We Are Still Here
© Tiberius Film

We Are Still Here – Haus des Grauens

(„We Are Still Here“ directed by Ted Geoghegan, 2015)

We Are Still Here
„We Are Still Here – Haus des Grauens“ ist seit 4. Januar auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray erhältlich

Der Unfalltod ihres Sohnes Bobby lastet schwer auf Paul (Andrew Sensening) und Anne Sacchietti (Barbara Crampton), sie finden einfach keinen Weg zurück in den Alltag mehr. Um wieder zu sich zu finden und ihr Leben in den Griff zu bekommen, beschließen die beiden, aufs Land zu ziehen, wo keine belastenden Erinnerungen auf sie warten. Doch trotz der neuen Umgebung, Anne wird das Gefühl nicht los, dass ihr Sohn die ganze Zeit bei ihnen ist. Alles nur Einbildung? Oder ist da doch mehr dran? Das befreundete Paar May (Lisa Marie) und Jacob Lewis (Larry Fessenden), beide dem Übersinnlichen nicht abgeneigt, sollen Licht ins Dunkel bringen. Was sie darin finden, hat mit einer fröhlichen Familienzusammenführung jedoch nichts am Hut.

„In was für einer Zeit sind wir hier denn gelandet?“, möchte man am Anfang fragen. Nicht nur, dass We Are Still Here Ende der 70er spielt und eine entsprechende Einrichtung des neuen Domizils zur Folge hat. Auch der leicht körnige Look und die ruhige Erzwählweise erinnern daran, dass es früher nur ein unheimliches Haus gebraucht hat, um den Zuschauer in Angst und Schrecken zu versetzen. Gemäß dem Szenario gibt es hier dann auch keine großen Effekte und selbstironischen Verweise oder Anspielungen, Regisseur und Drehbuchautor Ted Geoghegan reicht eine abgelegene Gegend, ein finsterer Keller, weite Winterlandschaften und ein ausgiebiges Spiel mit Licht und Schatten.

Das ist nicht neu, soll es auch gar nicht sein, eher ein fast schon nostalgisches Vergnügen für Genrefans der alten Schule. Passend dazu wurden auch größtenteils Hauptdarsteller in den 50ern ausgewählt, anders als bei vergleichbaren Horrorfilmen mit tragischer Vorgeschichte wird nicht um ein Kleinkind, sondern einen ausgewachsenen Sohn getrauert. Das hat inhaltlich keine großen Auswirkungen, ist aber doch eine Wohltat angesichts der vielen Kollegen, die einen mit ständig kreischenden Teenies um die Nerven bringen wollen. Gerade zu Beginn ginge We Are Still here auch als Drama durch, wenn kleinere Seltsamkeiten auch auf Anne zurückzuführen wären, die nicht loslassen kann.

Später gibt Geoghegan seine Zurückhaltung jedoch wieder auf. Hatte es vorher nur kurze und letztendlich harmlose Auseinandersetzungen mit fremden Mächten gegeben, stehen nun die Tore zur Hölle sperrangelweit offen. Subtiler Horror gehört damit der Vergangenheit an, stattdessen dürfen dann Splatterfans ihren Bedürfnissen nachkommen. So ganz wollen diese beiden Hälften nicht zusammenpassen, We Are Still Here will zwei Filme auf einmal sein. Von Ausnahmen wie You’re Next – in dem Barbara Crampton übrigens auch schon eine Hauptrolle hatte – einmal abgesehen, geht ein solches Unterfangen selten gut aus. Und auch Geoghegan hat mit diesem Balanceakt zu kämpfen, der Umschwung ist dann doch ein wenig zu abrupt und stark, die Effekte aufgrund eines niedrigen Budgets auch nicht überzeugend genug. Dafür aber hält er inhaltlich noch ein paar Überraschungen zum Schluss bereit. Meint man über lange Zeit, die Geschichte eigentlich schon zu kennen, wird man dann eines Besseren belehrt. Das alleine reicht zwar nicht, um den Haunted-House-Vertreter wirklich aus dem Mittelfeld herauszukatapultieren, das Zielpublikum zumindest kommt aber auf seine Kosten.



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Anfangs ein ruhiger, atmosphärischer Haunted-House-Horror mutiert „We Are Still Here“ später zu einem expliziten Splatterstreifen. Der Übergang ist recht abrupt, die Spezialeffekte billig. Dafür belohnt einen der Film zum Ende hin mit ein paar inhaltlichen Überraschungen.
5
von 10