(„Parcours d’amour“ directed by Bettina Blümner, 2014)
Frauen, Mann kann nicht mit ihnen, Mann kann nicht ohne sie – so zumindest ist die Lebenseinstellung von Eugène oder Gino. Das mit den festen Beziehungen haben die beiden älteren Herren versucht, manche hielten tatsächlich auch Jahre. Aber so richtig glücklich waren und sind sie damit nicht, sich fest an jemanden zu binden, den eigenen Alltag zu teilen. Ein bisschen Knistern und Flirten jedoch, das möchten sie nicht missen. Und so gehören sie zu den Stammgästen der Pariser Tanzcafés, wagen sich mit den Damen dort aufs Parkett und fühlen sich zumindest für die Dauer eines Liedes lebendig. Für Christiane, die ebenfalls dort ein und ausgeht, ist das zu wenig. Sie tanzt gern, ja, hat aber die Hoffnung nicht aufgegeben, auch noch mal jemanden für länger kennenzulernen.
Die menschliche Lebenserwartung steigt, die Bereitschaft zu lebenslangen Ehen wiederum geht zurück. Alleinsein im Alter, das war früher meist Verwitweten vorenthalten, heute ist das keine Seltenheit mehr. Kein Wunder also, dass das Thema Liebe im Alter immer relevanter wird, gesellschaftlich wie auch filmisch. Die letzten Gigolos erzählte vor einigen Monaten, wie gut betuchte Rentner auf Kreuzfahrtschiffen auf (Tanz-)Partnersuche sind, Parcours d’amour geht nun in eine ganz ähnliche Richtung. Zwar tauschte die deutsche Regisseurin Bettina Blümner (Prinzessinnenbad, Scherbenpark) die Ozeandampfer gegen kleine Pariser Tanzlokale, erzählt aber von ganz ähnlichen Hoffnungen und Sehnsüchten.
Auffallend ist dabei, wie sehr universelle Bedürfnisse hier auch zu einer Frage des Geschlechtes werden. Ob die überschaubare Zahl der Protagonisten repräsentativ für die Menschen ist, denen Blümner begegnete, sei einmal dahingestellt. In ihrer Klischeehaftigkeit – Frauen wollen die Bindung, Männer ihre Freiheit – haben die rüstigen Rentner aber fast schon komische Qualitäten. Interessanter wird es daher, wenn sie gar nicht so sehr ihre Weltsicht ausbreiten, sondern den Blick zurück auf ihr langes Leben richten. Da werten Fotobücher ausgekramt, in Erinnerungen geschwelgt, ohne dabei in goldenen Nostalgiefarben zu malen. Vielmehr erzählen sie bemerkenswert offen von Lebenswegen, die nie wirklich den Idealen entsprachen.
Das ist durchaus interessant zuzuhören, wie schon bei Die letzten Gigolos bleibt das Ganze aber doch sehr auf die Befragten beschränkt, ohne dass man als Zuschauer viel von dem Gezeigten mitnimmt. Es sind keine sehr außergewöhnlichen Schicksale, von denen hier erzählt wird. Sie sollen auch gar nicht außergewöhnlich sein, dafür ist die Absicht zu deutlich, die Sehnsucht nach Liebe und Zweisamkeit – wie kurz diese auch immer sein mag – als etwas darzustellen, was ganz unabhängig vom Alter in uns schlummert. Das ist manchmal rührend, gerade bei den Tanzszenen, vereinzelt machen die Protagonisten auch Erfahrungen, mit denen man sich selbst sehr gut identifizieren kann. Wirklich packend wird der Dokumentarfilm aber nie, dafür ist das Glück und die Suche danach dann doch zu flüchtig.
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