Eine Welt ohne die Pixar Studios? Das mag man sich erst gar nicht vorstellen: Wie kaum ein anderes Animationsstudio haben sich die Kalifornier als Lieferant erstklassiger Filme etabliert, überzeugen mit technischer Klasse, ungewöhnlichen Helden, originellen Szenarios und einem Humor, der dank vieler Anspielungen tatsächlich für die gesamte Familie geeignet ist. Dabei war das ursprünglich gar nicht so gedacht. Als Pixar am 3. Februar 1986 – also heute vor 30 Jahren – aus einer Abteilung von Lucasfilm hervorging, war das für Käufer Steve Jobs nur eine Möglichkeit, wieder im Computermark Fuß zu fassen, nachdem er von Apple gekündigt worden war. Pixar Image Computer hieß das wichtigste Produkt und sollte in vielen Bereichen durch seine Möglichkeiten der Visualisierung verkauft werden. Das Interesse hielt sich jedoch in Grenzen, dafür war das High-Tech-Gerät dann doch zu teuer.
Was also tun? Wie konnte das Zielpublikum von den Fähigkeiten des Computers überzeugt werden? John Lasseter, der von Anfang an dabei war, wollte dies durch selbstproduzierte Animationskurzfilme erreichen, die eben mit dieser Hardware entstanden sind. Dass aus diesen Kurzfilmen einmal eines der bedeutendsten Animationsstudios werden sollte, das war war also eher ein schöner Nebeneffekt. Der Plan, den Absatz zu erhöhen, ging zwar nicht auf, die Kurzfilme erfreuten sich aber großer Beliebtheit. Einer der frühesten führte auch das spätere Maskottchen ein: Luxo Jr. (1986) handelte von zwei Tischlampen, die mit einem kleinen Ball spielen. Für die Demonstration gab es gleich die erste Oscarnominierung (als bester animierter Kurzfilm), seither ist die Lampe untrennbar mit dem Namen Pixar verbunden, ziert traditionell den Vorspann der Filme.
Apropos Oscar: Seit der Einführung der Kategorie „Bester Animationsfilm“ 2001 waren zehn Werke von Pixar für den wichtigsten Filmpreis nominiert, sieben davon bekamen die Statuette auch – das sind mehr als alle anderen Studios zusammen gewannen. Oben und Toy Story 3 waren zudem als „Bester Film“ des Jahres nominiert, das hatte zuvor nur 1991 Die Schöne und das Biest geschafft. Toy Story, mit dem Pixar 1995 sein Langfilmdebüt gab, kam zwar nicht so weit, wurde dafür aber als erster vollständig am Computer erstellter Film mit einem „Special Achievement Academy Award“ gekrönt. Heute ist die Geschichte um einen Haufen Spielzeuge, die unbeobachtet ein richtiges Eigenleben führen, zwar nicht allzu schön anzusehen, seinerzeit leistete man aber eine Pionierarbeit, die den gesamten Animationssektor umkrempelte.
Wer ständig neue Rekorde aufstellt, Kritiker wie Publikum mitreißt, hat jedoch ein Problem: immense Erwartungen. Und die wurden in den letzten Jahren nicht immer erfüllt. Nicht nur, dass das seit 2006 zu Disney gehörende Studio neuerdings immer häufiger auf Sequels, Prequels und Spin-offs vertraute, die Resonanz bei Cars 2 und Die Monster Uni war eher verhalten, auch Neuentwicklung Merida konnte nicht restlos überzeugen. Umso schöner war letztes Jahr die Überraschung, dass die einst so hoch gelobte Kreativschmiede doch noch neue und sehr gute Geschichten erzählen konnte: Alles steht Kopf erinnerte einen mit seiner gefühlvoll-witzig-verschrobenen Geschichte daran, wofür man die Kalifornier früher so liebte. Abschreiben sollte man Pixar also nicht, auch nach 30 Jahren Unternehmensgeschichte gehören sie zu den besten ihres Faches, sind selbst in ihren schwächeren Momenten einem Großteil der Konkurrenz meilenweit voraus.
Die Filme
Die Spin-offs
Auch wenn die Pixar-Sequels derzeit aus dem Boden sprießen, in Sachen Spin-offs war das Studio bislang auffallend zurückhaltend. Eigentlich sind es nur zwei Franchises, die sie in Nebengeschichten verwursten, die dafür umso kräftiger. Toy Story erhielt mehrere Kurzfilme, zwei TV-Specials (Toy Story of Terror!, Toy Story – Mögen die Spiele beginnen) sowie die Serie Captain Buzz Lightyear – Star Command, die ausnahmsweise nicht am Computer entstand, sondern die traditionelle Zeichentricktechnik verwendet. Cars wiederum wurde als Serie (Hooks unglaubliche Geschichten) adaptiert, brachte zudem Planes und Planes 2 hervor. Die beiden Letzteren sind aber wie Captain Buzz Lightyear auch keine originären Pixar-Werke, sondern entstanden bei der großen Mutter Disney.
Die Kurzfilme
Es ist eine ebenso lange wie schöne Tradition: Seit dem zweiten Spielfilm von Pixar (Das große Krabbeln) wurde jeder Kinoauftritt von einem kleinen Kurzfilm eingeleitet, in dem sich die Mitarbeiter an eigenen Werken versuchen konnten. Und das erfolgreich: Viele Male wurden die Amerikaner hierfür für einen Oscar als besten animierten Kurzfilm nominiert, 2016 war Piper der bislang dritte Beitrag, der den Beitrag mit nach Hause nehmen konnte. Die erzählerischen Ambitionen der großen Brüder braucht man hier allein der Kürze wegen schon nicht erwarten. Diverse Kurzfilme waren sogar als reine technische Demonstration gedacht.
Interviews
Auch wenn die Filme von Pixar natürlich für sich sprechen: Wir nutzen natürlich gern auch die Gelegenheit, uns mit den Künstlern und Künstlerinnen hinter den Filmen zu unterhalten. Unten findet ihr die Links zu den Interviews, die wir bislang zu den Filmen des Animationsstudios geführt haben.
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