(„Match Me!“ directed by Lia Jaspers, 2014)
Seltsam eigentlich. Es gibt immer mehr Menschen, die Welt rückt näher zusammen, die Kommunikationsmöglichkeiten haben sich vervielfacht. Und doch scheint es immer schwieriger zu werden, einen passenden Partner zu finden, ein Singledasein ist heute kein exotischer Zustand mehr, sondern gerade in den Städten weit verbreitet. Das kann manchmal freiwilliger Natur sein, oft aber auch nicht. Drei Menschen ist die Dokumentarfilmerin Lia Jaspers gefolgt, über ein Jahr lang, hat sie bei ihren Versuchen festgehalten, doch noch jemanden passenden an seiner Seite zu haben.
Ein solches Thema kann natürlich viele Formen annehmen. Beleuchtet man eher den sozialen Aspekt, dass eine Gesellschaft nicht mehr zusammenfindet? Nimmt man sich trauriger Einzelschicksale an? Bietet man allgemein was fürs Herz? Zeigt man die verschiedenen Möglichkeiten, heute an den Mann bzw. die Frau zu bekommen? Am ehesten ist Match Me! noch das Letztere, wenn auch vielleicht nicht ganz so wie erwartet. Dafür sind die Wege hier teilweise doch ein bisschen zu weit ab vom Gewohnten.
Schon die drei Protagonisten könnten unterschiedlicher kaum sein. Da wäre die Münchnerin Johanna, die noch am Scheitern ihrer langjährigen Beziehung knabbert und nun in Irland ihr Glück sucht. Oder wenigstens eine schöne Zeit. Auch der finnische Radiologieassistent Sampsa war lange mit jemandem zusammen, möchte seinem Singlestatus Lebewohl sagen, bleibt dabei jedoch vergleichsweise locker, nimmt das auch mit Humor. Für die Wienerin Sarah handelt es sich dabei jedoch um eine ernste Angelegenheit. Viel Beziehungserfahrung hat sie nicht, was aber jetzt unbedingt geändert werden muss. Und dabei braucht sie Beistand: Die Gurus einer Yoga-Veranstaltung sollen den richtigen Mann für die spirituelle junge Frau aussuchen. Denn das Auge kann trügen, sie will den vom Schicksal erwählten Partner.
Das mag man belächeln, ist aber doch auch irgendwo beeindruckend: Während der zwischenmenschliche Trend heutzutage zu einer bequemen Unverbindlichkeit neigt – artet das Zusammensein in Arbeit aus, muss jemand Neues her –, bekennt sich Sarah zu ihrer Beziehung. Nicht nur dass sie ihrem Freund nach Litauen folgt, sie nimmt auch andere Widrigkeiten in Kauf, da sie an die Verbindung glaubt. Das ist fast schon rührend altmodisch, hat nur wenig Gemeinsamkeiten mit dem heutigen Zeitgeist, regt aber genau dadurch zum Nachdenken an. Haben wir durch unseren Freiheitswillen heute mehr gewonnen oder verloren?
Allgemein ist es interessant, wie hier verschiedene Lebens- und Liebeskonzepte aufeinandertreffen. Jaspers selbst hält sich bei der Beurteilung raus, lässt jeden der drei für sich stehen. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist Match Me! dann auch weniger, vielmehr darf man zwischendrin immer wieder schmunzeln. Vor allem die Methoden der finnischen Partnervermittler sind doch sehr eigenwillig, geben dem Dokumentarfilm immer auch eine humoristische Note. Wirklich weiterbringen tun sie zwar niemand, so wie auch Match Me! als solches ohne echtes Ergebnis bleibt: Eine Anleitung zum Glücklichsein hat Jaspers nicht im Gepäck, eher eine Ansammlung von Kuriositäten. Das ist unterhaltsam, unaufgeregt, ein netter Zugang zu einem nicht immer netten Thema. Am Ende aber auch nicht wirklich mehr als das.
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