(„The Intern“ directed by Nancy Meyers, 2015)
Das Leben muss weiter gehen. Das denkt sich auch der 70-jährige Senior Ben Whittaker (Robert De Niro) und sucht nach dem Tod seiner Frau neue Reize im Leben. Er bereist die Welt, findet sich am Ende aber wieder am Startpunkt wieder. Dann bewirbt er sich für ein Senioren-Trainee Programm bei einem Internethandel für Mode und wird glatt genommen. Sein Boss, die Gründerin des Unternehmens Jules Ostin (Anne Hathaway), wird ihm sogleich als Ansprechpartner und Mentor zugewiesen. Doch Jules ist Einzelgängerin, Arbeitstier und stetig auf Trab. Der Gedanke eines unerfahrenen Praktikanten an ihrer Seite gefällt ihr gar nicht und so sind Konflikte vorprogrammiert. Allerdings ist Ben Meister der alten Schule, ein absoluter Gentleman und durch seine Lebens- und Arbeitserfahrungen mehr als qualifiziert für den Job, wodurch Jules ihre schier undurchdringliche Defensive Stück für Stück ablegt. Es entwickelt sich eine innige Freundschaft, bei der Ben nicht nur seinen zweiten Frühling erlebt, sondern etwas viel wichtigeres für sich entdeckt.
Anne Hathaway schlägt wieder zu. Mit Der Teufel trägt Prada (2006), Bride Wars – Beste Feindinnen (2009) und auch Valentinstag (2010) konnte sie bereits einige Erfahrungen im RomKom (Romantische Komödie) Genre sammeln, bevor es sie zu anderen Filmprojekten verschlug. Auch die Regisseurin und Drehbuchautorin Nancy Meyers kann mit früheren Arbeiten aufwarten, zeichnet sie sich doch für Filme wie Liebe braucht keine Ferien (2006) und Wenn Liebe so einfach wäre (2009) verantwortlich. Eine verdammt gute Mischung für eine weitere Romanze, mag man glauben. Wäre da nicht der grobe Robert De Niro, der nicht darum verlegen ist, Hitzköpfe und Gangster zu verkörpern. Genau diese Brise an Pfeffer gibt dem Film jedoch die richtige Würze und lässt die oftmals schmierig wirkende Fassade des etwas eingerosteten Genres bröckeln.
Wer auf ein weiteres Liebesdrama und innige Küsse zwischen Anne Hathaway und Robert De Niro gehofft hat, der wird enttäuscht. Der Film läuft zu keiner Sekunde auf eine Romanze der beiden Protagonisten hinaus. Vielmehr spiegelt sie eine ungewöhnliche Freundschaft wider, die am ehesten mit der speziellen Beziehung einer Tochter zu ihrem Vater zu vergleichen ist. Dabei spielen sowohl Witz und Klamauk, als auch Wut und Angst eine wichtige Rolle in der sich aufbauenden Freundschaft der beiden. Während Jules versucht die Balance zwischen ihrer Familie und Arbeit zu finden, will Ben nur nicht wie die meisten seiner Altersgenossen verkommen. Er fühlt sich fit, gesund und das bekommen seine Mitmenschen auch zu spüren. Er ist der Ruhepol und sogleich die Vertrauensperson des Unternehmens, in dem er viele neue Bekanntschaften macht. Während Jules Blutdruck sinkt und sie sich endlich ein wenig von dem Stress löst, der ihr so zusetzt, geht Bens durch die Decke. Neue Energie, neue Aufgaben und vielleicht sogar eine neue Liebe?
Eine Geschichte die das Leben geschrieben haben könnte. Man lernt nie aus ist ein schöner Versuch, alte Tugenden neu aufleben zu lassen. Mag das Ende doch etwas unspektakulärer kommen, als man es sich vielleicht vorgestellt hatte, spiegelt es doch die Philosophie des Films wieder. Das Leben besteht nicht nur aus Höhepunkten, die den nächsten jagen. Oftmals sind es die Kleinigkeiten, Bekanntschaften und Momente des Innehalten, die das Leben überhaupt lebenswert machen. Besonders Robert De Niro in seiner Rolle als Gentleman der alten Schule verkörpert diese Lebenseinstellung mit Leib und Seele und wächst einem über die Dauer des Films zunehmend ans Herz. Zwar erfindet der Film das Rad nicht neu, braucht er aber auch nicht. Zwischen Witz und dem Ernst des Lebens bilden Anne Hathaway und Robert De Niro eine wunderschöne Freundschaft, die vielen von uns aus der Seele spricht.
(Anzeige)