(„Akame ga Kiru!“ directed by Tomoki Kobayashi, 2014)
Als sich Tatsumi auf die beschwerliche Reise in die Kaiserstadt begibt, dann in der Hoffnung, dort eine Arbeit zu finden und Geld in sein von Armut geplagtes Heimatdorf schicken zu können. Aber dann kommt doch alles ziemlich alles: Gleich zu Beginn wird Tatsumi ausgeraubt und ist nun völlig mittellos selbst auf die Hilfe wohlmeinender Fremde angewiesen. Eine solche scheint die engelsgleiche Aristokratin Aria zu sein, welche ihn auf der Straße aufliest und zu sich nach Hause einlädt. Ende gut, alles gut? Das nicht, denn noch in derselben Nacht wird das Anwesen von einer Assassinengruppe heimgesucht, die alles niedermetzelt, was sich ihr in den Weg stellt. Nur Tatsumi wird verschont. Mehr noch, die Meuchelmörder laden ihn ein, einer von ihnen zu werden, um sie bei ihrem Kampf gegen die korrupte Oberschicht zu unterstützen, welche der eigentliche Grund sind, weshalb es den Menschen im ganzen Land so schlecht geht.
Eines muss man dem Animationsstudio White Fox ja lassen: Sie suchen sich recht ungewöhnliche Vorlagen für ihre Adaptionen. Nach dem schwertlosen Schwertkämpfer von Katanagatari, dem Zeitreiseanime Steins;Gate, dem Waffenschieberanime Jormungand und der teuflischen Komödie The Devil Is A Part-Timer! dreht sich dieses Mal alles um eine Assassinengruppe – bei Animeprotagonisten nicht unbedingt die alltäglichste Berufswahl. Andererseits ist hier vieles nicht wirklich alltäglich. Beispiel Brutalität: Wie bei der Mangavorlage von Takahiro hält man sich auch bei der Verfilmung nicht zurück. Da wird eine holde Maid in Stücke gehackt, Körperteile fliegen durch die Gegend, Menschen werden zu Tode gefoltert oder für barbarische Experimente herangezogen. Wenn in der ersten Folge die Rede davon ist, dass nicht riesige Drachen, sondern Menschen die schlimmsten Monster sind, war das kein Witz.
Ein bisschen härter im Nehmen sollte man da schon sein, sich vielleicht emotional auch nicht zu sehr an die Figuren binden. Denn wie sich schnell zeigt: Eine Überlebensgarantie gibt es in Akame ga Kill! nicht, für niemanden. „Wie viele werden wohl sterben?“, fragt sich Kurome, die kleine Schwester der Titelfigur später einmal. Und das tut man als Zuschauer auch, wenn links und rechts die Guten wie die Bösen fallen. Sofern man hier überhaupt mit Kategorien wie gut und böse hantieren kann. Denn auch wenn die Sympathien später eindeutig bei Night Raid liegen, die Gegner sind nicht durchgängig schlecht, manch einer meint bis zum letzten Atemzug, für die richtige Seite und die Gerechtigkeit zu kämpfen, indem sie dem Kaiser die Treue halten. Die eine oder andere tragische Hintergrundgeschichte gibt es dabei auch, wird aber glücklicherweise nie so ausgenutzt wie bei mancher Konkurrenzproduktion.
Damit es nicht ganz zu duster wird, darf zwischendrin dann auch immer mal wieder gelacht werden. Ein netter Running Gag ist beispielsweise der ständige Kampf ums Essen. Und auch wenn sich die (Anti-)Helden auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen, hat das komische Momente: Beide Seiten verwenden recht seltsame Waffen, die mal die Form von einer Schere haben können, hellseherische Fähigkeiten verleihen oder ein kleines Knuddeltier zu einem riesigen, zähnefletschenden Ungeheuer anwachsen lassen, da treffen tödliche Fäden auf überproduktive Schweißdrüsen. Der ständige Wechsel von Horror zu Komödie ist schon ein wenig seltsam, der Spannungskurve hilft der uneinheitliche Ton kaum.
Dass die eher gering ist, liegt aber auch an der fehlenden Abwechslung. In den ersten Episoden wird nach dem Prinzip „Mission of the Week“ jedes Mal gegen einen neuen Feind ausgerückt, ohne dass die Geschichte sich groß weiterentwickelt. Später werden die Kämpfe zahlreicher, länger und epischer, es mischen auch immer mehr Leute mit. Inhaltlich bewegt man sich in den 24 Episoden aber kaum vom Fleck, von besagten Hintergrundgeschichten der Figuren einmal abgesehen, hat Akame ga Kill! kaum etwas zu erzählen, auch beim großen Finale zeigte man sich recht genügsam. Wirklich revolutionär ist die Mangaverfilmung daher trotz des Revolutionsthemas sicher nicht, insgesamt aber recht unterhaltsam. Hübsch anzusehen ist sie auch, vor allem während der cool inszenierten Kämpfe, auch die vereinzelt schicken Stadtbilder machen was her. Wer es mag, bekommt zudem die eine oder andere etwas freizügigere Szene geboten, inklusive der obligatorischen, hier jedoch völlig unpassenden Strandepisode. Aber bei einer Serie, die sich das Unpassende zum eigenen Motto gemacht hat, ist das dann irgendwo auch schon wieder passend.
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