Blue Submarine No 6
© 1998 Satoru Ozawa – Bandai Visual – Toshiba EMI – Gonzo

(„Ao no Roku-gō“ directed by Mahiro Maeda, 1998-2000)

Blue Submarine No 6
„Blue Submarine No. 6“ ist seit 26. Februar auf DVD und Blu-ray erhältlich

Wie viele Menschen die Umweltkatastrophe das Leben gekostet hat, weiß keiner so genau, manch rechnet mit rund einer Milliarde. Durch die geschmolzenen Polarkappen stieg der Meeresspiegel so weit an, dass weite Teile der Erde nun von Wasser bedeckt sind. Natürlich war der Vorgang jedoch nicht, vielmehr wurde er bewusst von dem Wissenschaftler Zorndyke herbeigeführt. Mehr noch: Er schuf eine Reihe von Chimären – halb Mensch, halb Tier –, welche in den ewigen Fluten überleben können und die Welt nach seinen Vorstellungen ändern sollen. Ganz kampflos wollen die Menschen aber nicht aufgeben und schicken daher ihre U-Boote in den Kampf – ein letzter Kampf ums Überleben der Menschheit.

Toy Story und seine Folgen: Als 1995 der erste rein am Computer erstellte Film in die Kinos kam, war kaum abzusehen, was das für den Animationsbereich bedeuten würde. Was damals Neuland war, ist heute Alltag, gerade in den USA muss man schon mit der Lupe suchen, um noch einen klassischen Zeichentrickfilm sehen zu können. In Japan wird die traditionelle Technik zwar noch fortgeführt, sehr oft aber mit CGI-Szenen kombiniert. Eine Vorreiterrolle hatte in diesem Bereich das Studio Gonzo (Trinity Blood, Speed Grapher), das schon früh auf diesen Stilmix setzte und gerade bei Blue Submarine No. 6 damit fernöstliches Neuland betrat.

1998, als die vierteilige direkt für den Videomarkt erstellte Serie ihren Anfang nahm, konnte man den Zuschauer so noch zum Öffnen seines Mundes animieren. Heute sieht das etwas aus. Schon die Pixar-Frühwerke sind aufgrund der inzwischen stark veralteten Technik kaum mehr vorzeigbar, bei Blue Submarine No. 6 nähert sich das Ganze schon der Grenze der Zumutbarkeit. Ob nun das Wasser oder die U-Boote, das ist alles sehr schlicht, teilweise sogar sehr hässlich. Wo das spätere Gonzo-Werk Last Exile die computererstellten Fahrzeuge gewinnbringend einsetzte, werden sie hier zu einer Last. Allein die originellen Designs der Chimären können sich sehen lassen: Da wird von Haien bis zu Katzen so ziemlich alles gekreuzt, was das Tierreich so hergibt. Das wäre aber auch das einzige Positive, was man über die unter Regisseur Mahiro Maeda (Final Fantasy: UnlimitedGankutsuou: The Count of Monte Cristo) produzierte Serie visuell sagen kann.

Wäre der Inhalt dafür interessant, man würde dem Anime sein unansehnliches Äußeres verzeihen. In der Hinsicht war die Adaption des gleichnamigen Mangas von Satoru Ozawa aber schon damals umstritten gewesen. Es sind weniger die Bestandteile an sich, welche hier übel aufstoßen, dafür sind sie zu sehr aus bewährten Genreelementen zusammengesetzt. Der Kampf Natur gegen Mensch, welcher hier zumindest impliziert wird, den hatte Hayao Miyazaki in seinen Klassikern Nausicäa und Pinzessin Mononoke etabliert, das letzte Aufbäumen der Menschheit gegen monströse Invasoren erinnert zudem an Neon Genesis Evangelion.

Mit den prominenten Vorbildern kann es Blue Submarine No. 6 jedoch nicht aufnehmen, dafür fehlt es zu sehr an einer individuellen Note, an tatsächlich eigenständigen Ideen und auch an interessanten Charakteren. Über die beiden Hauptkämpfer der Menschen, Mayumi Kino und Tetsu Hayami, erfährt man so gut wie nichts, sie bleiben bis zum Schluss nichtssagend. Etwas besser sieht es bei Zorndyke aus, der am Ende seine anonyme Bedrohlichkeit ablegt. Es reicht aber nicht, um die sonstige inhaltliche Leere auszugleichen: Oft passiert hier einfach nichts, von gelegentlichen Kämpfen einmal abgesehen, man könnte problemlos diverse Kapitel überspringen, ohne etwas zu verpassen. Und das ist bei einer nur zwei Stunden dauernden Serie nicht unbedingt ein Kompliment. Sofern man keine nostalgischen Gefühle mit dem Anime verbindet, der von der Popularitätswelle der 90er/00er Jahre profitierte, fällt es daher schwer, ihm angesichts der zahlreichen Konkurrenz den Vorzug zu geben.



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Einzelne inhaltliche Bestandteile sind bewährt, es gibt auch ein paar originellere Designs bei den Gegnern. Ansonsten aber ist die Mangaadaption „Blue Submarine No. 6“ relativ langweilig und optisch gnadenlos veraltet.
4
von 10