(„Kung Fu Panda 2“ directed by Jennifer Yuh Nelson, 2011)
Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten ist der verfressene Panda Po endlich von seinen Kung-Fu-Kollegen akzeptiert und beschützt mit den legendären „Furiosen Fünf“ das Land. Die größte Herausforderung steht den Kämpfern aber noch bevor: Der einst von seinen Eltern verstoßene Pfau Lord Shen ist wieder aufgetaucht und plant nicht nur, ganz China zu erobern, sondern nebenbei auch noch die Kung-Fu-Kunst zu zerstören. Dass die sechs da nicht tatenlos zusehen können, ist klar. Po hat aber noch einen weiteren Grund, sich auf die Reise zu machen, hofft er doch, auf diese Weise mehr über seine eigene Herkunft zu erfahren. Und auch, wer seine leiblichen Eltern waren.
Ein dicker, tollpatschiger Panda, der kaum einen Schritt gehen kann, ohne dabei außer Puste zu kommen, das ist nicht unbedingt der naheliegendste Protagonist, wenn es darum geht, einen Martial-Arts-Experten zu finden. Eben diesen Widerspruch machten sich die Macher von Kung Fu Panda 2008 zunutze, als sie Po zum ebenso unwahrscheinlichen wie unfreiwilligen Helden auserkoren. Nun hat aber auch ein Witz eine begrenzte Haltbarkeit: Erzählt man ihn zu oft, nutzt er sich und verliert seine Komik. Und dieses Risiko bestand hier durchaus, zumal Po es zum Schluss des Films allen gezeigt hatte, man ihm seine offensichtliche mangelnde Eignung also kein zweites Mal abnehmen konnte.
Also versuchte man das beim drei Jahr später erschienenen Nachfolger auch gar nicht. Verfressen ist Po noch immer, stolpert auch schon mal in dumme Situationen. Beides wurde dieses Mal aber reduziert, stattdessen steht dieses Mal die Spurensuche im Vordergrund. Dass mehr an dem Panda dran ist, als man sieht, das war schon zuvor irgendwie klar gewesen. Warum sonst sollte er bei einer Gans aufgewachsen sein anstatt bei Pandas? Nun dürfen wir die Antwort erfahren, und die ist doch um einiges düsterer, als es einen der Erstling hätte erwarten lassen. Zu sehr in die Abgründe wird natürlich nicht geschaut, schließlich sollten erneut vor allem Kinder angesprochen werden. Genozid bzw. Mord allgemein – beides findet in Kung Fu Panda 2 statt – ist dann aber doch eher Stoff für die Erwachsenen. Geschadet hat es dem Film nicht, im Gegenteil, durch die ernsteren Tendenzen ist die Fortsetzung abwechslungsreicher geworden als der in der Hinsicht eher bescheidene erste Auftritt des Pandas.
Das zweite Plus: Mit Lord Shen wurde ein Gegenspieler gefunden, der seinem Kollegen Tai Lung kampftechnisch vielleicht nicht gewachsen wäre, als Figur dafür deutlich interessanter ist. Das betrifft zum einen seine Vorgeschichte, besonders aber auch den Kampfstil, der durch die Pfauenfedern ein ganz eigenes Element in den Film bringt. Gekämpft wird nämlich auch dieses Mal kräftig, Kung Fu Panda 2 hält dabei schön die Balance zwischen einer Verbeugung von klassischen Martial-Arts-Werken und klamaukigen Chaosrangeleien. Der Humor kommt auch außerhalb des Rings natürlich ebenfalls nicht zu kurz, beschränkt sich dabei oft aber auf einfachen Slapstick oder Pos Grimassen. Für gute Unterhaltung reicht das, mit den Genregrößen von Disney oder Pixar kann es das Regiedebüt von Jennifer Yuh Nelson dann aber doch nicht so ganz aufnehmen.
Dafür spielt der 22. Spielfilm von Dreamworks Animation optisch recht weit oben mit, sowohl was Effekte und Animationen angeht, wie auch das Design. Gerade das fernöstliche Flair wurde sehr schön eingefangen, verzaubert mit vielen kleinen liebevollen Details. Ein kleiner Höhepunkt sind jedoch die eingestreuten 2D-Zwischensequenzen, welche Pos Flashbacks von der Gegenwart trennen und zum Teil der traditionellen chinesischen Kunst nachempfunden sind. Dass Kung Fu Panda 2 im Reich der Mitte ein enormer Erfolg wurde, überrascht da nicht weiter. Am Ende war er sogar so groß, dass der in Kürze startende Kung Fu Panda 3 von Anfang an eine amerikanisch-chinesische Koproduktion wurde.
(Anzeige)