(„Operasjon Arktis“ directed by Grethe Bøe-Waal, 2014)
Noch fast zwei Monate? Nein, so lange wollen die 13 Jahre alte Julia (Kaisa Gurine Antonsen) und die achtjährigen Zwillinge Ida (Ida Leonora Valestrand Eike) und Sindre (Leonard Valestrand Eike) nicht warten, bis sie ihren Vater wiedersehen können. Und so beschließen die drei, einfach zu ihm zu fahren, heimlich, als blinder Passagier an Bord eines Helikopters. Was sie aber nicht ahnen: Der Heli fliegt gar nicht zum Einsatzort ihres Vaters, sondern zum Nordpol. Bis sie ihren Irrtum bemerken, ist es jedoch zu spät, und das Trio muss sich plötzlich allein in einer verlassenen Station durchschlagen.
Norwegen, das kennt man filmisch gesehen ja eher für den düsteren Stoff, seien es Dramen oder Thriller. Aber auch um den Nachwuchs kümmert man sich im hohen Norden gerne immer mal wieder, etwa im Animationsabenteuer Boats oder der Kinderbuchverfilmung Doktor Proktors Pupspulver. Auch in Operation Arktis gab es eine literarische Vorlage, dieses Mal war es der gleichnamige Roman von Leif Hamre aus dem Jahr 1971. Eigentlich ja Offizier schlug der Norweger noch eine Zweitkarriere als Kinderbuchautor ein, schrieb in seinen Büchern von waghalsigen Rettungsaktionen und harschen Wetterbedingungen.
Das ist in Operation Arktis auch nicht anders, in dem die an und für sich traumhaften Szenerien des Nordpols zum Schauplatz eines verzweifelten Kampfes ums Überleben werden. Oder zumindest so verzweifelt, wie man es der Zielgruppe zumuten konnte und wollte. An bedrohlichen Elementen wird nicht gespart, das Trio bekommt es mit hungrigen Eisbären zu tun, die eigenen Vorräte werden knapp, die Temperaturen sind mehr als lebensunfreundlich. Vor allem aber: wie wieder nach Hause kommen? Von selbst werden sie die Eiswüste nicht verlassen können, auf sich aufmerksam machen können sie ebenfalls nicht, keiner weiß, wo sie eigentlich stecken. Dass am Ende alles gut ausgehen wird, ist natürlich vorherbestimmt, so wie sich der Film insgesamt ziemlich an Konventionen hält. Auch mit der nicht wirklich glaubwürdigen Auflösung muss man sich abfinden, die zudem etwas kitschig geraten ist.
Ansonsten aber ist Operation Arktis wohltuend zurückhaltend. Es gibt keine übertriebenen Actionsequenzen, kein überlebensgroßes Drama, keine unnatürlich begabten Protagonisten. Stattdessen folgen wir drei Kindern, die sich hier tatsächlich so verhalten dürfen, wie man es in dem Alter erwarten darf: Es gibt kleinere Streitereien zwischen den Geschwistern, sie wissen auch nicht immer so genau, was sie da eigentlich tun, sind manchmal auch ungeschickt. Jüngere Zuschauer dürfen sich mit dem Trio daher gut identifizieren, wer für den Nachwuchs ein nettes und streckenweises spannendes Abenteuer braucht, ist hier gut aufgehoben. Erwachsene sind hier hingegen fehl am Platz, abgesehen von den schönen Bildern und vereinzelt etwas humorvolleren Augenblicken wird hier wenig geboten.
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