Zoomania
© 2016 Disney

(„Zootopia“ directed by Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush, 2016)

„Zoomania“ läuft ab 3. März im Kino

Seit ihrer Kindheit schon träumt Hopps davon, später einmal als Polizistin zu arbeiten. Tatsächlich schafft sie den Abschluss, was für eine kleine Hasendame ein Novum ist, setzten sich die Freunde und Helfer doch bislang aus großen, mächtigen Raubtieren zusammen. Als sie in die Millionenstadt Zoomania versetzt wird, in der alle Tierarten zusammenleben, verschwindet die anfängliche Euphorie jedoch sehr schnell. Anstatt Verbrecher zu jagen, soll sie sich um Falschparker kümmern, wirklich ernst wird sie von niemandem genommen. Eine Chance bekommt sie aber doch noch: 48 Stunden hat sie, um den Fall verschwundener Tiere lösen, was keiner ihrer Kollegen geschafft hat. Viel Zeit ist das nicht, Hopps lässt sich davon aber nicht einschüchtern und findet bei ihren Ermittlungen auch einen ungewöhnlichen, äußerst unwilligen Partner: den Trickbetrügerfuchs Nick.

Disney und tierische Protagonisten, das hat eine lange und oft wunderbare Tradition. Tatsächlich entstammen einige der erinnerungswürdigsten Figuren des großen Animationsstudios aus dem Reich der Tiere, von Bambi über Bernard und Bianca bis zu Der König der Löwen. Nachdem zuletzt die Faunavertreter eine erstaunlich geringe Rolle im Mäusekonzern spielten, wenn überhaupt nur als unbedeutende Sidekicks gebraucht wurden, kommen sie hier mit aller Macht zurück. Mehr noch, Zoomania setzt den berühmten Vorgängern noch eins drauf, indem der Film die Tiere aus der Menschenwelt entführt und sie ihr eigene Städte bauen, eigene Gesellschaften gründen lässt – inklusive Autos, Eisdielen und eben einer Polizei.

Tiere in derart ungewohnten Situationen zu sehen, hat quasi automatisch einige Lacher zu Folge. Und auch das direkte Nebeneinander der unterschiedlichsten Tierarten ist immer für einen Witz gut – allein schon durch die enormen Größenunterschiede, wo sonst sieht man eine Häsin als Kollegin eines Elefanten? Entgegen der Befürchtungen ruhte man sich hier aber auf den Gimmicks nicht aus, man versuchte nicht krampfhaft, diese Idee auf Filmlänge auszubreiten. Stattdessen ist die Zusammenarbeit der beiden erfahrenen Regisseure Byron Howard (Rapunzel – Neu verföhnt) und Rich Moore (Ralph reichts) mit dem Neuling Jared Bush gerade deshalb so unterhaltsam, weil sie visuell wie inhaltlich eine der kreativsten Disneyleistungen seit Langem ist.

Da wäre zum einen der erstaunlich kompetente Kriminalfall, der das tierische Miteinander auseinanderzureißen droht. Sicher, versierte Rätselknacker dürften hier schon weit vor dem Ende eine Ahnung haben, wer oder was hinter der mysteriösen Welle von verschwundenen Tiere steckt. Gerade das etwas jüngere Publikum wird hier aber mit geschickt gelegten falschen Spuren schön in die Irre geführt. Wem das zu simpel ist oder sich allgemein weniger für die Verbrecherjagd interessiert, der darf immer noch mit den zahlreichen Wortspielen oder auch Anspielungen seine Freude haben. Stellenweise werden die sogar so zahlreich, dass man sich eher bei einem Pixar-Film wähnt, die traditionell stärker auch die Erwachsenen miteinbinden wollten. Das gelingt hier der Disneymutter nicht weniger gut, der 55. abendfüllende Animationsfilm der Amerikaner kann es mühelos mit den meisten Werken der Stehlampentochter aufnehmen.

Und das gilt dann auch visuell. Das Risiko der mangelnden Abwechslung, was normalerweise mit einem einzigen Schauplatz – hier eben die Stadt – einhergeht, wurde durch diverse Kniffe umgangen. Zum einen gibt es in Zoomania diverse Stadtbezirke, die verschiedenen Naturgebieten wie Dschungel oder auch Eis nachempfunden sind. Und selbst innerhalb der „normalen“ Stadt gibt es an jeder Ecke kleine liebevolle oft auch witzige Details zu entdecken, geradezu verschwenderisch wurde da mit den Ressourcen umgegangen. Dass es bei den Effekten und Animationen nichts zu befürchten gab, stand von vornherein fest, weshalb Zoomania schon jetzt zu den optischen Höhepunkten des Jahres gehört.

Wenn man etwas bemängeln möchte, dann ist es, dass der Film fast schon ein bisschen zu viel bietet, auf zu vielen Hochzeiten tanzt, einzelne Elemente wie das Buddy-Movie-Zusammenraufen von Hoops und Nick zudem sehr konventionell sind. Und dass die gutgemeinte Moral von der Geschichte – tolerier Leute, die anders sind! – mit der Brechstange in die Herzen und Köpfe der Zuschauer geprügelt wird. Eigene Schlüsse zu ziehen, das wollte man dem Publikum nicht zumuten, die eigene Message wird lieber einmal zu viel als einmal zu wenig unters Volk gebracht. Da man dem Inhalt dieser Moral aber nicht widersprechen mag, sie auch im Jahr 2016 nicht an Aktualität einbüßt – siehe Flüchtlingsthematik, siehe US-Wahlkampf –, kann man aber wohl nicht früh genug damit anfangen, das dem Nachwuchs mit auf den Weg zu geben. Und so lange das Zeigefingerwedeln mit so viel Spaß verbunden ist, darf es da gern mehr davon geben.



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„Zoomania“ nimmt einzelne konventionelle Elemente, platziert sie in einem originellen Umfeld, garniert das Ganze zudem mit erwachsenentauglichen Anspielungen und einer fantastischen Optik. Das Ergebnis ist einer der stärksten Disney-Filme der letzten Jahre, dem man dann auch die manchmal etwas penetrante Moral nicht wirklich übelnimmt.
8
von 10