Als die Tiere den Wald verliessen Staffel 1

Als die Tiere den Wald verließen – Staffel 1

(„The Animals of Farthing Wood – Season 1“ directed by Elphin Lloyd-Jones and Philippe Leclerc, 1992)

Als die Tiere den Wald verliessen Staffel 1
„Als die Tiere den Wald verließen – Staffel 1“ ist seit 5. Februar auf DVD erhältlich

Nachdem es in den letzten Ausgaben unseres fortlaufenden Animationsspecials etwas fantastischer zuging, kehren wir in Teil 99 in die Realität zurück. Tatsächlich ist die Kinderserie so realistisch (und teilweise hart), dass hier so manche Träne vergossen werden darf.

Der kleine See ist schon weg, der einstige Fluss nur noch ein dreckiges Rinnsal, auch die Bäume werden kontinuierlich weniger: Der Mensch hat den Wald unter Beschlag genommen und angefangen, ihn ohne Rücksicht auf Verluste zu einem Bauland umzuwandeln. Für die dort lebenden Tiere wird dadurch der Lebensraum immer knapper, bald schon wird ihnen nichts mehr geblieben sein. Da hat die Kröte den rettenden Einfall: warum nicht zusammen in den Weißhirschpark umziehen, der noch unberührt ist und somit für alle wieder Platz bietet? Doch der Weg ist weit. Und so beschließen die Waldtiere, alle zusammen die Reise anzutreten und während dieser Zeit auch niemanden aus der Gemeinschaft fressen zu wollen.

Beeindruckend ist die Zahl sicher: 19 öffentlich-rechtliche Sender aus 16 europäischen Ländern. So viele taten sich 1992 zusammen, um gemeinsam die Buchreihe „The Animals of Farthing Wood“ von Colin Dann fürs Fernsehen zu adaptieren. Beeindruckend, ja, aber irgendwo auch der Stoff, aus dem Alpträume gemacht sind, wenn riesige, mitunter schwerfällige Apparate zusammenfinden müssen. Das klingt schon nach endlosen Diskussionen und kleinsten gemeinsamen Nennern, nach glattgebügelten Geschichten. Doch genau das trat nicht in. Sicher, kleinere Veränderungen gab es bei der Umsetzung in eine insgesamt drei Staffeln und 39 Folgen umfassende Zeichentrickserie schon. Auf Nummer sicher ging man bei Als die Tiere den Wald verließen jedoch nicht.

Humor sucht man während der ersten Staffel, welche sich ausschließlich mit dem beschwerlichen Weg in die neue Heimat befasst, nahezu vergeblich. Wenn überhaupt geben die stark ausgebildeten Charaktere der ungleichen Gemeinschaft und deren starke Kontraste Anlass zur Erheiterung. Ansonsten aber ist Als die Tiere den Wald verließen eher zwischen Abenteuer und Drama angesiedelt. Der Vergleich zu Unten am Fluss drängt sich da natürlich auf, des Themas wegen, aber auch aufgrund der oft überraschend düsteren Ereignisse. Ganz so alptraumhaft wie beim Klassiker wird es hier zwar nicht, es gibt auch keinen echten Gegenspieler – der Mensch taucht nur sehr selten auf. Dennoch heißt es hier immer wieder Abschied nehmen. Wer Bambi schon traumatisch fand, sollte sich das hier vielleicht noch einmal überlegen, denn bei der europäischen Koproduktion kommt es regelmäßig zu zwar nicht gezeigten, aber doch deutlich angesprochenen Todesszenen der Protagonisten.

Es ist aber weniger der Horror der kuriosen Expedition, welche im Vordergrund steht, sondern zwei pädagogisch wertvolle Aussagen. Die erste betrifft den Respekt der Natur: Als die Tiere den Wald verließen zeigt, was es heißt, wenn Menschen rücksichtslos die Umwelt plündern, welche Auswirkungen es auf die Tierwelt hat, wenn Wälder, Wiesen und Flüsse verschwinden. Bei der zweiten wird das Miteinander betont: Nur wenn hier alle zusammenhalten und ihre unterschiedlichsten Fähigkeiten einbringen, hat die Tiergruppe eine Chance, den rettenden Weißhirschpark zu erreichen. Nicht zufällig dezimiert sich die Truppe oft dann, wenn genau dieser Zusammenhalt bröckelt, einzelne Tiere Alleingänge starten. So darf die junge Zielgruppe dann auch ein bisschen was über Teamgeist lernen. Und über die Wichtigkeit, andere und schwächere zu beschützen.

Dabei wurde darauf verzichtet, zugunsten einer besseren Zugänglichkeit die Tiere zu verniedlichen: Sowohl die Protagonisten wie auch die Hintergründe sind um größtmöglichen Realismus bemüht, nicht einmal mit dem Kindchenschema wird hier gespielt. Das macht die Serie auch für Erwachsene ansehnlich, wenngleich die Animation schon etwas flüssiger hätten sein dürfen. Auch der Detailgrad der Landschaften ist – wie bei einer Serie zu erwarten – eher gering. Ein bisschen spröde ist Als die Tiere den Wald verließen daher schon, zwischenzeitlich auch nicht wirklich abwechslungsreich, da sind sich viele Episoden schon recht ähnlich. Spannend ist die Serie aber auf jeden Fall. Und wer für den Nachwuchs ein etwas gehaltvolleres Zeichentrickabenteuer sucht, der ist bei der europäischen Koproduktion ohnehin an der richtigen Adresse.



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Der Mensch zerstört die Natur, die Tiere müssen drunter leiden. Ohne viel Verschönerung konfrontiert das zwar pädagogisch wertvolle, aber überraschend düstere „Als die Tiere den Wald verließen“ seine Zuschauer mit den Auswirkungen der Umweltzerstörung, reichert seine Ökobotschaft aber zugleich mit der Betonung von Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein an.
7
von 10