(„Girls und Panzer“ directed by Tsutomu Mizushima, 2012)
Das hatte sich Miho Nishizumi nun wirklich anders vorgestellt. Da wechselt die Nachkommin einer altehrwürdigen Panzerfahrerfamilie extra auf eine Schule, in der die Kriegsführung nicht auf dem Schulplan steht. Und dann wird der ausgerechnet pünktlich zu ihrer Einschreibung doch wieder eingeführt. Mehr noch: Das Mädchen wird von der Schule sanft, aber bestimmt gedrängt, dieses Wahlpflichtfach zu belegen, sonst gäbe es für sie und ihre neuen Freundinnen Konsequenzen. Widerwillig fügt sich Miho ihrem Schicksal, muss dabei aber feststellen, dass Panzerfahren mit den richtigen Leuten sogar richtig Spaß machen kann.
Eines muss man Girls und Panzer ja lassen, das Szenario ist wirklich mal was Neues. Panzer, normalerweise Element düster-dreckiger Kriegsfilme, werden hier zum Spielzeug einer Horde von Schulmädchen. Jungs? Die haben in einem Panzer nichts zu suchen, wie hier schon früh klar gemacht wird, die alte urjapanische Kunst des Panzerfahrens ist reine Mädchensache. Tatsächlich tauchen während der gesamten 12 Folgen keine nennenswerten Männer auf, es dauert auch einige Zeit, bis überhaupt einmal eine männliche Stimme zu hören ist. Ob dahinter nun eine feministische Absicht steckt oder die Freude am Blödsinn, sei mal dahingestellt, witzig ist es irgendwie schon. Wie oft sieht man schon Schulmädchen, deren Kulleraugen beim Anblick historischer Panzer glänzen? Wo sonst wird Panzerführung an Schulen als geleichberechtigtes Wahlfach neben Blumenstecken und Kalligraphie angeboten?
Weniger witzig sind die kriegsverherrlichenden Tendenzen, die sich immer wieder einschleichen. Mal wird geradezu nostalgisch des deutschen Blitzkrieges während des Zweiten Weltkrieges gedacht, an anderer Stelle trällern die Kampfmädels fröhliche Kriegslieder. Das ist insofern manchmal verstörend, da das Drumherum doch eher auf junge Mädchen gemünzt ist, brutal wird es hier nie, alles nur ein Spiel. Gewissermaßen. Ob sie Make-up auftragen solle, fragt sich eine der zunehmend zahlreicheren Protagonistinnen einmal, schließlich würde ihr Wettbewerbskampf im Fernsehen übertragen. Und da könnten ja Jungs zuschauen, die ihr in Zukunft dann Liebesbriefe schreiben. Es sind dann auch eher Kleinmädchensorgen, welche Miho und den Rest umtreiben wie die Emanzipation von der eigenen Familie und eben die Suche nach dem Traummann.
Das satirische Potenzial wird von Regisseur Tsutomu Mizushima (Another, Blood-C) und Drehbuchautorin Reiko Yoshida (Das Königreich der Katzen) also nur wenig genutzt. Klar ist es witzig, wenn Panzer mit Duftspendern und Kissen aufgehübscht werden, sie zwischenzeitlich pinkt angemalt oder mit Bildern von Enten oder Hasen zugekleistert werden. Ansonsten aber ist die Serie über weite Strecken eher langweilig, unterscheidet sich nur durch die Stahlungetümer von vergleichbaren Schulserien. Erst zum Ende hin nimmt die Geschichte an Fahrt auf, wenn die wild zusammengewürfelte Amateur-Panzer-Gang es in besagten Wettbewerb mit anderen Schuldivisionen zu tun bekommt. Dann wird es plötzlich recht actionreich, Schlachten dürfen schon einmal zwei Episoden in Anspruch nehmen, gerade die unorthodoxen Manöver von Miho sorgen dann für Laune.
Sofern sie einem die Optik nicht verdirbt: Es ist schon wenig beglückend, was das wenig bekannte Studio Actas da so abliefert. Nicht nur, dass die Animationen und die Effekte dürftig sind, bei gerade einmal zwei wichtigen Elementen – Mädchen und Panzer – sollte man meinen, dass die ein bisschen mehr hermachen. Irrtum. Die Designs der Protagonistinnen sind so austauschbar, dass man sich selbst innerhalb der Serie kaum die Personen merken mag. Und die Fahrzeuge sind billige CGI-Ungetümer, die sich vor kargen Hintergründen bekriegen. Mehr als Durchschnitt ist der Anime allein schon deshalb nicht. Für einen nett-geistlosen Zeitvertreib an einem regnerischen Sonntag reicht es aber, da hat der hierzulande neuerdings so kräftig an Titeln wachsende Animemarkt schon Schlimmeres an Land gespült.
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