Das hatte sich Jack Dwyer (Owen Wilson) etwas anders vorgestellt: Der Aufbau eines Wasserwerks in Südostasien sollte nicht nur den Einwohnern in Südostasien Zugang zu sauberem Wasser schaffen, sondern auch einen Neuanfang für ihn, seine Frau Annie (Lake Bell) und ihre beiden Töchter Beeze (Claire Geare) und Lucy (Sterling Jerins). Aus dem Traumland wird aber schnell ein Alptraum: Nicht nur, dass der Fernseher nicht funktioniert und sie von der Außenwelt abgeschnitten sind, sie platzen mitten in einen blutigen Bürgerkrieg, der die Ermordung aller westlichen Menschen zum Ziel hat. Unterstützung mitten in diesem Wahnsinn finden sie in dem mysteriösen Hammond (Pierce Brosnan), der alles dafür tut, um die Familie heil aus dem Land zu bekommen.
Stars auf der Flucht
Bei der Kombination aus Genre und Besetzung dürfte der eine oder andere stutzig werden. Gut, dass Pierce Brosnan auch nach dem Ende seiner nicht immer ruhmvollen Tage als Geheimagent nicht die Finger vom Actiongenre lassen kann, durfte er zuletzt in The November Man und Survivor zeigen. Aber Dauerlächler Owen Wilson als ein von Horden mordlustiger Asiaten gejagter Mann, völlig ohne Ironie? Das kommt dann doch etwas unerwartet. Das war es dann aber auch schon mit den Überraschungen, ansonsten hält sich Horrorspezialist John Erick Dowdle (Katakomben) an das, was er aus anderen Filmen gelernt hat.
Und zumindest anfangs braucht man dem Amerikaner, der zusammen mit seinem Bruder Drew auch das Drehbuch schrieb, keinen echten Vorwurf dafür zu machen. Wenn Jack in gespenstischer Stille in den Straßen steht, ihm langsam dämmert, was da vor sich geht, bevor die Hölle losbricht – das ist trotz des mit 5 Millionen Dollar bescheidenen Budgets großes Kino. Auch anschließend geht es dynamisch weiter, in Begleitung einer Handkamera dürfen wir nah dabei sein, wenn geborene Normalos sich in Ausnahmesituationen beweisen müssen. Dass die dabei über sich hinauswachsen ist klar, schließlich schreien solche Filme nach echten Helden.
Ein paar Grautöne
Immerhin, und das muss man den Dowdles zugutehalten, sie versuchen sich bei der Einteilung in gut und böse ein klein wenig an den Grautönen: Was zunächst wie der hysterische Überfall von Wilden wirkt, darf später aus gutem Grund geschehen, der Westen muss sich für neokolonisatorische Verbrechen verschämt in die Ecke stellen. Dazu passt auch, dass das Land in Südostasien den gesamten Film über namenlos bleibt, wir nur erfahren, dass es neben Vietnam liegt. Auf diese Weise sollte, vermutlich zumindest, verhindert werden, dass die wilden Gebaren der Volksmiliz als direkte Kritik an den konkreten Staaten aufgefasst werden. Dass es ein solches Vorbild gibt, ist hingegen klar, tatsächlich bildet eine persönliche Erfahrung der Brüder den Anlass: 2006 wären sie in Thailand fast selbst in einen Putsch geraten, No Escape wurde zudem dort gedreht.
Allzu viel nachdenken sollte man über den Thriller aber ohnehin nicht, nicht über die Geschichte, nicht über die namenlosen Asiaten, die Freund wie Feind niederknallen, nicht über diverse unplausible, mitunter unfreiwillig komische Momente, nicht über plötzliche Zufallslösungen. Stattdessen darf man sich ein bisschen dem Adrenalinrausch hingeben und die exotischen Kulissen bewundern, welche die gewöhnliche Hetzjagd etwas ungewöhnlicher machen. Mehr als B-Movie-Niveau ist No Escape trotz der bekannten Gesichter nicht, aber als filmischer Eskapismus lässt sich das Ergebnis dann doch gebrauchen.
OT: „No Escape“
Land: USA, Thailand
Jahr: 2015
Regie: John Erick Dowdle
Drehbuch: John Erick Dowdle, Drew Dowdle
Musik: Marco Beltrami, Buck Sanders
Kamera: Léo Hinstin
Besetzung: Owen Wilson, Lake Bell, Sterling Jerins, Claire Geare, Pierce Brosnan
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