(„Cars Toons: Mater’s Tall Tales“ directed by John Lasseter, Rob Gibbs, 2008-2010)
Auch wenn man es ihm nicht ansieht, der rostige Abschleppwagen Hook war nicht immer nur ein einfacher Bürger des Wüstenstädtchens Radiator Springs. Früher einmal hat er eine ganze Reihe großer Abenteuer erlebt, war als Detektiv unterwegs, löschte Brände oder machte als Rockstar Karriere. Sein bester Freund Lightning McQueen mag das alles nicht so recht glauben, muss sich aber immer wieder eines Besseren belehren lassen.
Dass man einen Erfolg auskosten, im besten Fall auch wiederholen möchte, ist nur zu verständlich. Warum mit Cars aber ausgerechnet einer der schwächeren Filme der Pixar Studios derart ausgeschlachtet wurde, das muss man nicht unbedingt verstehen. Zusätzlich zu den Fluten an Merchandising, vor denen es kein Entkommen gab, gab man auch filmtechnisch richtig Gas. Nicht nur dass der richtige Nachfolger Cars 2 sich ein paar Jahre später anschloss, ein Cars 3 bereits angekündigt wurde und sogar zwei Film-Spin-offs (Planes, Planes 2) in die Kinos kamen, auch das Fernsehen wollte mit den vorlauten Autos erobert werden.
Unter dem Titel Cars Toons entstanden bislang 15 Episoden der Miniserie, die ersten 11 davon im Rahmen von Mater’s Tall Tales, neun dieser 11 wiederum sind auf Deutsch als Hooks unglaubliche Geschichten erschienen. Das leichte Namen- und Zahlenwirrwarr ist aber auch das einzige, was bei der Serie etwas komplexer ist, inhaltlich sind Hooks große Auftritte einfach. Sehr einfach sogar. Denn sie alle folgen streng dem ewig gleichen Muster: Hook erzählt von einer unglaublichen Karriere, Lightning zweifelt an dieser, befindet sich darauf in der Erzählung. Am Ende gibt es in der Gegenwart einen kleinen Beweis, dass die Erzählung war ist.
Abwechslung sollte man sich daher besser nicht bei Hooks unglaubliche Geschichten erhoffen, hier versuchte man gar nicht erst, an der Formel zu rütteln. Die strukturelle Langeweile wird von der inhaltlichen aber fast noch übertroffen. Absurd sind einige der Einfälle schon, allein die Vorstellung, dass der ansonsten minderbemittelte Abschleppwagen plötzlich große und so unterschiedliche Karrieren einlegt, ist für ein kleines Schmunzeln gut. Sobald aber die Neugierde befriedigt ist, welche Rolle Hook wohl dieses Mal spielt, ist der Höhepunkt der Episode bereits erreicht. Die restliche Zeit wird man mit Warten und einem gequälten Lächeln verbringen, wenn einen die Serie eins lehrt, dann wie lang einige Minuten sein können. Und das obwohl Pixarurgestein John Lasseter (Toy Story) bei den meisten Episoden Regie führte.
Nicht einmal die Optik, sonst der Rettungsanker der schwächeren Pixar-Filme, kann dem Projekt noch helfen. Dass man an eine Miniserie nicht die gleichen Ansprüche stellen sollte wie an einen echten Leinwandauftritt, leuchtet ein. Dass Hooks unglaubliche Geschichten aber zeitgleich zu Wall-E entstanden ist, das schockiert dann doch ein wenig, so eintönig, detailarm und lieblos ist das Gezeigte. Für Kinder – und die sollten hier wohl angesprochen werden – sind die inhaltlich wie visuell primitiven Erzählungen vielleicht noch vertretbar, schließlich braucht es hier nicht mal eine wirkliche Aufmerksamkeitsspanne. Als Erwachsener darf man die Scheibe aber getrost ignorieren, sofern man nicht gerade versucht, seine Pixar-Sammlung zu vervollständigen.
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