(„Yi ge ren de wu lin“ directed by Teddy Chan, 2014)
Einst war Kung-Fu-Experte Mo (Donnie Yen) ein hoch angesehener Mann, bis zu jenem Tag, als er des Mordes wegen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Als er im Knastfernsehen von einem grausamer Killer (Baoqiang Wang) erfährt, wittert er seine Chance, vorzeitig entlassen zu werden, indem er der Polizei seine Hilfe bei der Tätersuche anbietet. Zunächst lehnt die leitende Inspektorin Luk (Charlie Yeung) dankend ab. Erst als weitere Morde geschehen und sie dahinter ein System vermutet, lässt sie sich auf den Deal ein.
Asiatische Filme gehören seit jeher zum obligatorischen Teil des Fantasy Filmfests, da war auch 2015 keine Ausnahme: Gleich ein halbes Dutzend Streifen aus Fernost kämpften um die Geldbeutel der Besucher. Während es sich die Konkurrenz aber im Horrorbereich gemütlich machte – die einen ernster (Office), die anderen humorvoller (Parasyte, Yakuza Apocalypse) – war Kung Fu Killer der einzige Beitrag, der das Verlangen nach zünftigen Martial-Arts-Einlagen befriedigte. Dieser war dafür umso prominenter besetzt. Gewissermaßen. Wie viele Genregranden hier unterwegs sind, wird einem erst durch den Abspann bewusst, der die oft nur sekundenlangen Cameos gewissenhaft auflistet und für einige Aha-Momente sorgt.
Aber über allen thront ohnehin Donnie Yen, einer der wenigen, die sich noch in einer verlässlichen Frequenz ins filmische Kampfgetümmel stürzt. Bis er hier seine bekannten Techniken einsetzen darf, vergeht jedoch eine ganze Weile, denn zunächst einmal stehen die Auseinandersetzungen des Killers mit seinen nicht minder kung-fu-affinen Gegner auf dem Plan. Schön dabei ist die hohe Abwechslung der Prügeleien, was nicht nur an dem raschen Austausch (plus Ableben) der Opfer liegt, sondern auch an der sich ständig wechselnden Technik. Beim einen Kampf kommen die Arme zum Einsatz, beim nächsten die Beine, auch Waffenfans dürfen sich auf einen gesonderten tödlichen Wettstreit freuen.
Eine inhaltliche Begründung für die Metzelvielfalt gibt es sogar, sowohl für die Tat an sich wie auch für die Wahl der „Waffen“. Hohe Erwartungen sollte man aber besser nicht daran knüpfen. Schon die Grundgeschichte ist sehr an den Haaren herbeigezogen, verpasst es, einen wirklich glaubhaften Zusammenhang herzustellen. Und das wird mit der Zeit nicht besser, immer wieder stolpert Kung Fu Killer über seine eigenen Logiklöcher. Der Krimiteil ist ebenso wenig beglückend, denn auch wenn später noch eine kleine Wendung eingebaut wird, der Täter steht von vornherein fest, was er tut genauso. Spannung kommt auf diese Weise kaum auf, da hätte es doch zumindest irgendwo noch ein Element der Ungewissheit gebraucht.
Gewiss ist im Gegenzug, dass es hier einiges fürs Auge gibt, gerade auch wenn man mit den Martial-Arts-Filmen von einst aufgewachsen ist. Ein bisschen wird sich hier schon an der Moderne versucht in Form von (nicht wirklich sehenswerten) Computereffekten. Die Kämpfe an sich bestehen aber noch immer überwiegend aus Drahtseilakten, die keinen Anspruch auf Realität oder naturwissenschaftliche Gesetze erheben, dafür aber schön anzusehen sind und mit ihrem hohen Tempo keinen Platz für Atempausen oder Langeweile lassen. Über die hanebüchene Geschichte muss man natürlich hinwegsehen können. Hat man dies geschafft, wartet eine Ansammlung von Actionszenen, die gleichzeitig brachial und elegant ist und den einen oder anderen nostalgisch vom Honkong-Kino der 90er Jahre träumen lässt.
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