keines mehr“ 1989 bereits verfilmt worden, das erste Mal 1945 als Zehn kleine Negerlein, zuletzt in einer originalgetreuen Version 1987 aus Russland (Das letzte Weekend). Wer angesichts der zahlreichen Konkurrenz die Aufmerksamkeit des Publikums erregen will, der sollte sich daher schon ein bisschen was einfallen lassen. Und so entschied man sich hier, einfach das Setting zu wechseln: Statt einer einsamen Insel treffen die zehn Unglücksraben inmitten der afrikanischen Steppe aufeinander. Das Gefühl des Eingesperrtseins funktioniert dadurch zwar weniger gut – die Sache mit der Hängebrücke überzeugt nicht wirklich –, dafür bekommt der Zuschauer eine ungewohnt exotische Kulisse spendiert.
An der Geschichte hat sich hingegen vergleichsweise wenig geändert, sieht man einmal davon ab, dass wie so oft auf das Ende der Bühnenfassung zurückgegriffen wurde, die weniger düster ist. Und weniger glaubwürdig. Aber bei „Und dann gab’s keines mehr“ ging es ohnehin nie um Plausibilität. Vielmehr steht eine mysteriöse Geschichte im Mittelpunkt, das Katz-und-Maus-Spiel mit dem unbekannten Mörder – oder war es doch eine Mörderin? –, das Rätseln um die Hintergründe, das Gefühl, Fremden völlig ausgeliefert zu sein.
Was den letzten Punkt angeht, ist Tödliche Safari eine der schwächeren Adaptionen. Während sich der Film anfangs Zeit lässt, um die Situation und die Figuren vorzustellen, rast er gerade in der zweiten Hälfte von Mord zu Mord. Das allgegenwärtige Gefühl einer Bedrohung, die zunehmende Paranoia der Überlebenden, beides will sich hier nicht so wirklich zeigen, dafür sind die Tode zu schnell, teilweise auch zu absurd. Dabei zeichneten sich genau diese Aspekte für die Spannung des Romans verantwortlich, an der es hier dann auch etwas mangelt. Wer noch keine frühere Adaption gesehen oder das Buch gelesen hat, darf natürlich auch bei der Safari-Variante kräftig rätseln, wer oder was hinter den Racheakten steckt. Auf die Lösung dürfte jedoch kaum einer kommen, was zum Teil der schon im Original unfairen Geschichte geschuldet ist, zum Teil aber auch, weil eine entscheidende Wendung hier verstümmelt wurde.
Sammler dürfen sich dennoch freuen, dass der Film nun erstmals auf DVD erschienen ist, selbst Importfreudige bissen sich bislang die Zähne dabei aus, Tödliche Safari einmal sehen zu können. Als kleinen Bonus dürfen Christie-Fans hier zwei Schauspieler in anderen Rollen wiedersehen: Pleasance spielte im zeitgleich entstandenen Marple-Krimi Karibische Affäre eine Hauptrolle, Lom war bei Ein Unbekannter rechnet ab dabei, einer weiteren Verfilmung von „Und dann gab’s keines mehr“. Die Besetzung hier ist zwar ansonsten nicht so hochkarätig wie bei seinem Vorfahren oder anderen Christie-Adaptionen. Insgesamt erfüllt sie aber ihren Zweck. Und das tut der Film im Großen und Ganzen auch.
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