(„Un moment d’égarement“ directed by Jean-François Richet, 2015)
Sommer, Sonne, Strand und Meer. Die besten Freundinnen Louna (Lola Le Lann) und Marie (Alice Isaaz) freuen sich auf einen Sommerurlaub auf Korsika mit Partys und Jungs. Wären da nicht ihre Väter, die sich den beiden anschließen, um aus dem Trip einen Familienurlaub zu machen. Kaum angekommen, regiert Lounas Papa Antoine (François Cluzet) mit eiserner Faust und würde die beiden am liebsten gar nicht mehr aus den Augen lassen. Maries Vater Laurent (Vincent Cassel) hingegen sieht die ganze Sache etwas entspannter und gibt den beiden ihre Freiheiten. Er ist es dann auch, der die beiden als Aufsichtsperson auf eine der Strandparties begleitet. Dort geschieht es dann und Louna, die schon seit längerem ein Auge auf Laurent geworfen hat, schafft es, ihn zu verführen. Am nächsten Morgen bereut dieser seinen Fehltritt jedoch zutiefst, während Louna noch im siebten Himmel schwebt. Wäre das nicht schon Drama genug, gibt es da noch Laurents Tochter und Lounas Vater, die von der Affäre nichts wissen. Es beginnt ein Spießrutenlauf um die Wahrheit und ein Sommer den keiner der Beteiligten so schnell vergessen wird.
Hurra, elternfreie Zone! Wenn das mal so einfach wäre. Zwei beste Freundinnen machen Urlaub auf Korsika; im Schlepptau ihre ebenfalls befreundeten Väter; gefolgt von einer Affäre und dem unausweichlichem Drama, welches der Sex mit dem Vater der besten Freundin nun mal mit sich bringt. Wirft man einen Blick auf die Cast des Films, springen einem zugleich François Cluzet und Vincent Cassel ins Auge, die beiden Väter des Films. Ersterer dürfte vielen spätestens durch seine Rolle des querschnittgelähmten Philippe in Ziemlich beste Freunde ein Begriff sein, während sich Vincent Cassel durch Filme wie Black Swan und den Ocean’s Teilen einen Namen machen konnte. Beide überzeugen durch eine solide Darbietung, bleiben jedoch hinter ihren Erwartungen zurück. Die bildhübschen Töchter, Alice Isaaz (La crème de la crème) und Lola Le Lann überzeugen ihrerseits durch frischen Wind. Letztere feiert mit ihrer Rolle der Louna ihr Filmdebüt, konnte sie bislang nur auf kleinere Serienrollen zurückblicken.
Doch funktioniert die Paarung bekannter und erfahrener Schauspieler, mit zwei hübschen, aber relativen Newcomern? Jein. Dies ist allerdings überwiegend dem Drehbuch geschuldet. Es mangelt an Sympathieträgern und Leidenschaft. Wirkt das Quartett zu Beginn noch entspannt, fällt die Stimmungslage nach der Affäre gen Gefrierpunkt. Da wäre Antoine, der während der Anreise schon mit der Trennung seiner noch Ehefrau zu kämpfen hat, später begibt er sich auf die Wildschweinjagd, die sein Gelände verwüsten und dann wird sein kleiner Engel auch noch entjungfert. Da bekommt auch ein gestandener Mann wie Antoine eine waschechte Krise. Der relaxte Laurent verfällt in eine regelrechte Depression nach der Affäre und versinkt bis zu letzt in einem Cocktail aus Reue und Demut. Marie, Laurents Tocher, bemerkt am Morgen der Affäre, dass Lola die Unterhose ihres Vaters trägt und so ist auch ihre Stimmung für den Rest des Films im Keller. Zum Schluss wäre da noch Lola, die sich Hals über Kopf in Laurent verliebt hat und ihn das auch in jeder Sekunde spüren lässt. Aus einer Schwärmerei entwickelt sich schon bald eine beinahe krankhafte Liebe, die mehr besorgniserregend, als beneidenswert ist.
Der Vater meiner besten Freundin fängt die Grundessenz des Dramas gut ein, stolpert am Ende allerdings über zusätzliche Handlungsstränge, die im Verlauf des Films keine weitere Bedeutung finden und die dürftige Geschichte auf seine volle Spielfilmlänge strecken. Die allgegenwärtige Spannung zwischen den Charakteren tut ihr übriges und so ist man nach 100 Minuten ein kleines Stück erleichert, wenn der Abspann läuft. Es fehlen die Momente der Sorglosigkeit und der Entspannung. Der Zuschauer wird mit auf einen Familienurlaub nach Korsika genommen und findet sich am Ende um einen Esstisch peinlicher Stille und beengender Depression wieder. Beim nächsten Mal dann vielleicht doch lieber Urlaub beim Psychiater oder gleich Zuhause bleiben.
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