Love Chunibyo & Other Delusions
© Torako • Kyoto Animation • Chu-2byo • Production partnership

Love, Chunibyo & Other Delusions!

(„Chūnibyō demo Koi ga Shitai!“ directed by Tatsuya Ishihara, 2012)

Love, Chunibyo & Other Delusions!
„Love, Chunibyo & Other Delusions!“ ist auf vier Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Wehe, wenn Rikka ihre Augenklappe abnimmt, dann nämlich kann sie mithilfe ihres wahren Auges des bösen Königs wahre Wundertaten vollbringen. So denkt die Schülerin zumindest. In Wahrheit ist sie aber nur ein typischer Fall des Achtklässler-Syndroms, denn in dem Alter sind die Menschen besonders empfänglich dafür, sich für Superhelden zu halten. Nachbarsjunge Yūta tat das früher auch einmal, sammelte sogar Utensilien und führte Tagebücher. Doch das ist lange her. Eigentlich sind ihm Rikkas Spinnereien deshalb ein bisschen peinlich, da er so kontinuierlich an seine eigenen dunklen Achtklässler-Tage erinnert wird. Wenn sie doch nur nicht so nett wäre …

Der Chef ist ein Teufel, die alte Nachbarin eine böse Hexe und ich selbst ein strahlender Held, der die Welt vor dem sicheren Untergang bewahren muss. Täglich. Mehrfach. Dass die Realität ein klein wenig erträglicher ist, wenn man sie nur passend anmalt, dürfte jeder von uns mal festgestellt haben. In Love, Chunibyo & Other Delusions! ging man da noch ein bisschen weiter, indem man diesen fantasievollen Grenzüberschreitungen einen (pseudo-)wissenschaftlichen Namen Fachausdruck gab. Chunibyo, zu Deutsch: Achtklässler-Syndrom.

Gerade in der ersten Hälfte ist die Adaption von Torakos gleichnamiger Light-Novel-Reihe dann auch ziemlich witzig. Wo sonst werden Tomaten zu Eiern des Teufels und Haushaltsgeräte wie Kellen und Besen zu überdimensionalen Waffen? Dass das nicht ohne Folgen bleiben kann, ist klar. Während Rikka in ihrer Vorstellungskraft große magische Kräfte gewinnt, scheitert sie unentwegt an der Realität, bekommt schlechte Noten oder muss sich mit ihrer älteren, sehr nüchternen Schwester Duelle liefern. Immerhin bekommt sie dabei von der blondgelockten, nicht minder wahnhaften Schulkameradin Sanae Unterstützung, die ebenso wie die schlafsüchtige Kumin Neuentwicklungen für den Anime waren und die als skurrile Sidekicks den Comedyfaktor noch weiter erhöhen.

In der zweiten Hälfte der zwölf regulären Folgen verschiebt sich der Fokus jedoch spürbar, wenn Love, Chunibyo & Other Delusions! die romantischen und dramatischen Aspekte stärker betont, da die Entfremdung von der Welt oft eben auch mit Einsamkeit einhergeht. Nach und nach kommen sich Rikka und Yūta näher, müssen sich nicht nur mit ihrer traurigen Vergangenheit auseinandersetzen, sondern auch mit aufkommenden gegenseitigen Gefühlen – für die es in der Fantasywelt der Superhelden keine Entsprechung gibt. Das hätte schnell kitschig werden können, ist aber von Tatsuya Ishihara (Clannad, Die Melancholie der Haruhi Suzumiya) einfühlsam und nachvollziehbar inszeniert. Ganz zum Schluss neigt man dann zwar schon zur Idealisierung, rührend ist das Ergebnis aber schon.

Visuell ist das nur zum Teil ideal. Wie man es von dem Studio Kyoto Animation (Free!, Beyond the Boundary) gewohnt ist, gibt es hier tolle Lichtspielereien zu bewundern, auch an Spezialeffekten wurde nicht gespart. Zudem sorgen zwischenzeitliche Grafikstilwechsel à la Kare Kano für Abwechslung. Die sparsamen Animationen trüben den ansonsten guten Eindruck aber ein wenig. Dennoch ist die Adaption insgesamt empfehlenswert. Selbst überzeugte Romantic-Comedy-Verabscheuer dürfen dank absurder Fantastenmomente und des originellen Szenarios einen Blick riskieren, gehört die Serie doch zu den gelungensten Genrevertretern der letzten Jahre.



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Eine Romantic Comedy, noch dazu auf einer Light Novel basierend? Das dürfte sich für manche nicht vielversprechend anhören, ist hier aber durchaus gelungen: „Love, Chunibyo & Other Delusions!“ erzählt ebenso unterhaltsam wie einfühlsam von einem jungen Mädchen, das sich durch absurde Fantasien vor der Realität flüchtet und dabei die erste Liebe findet.
7
von 10