(„Gekijō-ban Mahō Shōjo Madoka Magica [Shinpen]: Hangyaku no Monogatari“ directed by Akiyuki Shinbo and Yukihiro Miyamoto, 2013)
So ein Magical Girl hat es echt nicht leicht: Ständig müssen sie Menschen zur Hilfe eilen, deren negative Gefühle Monster in diese Welt locken. Aber Madoka Kaname und ihre Freundinnen machen das gerne, sind inzwischen auch schon ein echt eingespieltes Team: kein Monster, das ihnen bei den täglichen Kämpfen wirklich gefährlich wird. Seltsam eigentlich, wie Madokas neue Schulfreundin und Kollegin Homura Akemi feststellt. Ist das nicht alles ein bisschen zu einfach? Ist das nicht früher anders gewesen? Als sie beginnt, Nachforschungen anzustellen, stellt sie fest, dass da tatsächlich einiges nicht stimmt, die Welt nicht das ist, was sie nach außen hin scheint.
Nicht nur Hollywood ist für seine ewigen Fortsetzungen, Remakes und Reboots bekannt, auch in Japan läuft man gerne mal einem Erfolg hinterher, schlachtet die Kuh lieber gleich zweimal. Aus rein wirtschaftlicher Sicht bot sich die Serie Puella Magi Madoka Magica für ein solches Unterfangen dank guter Verkaufszahlen auch tatsächlich an. Aus inhaltlicher eher weniger, hätte es nach dem Ende doch eigentlich gar nicht weitergehen dürfen. Aber wo ein Wille zum Geldmachen ist, da ist auch ein Weg. Und so gab es im Anschluss an die TV-Produktion erst einmal zwei Filme, welche die Geschichte noch einmal zusammenfassten, danach folgte mit Rebellion ein tatsächlicher Nachfolger.
Kenner der Serie werden sich deshalb auch erst einmal wundern, was hier eigentlich Sache ist. Wieso hocken die Mädchen alle so zusammen, als wäre nie etwas geschehen? Warum ist Homura schon wieder eine neue Mitschülerin? Neueinsteiger werden von den Widersprüchen zur Serie erst einmal wenig mitbekommen, sie bekommen lediglich einige visuelle Hinweise, dass in der Welt der Magical Girls etwas nicht mit rechten Dingen zugeht – auch außerhalb der Kämpfe. So richtig empfehlenswert ist der Film für Nicht-Veteranen dann auch nicht. Zwar werden später Erklärungen nachgeschoben, was zuvor passiert ist, prinzipiell funktioniert die Geschichte auch eigenständig. Aber das dauert schon recht lange, bis die Zusammenhänge hergestellt werden. Und es sind eben diese Zusammenhänge, welche Rebellion interessant machen.
Aber selbst dann zieht der Film im Vergleich zur Serie den Kürzeren. Machte sich Letztere einen Namen, indem sie das beliebte Magical-Girl-Genre in ungewohnte Richtungen lenkte, fehlt Rebellion dieser Überraschungseffekt und auch ein wenig die Düsternis. Probiert hat es Serienerfinder Gen Urobuchi natürlich, baute auch dieses Mal Wendungen ein, ohne aber dieselbe Wirkung zu erzielen. Das liegt zum einen daran, dass die Twists diesmal länger auf sich warten lassen, der Höhepunkt sein sollen, anstatt immer mal wieder den Zuschauer aus der Bahn zu werfen, wie es die Serie zuvor getan hat. Aber auch daran, dass sie dieses Mal etwas überkonstruiert sind und ein etwas unbefriedigendes Ende zur Folge haben.
Empfehlenswert ist Rebellion jedoch, denn atmosphärisch und visuell hat man hier noch einmal einen draufgesetzt. Der Mysteryfaktor ist hoch, zusammen mit Homura grübelt man bis zuletzt, was eigentlich hinter allem steckt. Und bis man darauf eine Antwort erhält, wird man von Bildern verwöhnt, wie man sie aus Animes kaum kennt. Düster und verspielt zugleich zählten die Kampfszenen – eine Mischung aus Tim Burton und Monty Python – schon in Madoka Magica zu den großen Pluspunkten. Das tun sie auch hier, mehr noch sogar, da das Animationsstudio Shaft wohl mehr Geld zur Verfügung hatte. Immer wieder turnen die süßen Mädchen durch surreale Welten, ein psychedelischer Trip à la „Alice im Wunderland“. Nur ohne dessen Humor. Dieses Mal stimmt aber auch außerhalb dieser Szenen die Optik, die Hintergründe sind deutlich ausgefeilter und stimmiger, machen Rebellion zwar nicht zu einem der besten Animefilme der letzten Zeit, aber doch zu einem der sprichwörtlich sehenswertesten.
(Anzeige)