(„Get Squirrely“ directed by Ross Venokur, 2015)
Als das notorisch räuberische Eichhörnchen Frankie nach einem längeren Aufenthalt im Zoo endlich wieder frei ist, soll es vorbei sein mit den krummen Dingern. So lautete zumindest der Plan. Und vielleicht hätte es sich sogar auch an seinen Vorsatz gehalten, wäre da nicht das diabolische A.C.O.R.N.S. Institute (Alternative Cosmetic Oils for Regenerative Natural Skin-care), welches den kompletten Waldbestand an Eicheln abgeerntet hat, um daraus eine Pflegecreme zu machen. Das bedeutet nicht nur, dass ein Großteil der Tiere den Winter nicht überleben würde. Für Frankie bietet sich zudem die Gelegenheit, das Herz seiner Angebeteten Lola zurückzuerobern, die ihm sein plötzliches Verschwinden damals noch immer übelnimmt. Und so trommelt der Nager eine Truppe tierischer Spezialisten zusammen, um A.C.O.R.N.S. zu überfallen und die Nüsse zurückzuholen.
Ein Animationsfilm über ein moralisch eher zweifelhaftes Eichhörnchen, das bei Menschen einbricht, um die darbenden Waldbewohner mit Nüssen zu versorgen? Da könnte so manch einer ein Déjà-vu-Erlebnis haben. Tatsächlich erzählte das vor fast genau einem Jahr veröffentlichte Operation Nussknacker eine sehr ähnliche Geschichte. Ob das nun Zufall ist oder sich die Macher von Voll auf die Nuss doch an dem immerhin leidlich erfolgreichen Verwandten orientierten, darüber mag man spekulieren. Immerhin darf man das Abenteuer dieses Mal sogar auf der großen Leinwand erleben, anders als sein Kollege Surely wurde Frankie hierzulande ein regulärer Kinostart spendiert.
Gebraucht hätte es das nicht unbedingt, denn visuell hält sich das Vergnügen doch sehr in Grenzen. Einige der Figuren sind witzig gestaltet, wie oft sieht man beispielsweise eine Schlange mit Lippenpiercing? Bunt ist Voll auf die Nuss auch, wenn es darum geht, das Bild mit Farben zu füllen, da zeigten sich die Gestalter hier alles andere als zurückhaltend. Beides kann die technischen Mängel aber kaum verbergen. Während die Animationen noch in Ordnung gehen, mag man kaum glauben, dass im Jahr 2016 noch Filme mit derart rudimentären Szenerien auf den Markt kommen. Nicht nur, dass es hier relativ wenig Objekte gibt, sie sind außerdem sehr grob modelliert und mit nur wenigen Details versehen. Operation Nussknacker war zwar ebenfalls kein echter Hinkucker, hat im Vergleich aber dank seiner stilisierten Designs mehr als eine Nase vorn, mit tatsächlichen Referenzen kann Voll auf die Nuss ohnehin nicht konkurrieren.
Besser sieht es auf der inhaltlichen Seite aus. Dass Tiere in Animationsfilmen das menschliche Verhalten imitieren, das ist nichts Neues. Selten aber wurde das Spiel so weit getrieben wie hier. So trägt Frankie beispielsweise einen kleinen Anzug, der ihn schon optisch dem Gangstermilieu zuordnen lässt, der Anti-Held hat auch von seinen Proportionen her kaum mehr etwas mit einem tatsächlichen Eichhörnchen gemeinsam. Seine Freundin Lola wiederum ist Sängerin in einem Nachtclub und wartet darauf, auf eine große Tournee zu starten. Und Dachs Mr. Bellwood, Frankies alter Mentor, verfügt über so viel Vermögen, dass er sich daheim einen Billardtisch und einen Igel-Butler leisten kann. Das ist so absurd, dass man sich vereinzelt beim Schmunzeln erwischt.
Gleiches gilt für die zahlreichen Anspielungen. Schon der schön gemachte Vorspann verweist mit seiner Musik darauf, dass man sich im Vorfeld so manchen realen Heist-Movie angeschaut hat, auch später wurden etablierte Elemente des Genres bemerkenswert direkt übertragen, was Anlass zur Erheiterung gibt. Für die Situationskomik – das zweite Humorstandbein von Voll auf die Nuss – gilt das nicht. Vielmehr ist der Animationsfilm über weite Strecken ein sehr unkomischer Film, dem die zündenden Einfälle fehlen. Viele Witze wiederholen sich zudem, womit sich der Film keinen Gefallen getan hat. Ob man sich bzw. dem Nachwuchs den mit Frankies Raubtour allgemein tut, das ist eher zweifelhaft, dafür bietet dieser einfach nicht genug. Wer sich aber unbedingt die Wartezeit zu den demnächst startenden tierischen Hochkarätern Zoomania und Kung Fu Panda 3 vertreiben will und seine Ansprüche weit genug runterschraubt, der darf es auf eigene Gefahr versuchen.
(Anzeige)