Jane the Virgin
© Warner Bros

Jane the Virgin – Die komplette erste Staffel

(„Jane the Virgin – Season 1“, 2014)

Jane the Virgin Staffel 1
„Jane the Virgin – Die komplette erste Staffel“ ist seit 25. Februar auf DVD erhältlich

Es war einmal ein junges Mädchen namens Jane (Gina Rodriguez). Die lebte gemeinsam mit ihrer Mutter Xiomara (Andrea Navedo) und ihrer Großmutter Alba (Ivonne Coll) in einem Haus und hatte sich (und Gott) geschworen, keinen Sex vor der Ehe zu haben. Das war nicht immer einfach, glücklicherweise war sie aber mit dem treu ergebenen Michael (Brett Dier) liiert, der auf sie warten wollte und der bereits um ihre Hand angehalten hat. Und vermutlich wäre auch alles gut gegangen, hätte es beim Besuch des Frauenarztes nicht eine folgenschwere Verwechslung gegeben: Anstatt wie vorgesehen die zeitgleich anwesende Petra (Yael Grobglas) künstlich zu befruchten, tut Vertretungsärztin Luisa (Yara Martinez) dies ausgerechnet bei Jane. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass Jane nun eine schwangere Jungfrau ist, stammt das Sperma auch noch von Rafael (Justin Baldoni) – Petras Mann, Luisas Bruder und Janes Boss.

Wer schon bei der Kurzbeschreibung mit den Augen rollt und meint, die Geschichte wäre viel zu sehr an den Haaren herbeigezogen, der hat recht und unrecht zugleich. Nein, glaubwürdig ist das Szenario natürlich nicht. Und das ist erst der Anfang: Was hier an Wendungen und grotesken Zufällen eingebaut wird, das würde sich der blutigste Soap-Opera-Autor nicht trauen. Aber genau darum geht es. Basierend auf einer venezuelischen Telenova wollte man wohl versuchen, die absurden Vorkommnisse, die in einer solchen Sendung Alltag sind, zu nehmen und bei jeder Gelegenheit zu übersteigern – als liefe hier ein Wettbewerb, wer die haarsträubendsten Einfälle findet.

Das wirkt an vielen Stellen dann auch weniger wie eine reguläre Serie, sondern wie eine Meta-Serie – eine Parodie auf das dämliche Fernsehprogramm. So gibt es nicht nur einen Erzähler, der alles kommentiert, bewertet und auch schon mal Protagonisten Ratschläge erteilt. Janes Vater Rogelio (Jaime Camil), dessen Existenz ihre Mutter jahrelang verheimlicht hat, ist zudem noch der Star einer dieser absurden Endlosgeschichten und selbst eine absolute Karikatur. Die farbenfrohen und skurrilen Figuren sind ebenso wie der chronisch unvorhersehbare Vorlauf der Geschichte dann auch Grund genug, von Folge zu Folge einzuschalten, aus Neugierde, was wohl als nächstes passiert, bis man im gleichen Maße süchtig ist wie die Telenovela-Junkies in Janes Familie.

Über weite Strecken ist Jane the Virgin dann auch eine Komödie, eine wahnsinnig witzige noch dazu. Dann und wann wird aber auch in anderen Genres vorbeigeschaut. Beispielsweise finden sich zwischendrin diverse Krimielemente, wenn es darum geht, einen – natürlich übertrieben theatralischen – Mord aufzuklären. Gerade zum Ende hin wandelt sich die Serie aber zunehmend in eine Romanze bzw. ein Drama. Das irrsinnig hohe Tempo wird gedrosselt, viele eingeführte Elemente plötzlich fallengelassen, stattdessen stehen nun vorrangig die diversen amourösen Verwicklungen der Protagonisten im Vordergrund. Das ist dann nicht mehr ganz so unterhaltsam, an manchen Stellen ist die Geschichte um Janes Zweifel, Liebes- und Familienprobleme von der gewöhnlichen Konkurrenz kaum noch zu unterscheiden.

Der positive Gesamteindruck wird davon aber nur relativ wenig getrübt, was nicht nur an der Ideenexplosion der ersten Hälfte liegt, sondern auch der fabelhaften Besetzung. Kennen dürfte man von dem umfangreichen Ensemble kaum jemanden. Gründe, dies ändern zu wollen, findet man dafür genügend. Die Darsteller sind durch die Bank weg auf einem hohen Niveau, fallen weder in den komischen, noch in den überraschend effektiven emotionalen Momenten durch. Und das gilt natürlich auch für die Titelheldin Gina Rodriguez, welche auf Anhieb mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde und trotz ihres hohen Sympathiewerts ihre Ecken und Kanten (und Rundungen) hat. Am Ende der 22 Folgen sind einem die Figuren dann auch so ans Herz gewachsen, dass es schwer fällt, auf den Release von Staffel zwei zu warten – umso mehr, da nach einem eher vorhersehbaren, etwas süßlichen Finale gleich mehrere unglaubliche und mächtig fiese Cliffhanger eingebaut wurden.



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Glaubwürdig? Das ist „Jane the Virgin“ nur selten. Vielmehr ist die Geschichte um eine schwangere Jungfrau zunächst eine wahnsinnig komische Quasi-Parodie auf übertriebene Soap Operas. Das enorme Tempo und die unglaublichen Wendungen werden später zugunsten einer konventionelleren Liebesgeschichte zurückgefahren, fesselnd bleibt die fabelhaft besetzte Serie aber bis zum Schluss.
8
von 10