(„Heavenly Sword“ directed by Gun Ho Jang, 2014)
Eine Legende besagt, dass das verfluchte himmlische Schwert eines Tages einen Menschen auserwählen wird, damit dieser das Böse damit bekämpft und dem Land wieder Frieden schenkt. Nariko, deren Volk das Schwert seit ewigen Zeiten schon hütete, wird dazu auserkoren, die wertvolle Waffe zu seinem rechtmäßigen Besitzer zu bringen. Dabei wird sie nicht nur von den Schergen des Königs Bohan verfolgt, sie muss zudem erkennen, dass ihr Vater vieles verschwiegen hat, was sie und ihre Familie betrifft.
Das mit Videospieladaption ist ja immer so eine Sache. Auf der einen Seite ist der Gedanke reizvoll, die Helden (und Schurken) noch einmal in Filmform neu zu erleben. Und Beispiele, dass eine solche Umsetzung klappen kann, gibt es ja: Silent Hill fängt die surreal-alptraumhafte Atmosphäre des Spiels gut ein, Higurashi – When They Cry ist als Anime nicht weniger spannend, Ace Attorney – Phoenix Wright überzeugt auch mit realen Schauspielern als absurder Gerichtskrimi. Lang ist die Liste jedoch nicht, oft bieten die Adaptionen durch den Verlust des interaktiven Elements ein eher überschaubares, manchmal unfreiwillig komisches Vergnügen. Und das gilt leider auch für Heavenly Sword.
Schon die Entscheidung, ausgerechnet dieses Spiel für eine Verfilmung auszusuchen, dürfte so manchen überrascht haben. Seine Käufer fand das gleichnamige Original, mehr als 1,5 Millionen Mal ging es seit 2007 über die Ladentheke. Das dürfte jedoch zum Großteil auch daran liegen, dass es recht bald nach dem Start der Playstation 3 als Exklusivtitel in die Läden kam und die neuen grafischen Möglichkeiten aufzeigen durfte. Neun Jahre später ist die Technik im Computeranimationsbereich natürlich auf einem ganz anderen Stand, mit den Bildern von damals wird man heute niemanden mehr beindrucken können. An Heavenly Sword ist diese Entwicklung jedoch spurlos vorübergegangen, an vielen Stellen sieht der Film tatsächlich so aus, als wäre er ein viel zu spät gekommenes Nebenprodukt der Vorlage.
Die düsteren Landschaften sehen dabei noch recht stimmungsvoll aus und auch bei den Figuren sieht man selbst 2016 noch deutlich Schlimmeres. Für einen Film, dessen Fokus auf den zahlreichen Acionsequenzen liegt, ist das Ergebnis dann aber doch eher ernüchternd. Wirbelt man selbst mit einer Figur herum und metzelt nieder, was einem über den Weg läuft, fehlt einem manchmal der Blick fürs Detail. Als bloßer Zuschauer jedoch fallen einem die einfach gestrickteren Passagen schon ins Auge.
Das wäre weniger schlimm, wenn Heavenly Sword wenigstens etwas Interessantes zu erzählen hätte. Doch genau dieser Punkt ist es, der den Film ins Verderben stößt. Das Grundszenario eines Auserwählten, der mit einer besonderen Waffe dem Bösen das Licht auspustet, ist mit so vielen Klischees belegt, dass man sich insgeheim fragt, warum heute noch jemand darauf zurückgreift. Hinzu kommen dann aber noch Dialoge, die irgendwo zwischen hölzern und lächerlich angesiedelt sind und das völlige Fehlen von einer tatsächlichen Handlung. Eigentlich besteht der Film nur daraus, dass Nariko von einem Ort zum nächsten geht und sich dort mit neuen Gegnern prügelt, die aus irgendeinem Grund immer wissen, wo sie sind und alle viel schneller reisen als sie.
Dass ist bei solchen Action-Abenteuern natürlich gang und gäbe und kann mit einer entsprechenden Optik auch unterhaltsam sein. Wenn ein Film aber in beiden Bereichen versagt, dann bleibt da nicht mehr viel übrig. Zum Ende hin wird es noch einmal unterhaltsam, wenn Nariko sich mit einem kaum vorgestellten, aber gnadenlos überzogenen Zwischenboss einen ausgedehnten Kampf liefert. Mit mehr solcher Szenen oder auch Humor bzw. Selbstironie im allgemeinen hätte Heavenly Sword durchaus spaßig werden können. So ist der Film aber eine doch recht zähe Angelegenheit, die man sich höchstens als großer Fan der Vorlage anschauen wollen wird.
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