(„Kill Your Friends“ directed by Owen Harris, 2015)
Für den aufstrebenden Musik-Manager Steven Stelfox (Nicholas Hoult) gibt es nur eine Art guter Musik: die, die ihm Geld bringt. Stilrichtung und Qualität sind ihm egal, eigentlich hasst er Bands auch, die sind nicht mehr als ein Mittel zum Zweck auf dem Weg zur Spitze. Um dorthin zu gelangen, geht der Mittzwanziger dann auch über Leichen – wortwörtlich. Doch trotz seines großen Einsatzes sind da immer wieder Leute, die ihm bei seinen Ambitionen dazwischenfunken: Chef Derek (Jim Piddock), Sekretärin Rebecca (Georgia King), der konkurrierende Manager Parker-Hall (Tom Riley). Und am Ende auch der Polizist Woodham (Edward Hogg), der seine Ermittlungen in einer Mordsache dazu missbraucht, selbst einen Fuß ins Musikgeschäft zu bekommen.
Wenn eine Komödie das Fantasy Filmfest eröffnet, dann darf man sich sicher sein, dass es hier ein bisschen schwärzer zugeht. Und blutiger. Beides trifft dann auch Kill Your Friends zu, welches letztes Jahr die Ehre hatte, das zehntägige Genrefestival einzuleiten. Dass es Stelfox nicht so mit den Skrupeln hat, wird hier gleich zu Beginn klar, wenn er seinen gutmütigen Kifferkollegen Waters (James Corden) misshandelt und demütigt, nur weil dieser ihm bald im Weg sein könnte. Und auch später wird er alles dafür tun, alles, um sich Widersacher vom Leib zu halten.
Böse ist die Verfilmung von John Nivens Kultroman also, sowohl was den Umgang miteinander angeht, aber auch in Bezug auf das Musikgeschäft im Allgemeinen. Das mörderische Treiben ist hier nämlich nur die Spitze des Eisbergs, im Herzen ist Kill Your Friends weniger ein Thriller, sondern vielmehr eine satirische Abrechnung mit allem und jedem, der auch nur irgendwie mit Musik zu tun hat. Da werden Musik-Manager an den Pranger gestellt, talentlose Möchtegernbands, zwischendrin auch ein Publikum, das sich jeden Dreck vorsetzen lässt. Sympathieträger gibt es hier nur wenige, und die werden auch meist schnell abserviert.
Für Musikfans, gerade auch solche, die die zweite Hälfte der 90er miterlebt haben – Kill Your Friends spielt 1997 in London – ist der Film daher ein Fest, das einen mit zahlreichen Anspielungen, Insider-Witzen und treffenden Seitenhieben beschenkt. Und auch mit viel Musik aus der Zeit, die aus dem Umfeld Britpop, Indie und Elektro kommen. Blur sind dabei, Radiohead und The Prodigy, The Chemical Brothers, plus eine Coverversion der Sneaker Pimps. Das gibt eine Menge Pluspunkte, ebenso die der stylische Aufmachung, welche die Genremischung zu einem audiovisuellen Vergnügen machen.
Zu lieben gibt es hier also eine Menge, allein schon für einen so untypisch unsympathisch auftretenden Nicholas Hoult und diverse bekannte Nebendarsteller lohnt sich das. Zwischendurch tritt der Film jedoch immer mal wieder auf der Stelle. Die besten Ideen finden sich zu Beginn, zum Ende wird auch noch einmal kräftig aufgedreht. Dazwischen muss man sich jedoch durch zahlreiche Szenen waten, die dem Ganzen nichts Neues mehr hinzufügen. Und wie das bei Wiederholungen so ist: Sie sind fast automatisch schwächer, Kill Your Friends ist im Mittelteil dann auch weniger spannend, weniger witzig als noch zu Beginn. Die ständigen ans Publikum gerichteten Kommentare von Stelfox beispielsweise, die verkommen zu einer reinen Routine. Das Spiel mit der Bösartigkeit, es ist hier eher bemüht und etwas verkrampft. Aber auch wenn der Film nicht den Kultstatus der Vorlage erreichen dürfte, wer seinen Humor etwas schwärzer mag, wird hier genügend Gründe zur (Schade-)Freude finden.
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