The Hateful 8
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The Hateful 8

„The Hateful 8“ // Deutschland-Start: 28. Januar 2016 (Kino) // 30. Mai 2016 (DVD/Blu-ray)

10.000 Dollar, das ist schon eine ganze Menge Geld. Kein Wunder also, dass Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell) jeden misstrauisch beäugt, der ihm oder seiner Gefangenen Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) näherkommt. Wenn es nach ihm ginge, er wäre direkt nach Red Rock gefahren, um dort seine Prämie einzusammeln. Das Schicksal hatte jedoch andere Pläne. Nicht nur, dass er unterwegs wohl oder übel erst seinen Kollegen Marquis Warren (Samuel L. Jackson) und den künftigen Sheriff Chris Mannix (Walton Goggins) einsammelt, er muss auch noch aufgrund eines heftigen Schneesturms in einer Hütte Zuflucht suchen, wo vier weitere zwielichtige Gestalten (Demian Bichir, Tim Roth, Michael Madsen, Bruce Dern) ihr Quartier aufgeschlagen haben.

Was wurde nicht im Vorfeld über The Hateful 8 gesprochen, Quentin Tarantinos achtem Film. Über das geleakte Drehbuch, was fast zum Projektaus geführt hätte. Über Tarantinos Entscheidung, alles im 70-Breitbildformat aufzunehmen, obwohl kaum ein Kino heute mehr diesen Standard unterstützt. Darüber, dass Komponistenlegende Ennio Morricone hier wieder zum Western zurückkehrt, jenem Genre, das untrennbar mit seinen Filmmusiken verbunden ist. Nun ist der Film da, in den USA eher enttäuschend gelaufen. Und auch hierzulande wird der Streifen sicher so manches enttäuschte Gesicht nach sich ziehen. Nicht weil das Resultat keinen Spaß machen würde – das tut es –, sondern weil hier vieles nicht so recht zusammenpassen will.

Es sind traumhafte Schneelandschaften, mit den Tarantino hier beginnt, die einen wortlos zurücknehmen in eine Zeit, in der man zu Pferde ausritt, Kopfgelder einstreichte, anderen ins Gesicht schlägt, ohne mit dem Gesetz Probleme zu bekommen. Eine Zeit, in der Land und Leute noch ein wenig rauer waren als heute. Ganz so umwerfend wie in The Revenant ist das nicht, aber doch genug, um das Hier und Jetzt zu vergessen. Tarantino genießt diesen Ausflug auch, lässt sich beim Vorantreiben seiner Geschichte kaum drängeln. Erst einmal wollen die acht Protagonisten zusammengeführt werden, was durchaus eine halbe Stunde in Anspruch nimmt, bevor dann der eigentliche Film beginnt.

Was genau dieser Film sein soll, wird jedoch nicht klar, zu sehr setzt er sich aus verschiedenen Elementen zusammen. So spielt beispielsweise die zweite Hälfte von The Hateful 8 ausschließlich in der Hütte. Ein solch begrenztes Setting muss kein Fehler sein, genügend Theaterstücke und auch Filme haben den Beweis längst erbracht. Es kann sogar Vorteile haben, indem man das Klaustrophobische betont, das Ausgeliefertsein. Davon ist bei Tarantino jedoch wenig zu spüren. Nicht nur, dass durch die Weitwinkelaufnahmen die Hütte ständig größer wirkt, als sie ist, die sich eigentlich aus der Geschichte ergebende Spannung, wenn acht mysteriöse, wenig vertrauenerweckende Gestalten zusammen eingepfercht sind, die bleibt fast völlig aus. Nur manchmal wird hier mit der Paranoia geflirtet, erinnert The Hateful 8 an den Klassiker „Und dann gab’s keines mehr“ von Agatha Christie. Aber ebenso wie die kleinen Ermittlermomente, die gleichfalls der Krimikönigin entnommen zu sein scheinen, wird das nicht sehr konsequent verfolgt.

Stattdessen wird hier geschlagen, geschossen, geschimpft und gestritten. Das kann durchaus lustig sein, da Tarantino hier eine Schar kauziger, moralischer verkommener Charaktere aufeinander loslässt, für diese auch ein fabelhaftes Ensemble gewinnen konnte. Dass Jennifer Jason Leigh eine Oscarnominierung als beste Nebendarstellerin ergattert hat, während die Geschichte selbst leer ausging, das darf man hier dann auch mal so unterschreiben. Dazu gibt es wieder die comichaften Gewaltexzesse und die sehr auf einen Coolnessfaktor bedachten Dialoge, die Fans des Regisseurs so an ihm lieben und die zu seinem Markenzeichen geworden sind. Es fehlt nur irgendwie an einem schlüssigen Gesamtkonzept. Schon Django Unchained hatte Probleme, seine Überlänge zu rechtfertigen, verlor sich in einem Endkampf, der die Geschichte unnötig hinaus-, den Film insgesamt runterzog. Bei The Hateful 8 geht es zum Schluss hingegen vergleichsweise schnell, dafür sind zwischendrin immer wieder Passagen, die das Ganze ergebnislos hinauszögern. Und das ist schade, denn hier sind so viele gute Zutaten – nicht zuletzt Morricones überwältigender Score –, für die man den Film lieben möchte, es am Ende aber nicht so richtig tut.



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Tarantinos zweiter Ausflug ins Westerngenre bringt viele gute Zutaten mit sich, darunter tolle Bilder, fabelhafte Schauspieler und eine fantastische Filmmusik. Das Potenzial wird jedoch oft zu wenig genutzt, „The Hateful 8“ ist unterhaltsam, insgesamt aber unausgegoren, zwischendurch auch etwas zäh, einfach nicht so spannend, wie er sein sollte.
7
von 10