(„Cars 2“ directed by John Lasseter and Brad Lewis, 2011)
Ein Neuling ist Lightning McQueen im Renngeschäft schon lange nicht mehr, sein Trophäenschrank platzt aus allen Nähten. Doch trotz seiner großen Erfolge, die Bodenhaftung hat der Rennwagen nie verloren – seine Freunde und seine Partnerin Sally sind es, worauf es ankommt. Deswegen hatte er eigentlich auch vor, die Einladung zum World Grand Prix zu ignorieren und die Zeit lieber mit den anderen in seiner neuen Heimat zu verbringen. Am Ende lässt er sich aber doch breitschlagen, nimmt seine Crew und den besten Kumpel Hook mit nach Tokyo, wird dabei jedoch in eine große Verschwörung verwickelt.
Alles hat einmal ein Ende, selbst die bemerkenswerte Erfolgsgeschichte der Pixar Studios. Nach einer Zeit, die für viele im Rückblick den Höhepunkt des Animationsstudios darstellte – Ratatouille, WALL·E, Oben und Toy Story 3 – folgte nun ein Film, der auf den Fanrankings meistens den letzten Platz einnimmt. Schon der Vorgänger Cars stieß auf weniger Gegenliebe als die vorangegangen Streifen der Kalifornier: zu wenig Ideen, zu wenig Charme, zu wenig Witz. Bei der Fortsetzung wurden die Drehbuchschwächen wiederholt, teilweise sogar noch verschärft.
Dabei muss man Cars 2 eines zugutehalten: Anders als bei vielen Nachfolgern wurde hier der Erstling nicht einfach ein zweites Mal erzählt, stattdessen wurde zumindest versucht, neue Wege zu beschreiten. Und das wird bereits bei der Einleitungssequenz deutlich, in der keiner der üblichen Verdächtigen auftritt, sondern Agent Finn McMissile auf geheimer Mission ist. Auch in Folge wechselt der Film immer wieder das Genre, wird zu einer Mischung aus James Bond und Fast & Furious. Damit einher geht erneut eine der wichtigsten Humorquellen des Films: Man nehme Autos und lasse sie die Rollen von Menschen spielen. Das Rad wird hier also nicht neu erfunden, aber zumindest eine Weile ist der Griff in die Trickkiste recht erfolgreich. Wenn ein Wagen mit völlig überzogenen Gadgets den Gegner ausspioniert, ist das nicht nur herrlich absurd, sondern auch ein netter Seitenhieb auf die in der Hinsicht nicht sehr viel glaubwürdigeren Auftritte der menschlichen Kollegen.
Einen ganzen Film wollte man damit dann aber doch nicht füllen, und so entschloss man sich, einen Laien in die Spionagegeschichte zu integrieren. Und wer eignet sich da besser als Hook? Dass der dümmliche, aber herzensgute Abschleppwagen Protagonistenqualitäten besitzt, durfte er in der Serie Cars Toons: Hooks unglaubliche Geschichten unter Beweis stellen. In Cars 2 hat er nun endgültig seinen besten Freund McQueen von der Bildfläche geschubst. Dadurch wird die Geschichte des Vorgängers quasi ins Gegenteil gedreht: War es in Cars der arrogante Großstadtschnösel, der sich in der Provinz zurechtfinden muss, erkundet nun das Landei die Metropolen dieser Welt.
Das ist als Grundthema auch nicht wirklich viel einfallsreicher, zudem fand das Kreativteam hier keinen Weg, dem Ganzen neue Seiten abzugewinnen. Oder neue Witze. Wenn Hook mit einer technisch verspielten Toilette in Japan völlig überfordert ist, dann wird da schon sehr in Klischees gewühlt. Hauptproblem Nummer eins von Cars 2 ist dann auch einfach, dass der Film als Komödie nicht überzeugt, die Gags nur selten wirklich zünden. Wie man das Motiv „simpler Niemand wird in absurde Abenteuer verwickelt“ besser umsetzt, das bewies kürzlich die Serie The Wrong Mans. Problem Nummer zwei ist, dass die zweigeteilte Geschichte – McQueens Rennen, Hooks Agententätigkeit – nie recht zusammenfindet, die Elemente aufeinanderprallen, ohne zu einem gemeinsamen Film zu werden.
Selbst optisch ist Cars 2 eine kleine Enttäuschung. 200 Millionen Dollar hat das Werk gekostet. Das wurde jedoch vor allem in die Technik investiert, nicht in die Designs. Beindruckend mag das sein, wenn hier ständig etwas funkelt, spiegelt oder effektreich explodiert. Gleichzeitig ist es aber auch recht langweilig anzusehen, gerade in dem längeren Abschnitt in Tokio mangelt es einfach an Abwechslung. Später, wenn andere Schauplätze hinzukommen, wird es in der Hinsicht zwar wieder besser, es reicht aber nicht, um das insgesamt dröge Bild, welches der Film hinterlässt, noch einmal wirklich aufzupolieren. Bleibt nur zu hoffen, dass sich 2017 das Sprichwort „aller guten Dinge sind drei“ bewahrheitet, wenn Cars 3 in die Kinos kommt. Denn aufgrund der ersten beiden Teile hält sich die Vorfreude hier bislang noch in Grenzen.
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