Findet Nemo
© Pixar/Disney

(„Finding Nemo“ directed by Andrew Stanton and Lee Unkrich, 2003)

Findet NemoDer kleine Clownfisch Nemo stand bei seiner Geburt unter keinem besonders guten Stern: Seine Mutter und die 400 Geschwister werden von einem Barrakuda gefressen, er selbst kommt mit einer verstümmelten Flosse auf die Welt. Entsprechend ängstlich agierte dann auch sein Vater Marlin, als er seinen Sohn nun alleine großziehen musste, ließ ihn nie aus den Augen, nie alleine raus in die Welt. Aber auch ein Nemo muss einmal erwachsen werden! Und so willigt sein Vater ein, den kleinen Fisch zur Schule gehen zu lassen – was er bald bereut: Noch am ersten Tag wird Nemo von einem Taucher gefangen und Marlin muss nun allein raus in den gefürchteten Ozean, um seinen Sprössling zu retten.

Als 2003 mit Findet Nemo das mittlerweile fünfte Werk der Pixar Studios in den Startlöchern stand, war man geradezu zum Erfolg verdammt gewesen: Die vier Vorgänger waren allesamt Kassenschlager, übertrumpften das Einspielergebnis von Mal zu Mal. Und doch war die Geschichte um den kleinen Clownfisch zumindest kommerziell gesehen ein Quantensprung gewesen – mit Einnahmen von knapp 900 Millionen Dollar schlug man den hausinternen Spitzenreiter Die Monster AG um mehr als die Hälfte, sogar der damalige Animationsthron in Form von Der König der Löwen war in Reichweite. Und selbst jetzt, mehr als 12 Jahre später, findet sich der Film auf der Allzeithitliste auf Rang sechs wieder.

An der Geschichte lag das jedoch eher nicht, denn die war recht konventionell – gerade im Vergleich zu Die Monster AG oder dem Erstling Toy Story. Vielmehr orientierte sich Andrew Stanton, der hier Regie führte und auch die Idee zum Film hatte, an dem Konzept von Das große Krabbeln. Die Zielgruppe war wie dort wieder jünger angesetzt, erneut stattete man dem Tierreich einen Besuch ab. Dass die Charaktere einem mehr ans Herz wuchsen als dort, war mit Sicherheit auch der Gattung geschuldet, ein Fisch eignet sich dann doch noch mehr zum Liebhaben als ein Insekt. Vor allem aber waren sie diesmal deutlich stärker ausgearbeitet. Der überfürsorgliche Marlin, die vergessliche Dorie, der neugierige Nemo, das hatte schon mehr Charme als die eher langweiligen Figuren aus dem Ameisenreich. Ergänzt wurden sie zudem, wie es bei Pixar damals schon üblich war, durch diverse kurios-witzige Nebenfiguren, die dem Hauptcast regelmäßig die Show stehlen.

Allgemein sticht Findet Nemo dann auch weniger durch sein Konzept hervor – da waren andere Pixar-Filme deutlich spannender – als vielmehr dessen Ausführung. Und hier zeigt sich, dass nach den Experimenten bei den ersten Filmen doch so langsam Routine entstand: Die Gags sitzen, die Mischung aus Humor und Gefühl ist wohldosiert, die Botschaften sind universell verständlich, die zweigeteilte Handlung, die wie bei Toy Story und Toy Story 2 mit einer Rettungsmission einhergeht, sorgt für die nötige Abwechslung. Visuell ist diese naturgemäß nicht ganz so stark, bei Unterwasserwelten sind die landschaftlichen Möglichkeiten dann doch begrenzt. Das was da ist, gefällt jedoch, immer noch, mehr sogar als so mancher heutige Unterwasserausflug der Animationskonkurrenz. Und auch die menschlichen Protagonisten hatten 2003 ein brauchbares Niveau erreicht, da waren die Fortschritte seit dem Debüt doch enorm gewesen.

Auf den Pixar-Bestenlisten ist Findet Nemo dann auch regelmäßig im vorderen Drittel vertreten. Umso erstaunlicher, dass der Film anschließend weder durch Spin-offs noch Fortsetzungen ausgeschlachtet wurde. Freunde der Fishcrew dürfen sich aber nach der langen Wartezeit doch noch auf ein Wiedersehen freuen: Der Starttermin von Findet Dorie ist derzeit für den 29. September angesetzt, zumindest die wichtigsten Figuren sollen auch dieses Mal wieder dabei sein.



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Konzept und Geschichte sind eher nicht der Grund, weshalb „Findet Nemo“ bei vielen als Klassiker gilt, denn beide lassen den Einfallsreichtum anderer Pixar-Produktionen vermissen. Die Ausführung ist dafür gelungen, das Abenteuer aus der Unterwasserwelt balanciert geschickt zwischen Witz und Gefühl hin und her, bietet liebenswerte wie kuriose Figuren und ist dabei selbst heute noch hübsch anzusehen.
8
von 10