(„Spectre“ directed by Sam Mendes, 2015)
Kurz nach den Ereignissen von Skyfall erhält der Doppelnull-Agent James Bond (Daniel Craig) noch einen letzten inoffiziellen Auftrag von seiner alten Chefin. Dieses Mal führt es ihn nach Mexiko-City, wo er eine Spur der Verwüstung hinterlässt und einen Hinweis auf eine weitreichende Verbrecherorganisation bekommt. Ihr Name lautet ‚Spectre‘. In Rom schafft es Bond, sich zu einem Geheimtreffen Zugang zu verschaffen. Dort trifft er auf Franz Oberhauser (Christoph Waltz), den Kopf der Organisation. Um ihm bei seinen weiteren Plänen einen Schritt voraus zu sein, macht 007 die junge Madeleine Swann (Léa Seydoux) ausfindig, an der Oberhauser auch interessiert zu sein scheint.
Zur selben Zeit hat M (Ralph Fiennes) in London mit dem jungen und aufstrebenden Max Denbigh (Andrew Scott), Chef des ‚Centre for National Security‘, zu kämpfen. Dieser ist nämlich der Ansicht, dass das Doppelnull-Programm der Vergangenheit angehören sollte, da der totalen Überwachung, seiner Meinung nach, die Zukunft gehört. Dies könnte also nicht nur Bonds gefährlichste Mission werden, sondern auch seine letzte.
An was denkt man nicht alles, wenn man an die Filme des Agenten mit der Lizenz zum Töten denkt: Martinis, Bond-Girls, Folterszenen, Verfolgungsjagden, hübsche Anzüge und so weiter. Man könnte dieser Liste ohne weiteres noch einige Punkte mehr hinzufügen. Und genau das ist es, was James Bond eins ums andere Mal so erfolgreich macht. Die Filme sind nicht nur gut gemacht, sondern haben auch einen nahezu einzigartig hohen Wiedererkennungswert. Und genau deshalb lieben so viele Menschen dieses Franchise! Im Groben weiß man schon, was einen erwartet, wenn man den Kinosaal betritt, doch man sieht trotzdem immer wieder gerne zu und lässt sich mitreißen und unterhalten. Wenn die nächsten Filme nicht vollkommen in den Sand gesetzt werden, ist es gut möglich, dass uns diese Filmreihe alle überdauern wird.
Mir dem neuesten Teil Spectre tritt man nun aber ein wenig auf der Stelle. Er ist zwar kein Totalausfall, aber auch bei weitem nicht der große Wurf, den man sich erhoffen konnte. Dies Erkenntnis kommt schlussendlich doch ein wenig überraschend, denn die Voraussetzungen deuteten auf ein gänzlich anderes Ergebnis hin. Schließlich konnte man nicht nur den zweifachen Oscarpreisträger Christoph Waltz als Bösewicht gewinnen, eine Rolle, die ihm zweifelsohne liegt, sondern auch gewohnt große Namen für die Nebenrollen auffahren. Ralph Fiennes, Naomie Harris, Ben Whishaw, Andrew Scott, Dave Bautista. Sie alle stehen für großes Kino, wobei auch alle mit ihren Leistungen die Vorschusslorbeeren rechtfertigen und vor allem die drei Erstgenannten bekommen eine wenig Raum zur Entfaltung, was ihren Figuren und dem ganzen Film sichtlich gut tut. Darüber hinaus hat man mit Sam Mendes erneut einen mehr als fähigen Regisseur an Bord, der noch dazu über die stattliche Summe von 300 Millionen Dollar verfügen konnte. Wenn man dies so liest, ist es nicht leicht zu glauben, dass bei diesem Projekt ernsthaft etwas hätte schiefgehen können.
Und auch nachdem der Film angefangen hat, scheinen sich die hohen Erwartungen zu erfüllen. Die Eröffnungssequenz in Mexiko schlägt sofort ein hohes Tempo an und lässt den Zuschauer am Ende nahezu atemlos zurück. Nach diesem Einstieg steigt nochmals die Freude auf das Darauffolgende, was umso bedauerlicher ist, da der Rest des Films es zu keinem Zeitpunkt mehr schafft, dieses Niveau erneut zu erreichen. Was folgt ist eine Mischung aus Routine und dem gescheiterten Versuch alles zu einem Großen und Ganzen zusammenzufügen.Man bekommt die gewohnte, etwas überinszenierte, Bond-Action, gut aussehende, wenn auch teilweise ein klein wenig seelenlos wirkende, Kampfszenen und Verfolgungsjagden, sowie abwechslungsreiche internationale Schauplätze, die entweder sehr dunkel oder äußerst hell gehalten sind. An manchen Stellen durchaus ein Härtetest für die Augen.
Dass dann aber ausgerechnet das Drehbuch die größte Schwäche bei Spectre ist, hätte man vorher kaum für möglich gehalten, waren doch die gleichen Autoren am Werk, die auch für den starken Skyfall verantwortlich waren. Schon allein die Tatsache, dass man dem überragenden Christoph Waltz eine so langweilige Figur bereitstellt, deren Motivation darüber hinaus mehr als lächerlich ist, ist schon mehr als nur eine grobe Fahrlässigkeit. Der Österreicher macht zwar noch das Beste daraus, doch mit einer besseren Vorlage hätte er ohne Zweifel das Zeug für einen epischen Bond-Bösewicht gehabt. So kommt es sogar, dass der von Andrew Scott, die meisten werden ihn sicherlich aus der Serie Sherlock kenn, gespielte Charakter fast noch ein wenig interessanter ist, was aber auch vor allem daher rührt, dass man ihn über eine lange Zeit hinweg nicht so recht einschätzen kann. Seine Storyline bekommt auch erst am Ende eine wirkliche Daseinsberechtigung, welche einen zu diesem Zeitpunkt aber auch kaum mehr interessiert. Somit gilt auch hier: Gut gespielt, aber aufgrund des schlechten Skripts wäre noch deutlich mehr drin gewesen.
Was aber letzten Endes noch weniger glückt, ist der Versuch, Spectre mit den vergangenen Bond-Filmen in denen Daniel Craig die Hauptrolle spielte zu verbinden. Ohne irgendwelche Anhaltspunkte versucht man einen Zusammenhang herzustellen, ohne sich wirklich im Klaren darüber zu sein, wie man es denn nun machen will. Am Ende wird dann viel angedeutet, ohne dass man wirklich etwas erklärt. Das kann sich zwar im Ansatz selber erklären, was man mit diesem Versuch bezwecken wollte, nämlich Spectre als einen Film zu etablieren, der sowohl Casino Royale, als auch Ein Quantum Trost und Skyfall miteinander verbindet und so unweigerlich über ihnen angesiedelt ist. Nicht nur, dass man diesen Versuch an die Wand fährt, man nimmt somit auch den drei Vorgängern ein Stück von ihrem Glanz. Und als sei das nicht schon alles genug, so wird man auch noch am Ende ein wenig enttäuscht, denn dieses ist für Bond-Verhältnisse ganz schön unspektakulär und passt somit auch zu den vorangegangenen 130 Minuten.
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