(„Man of Steel“ directed by Zack Snyder, 2013)
Das Ende des Planeten Krypton ist nah, dessen ist sich jeder bewusst. Nur wie damit umzugehen ist, darüber herrscht Uneinigkeit. Während der finstere General Zod (Michael Shannon) die Macht an sich reißen und eine neue Gesellschaft nach seinen Vorstellungen errichten will, sucht Jor-El (Russell Crowe) nach einem friedlichen Weg und schickt dafür seinen neugeborenen Sohn auf eine Reise durchs Weltall, wichtige Informationen über das Volk der Kryptonbewohner im Gepäck. Davon weiß der kleine Kal-El zunächst nichts, denn der wächst wohl behütet bei seinen irdischen Adoptiveltern Martha (Diane Lane) und Jonathan Kent (Kevin Costner) unter dem Namen Clark Kent (Henry Cavill) auf. Je älter er wird, umso mehr drängt es den jungen Mann mit den Superkräften jedoch, mehr über seine Herkunft zu erfahren. Und auch andere sind längst hinter ihm her: das Militär, die neugierige Journalistin Lois Lane (Amy Adams) und nicht zuletzt Zod, der noch immer an die Wiedergeburt „seines“ Kryptons glaubt.
Die Batman-Reboots sorgten für pralle Kassen, die gesamte Marvel-Riege von Spider-Man über X-Men bis zu den Avengers auch. Da muss es doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht auch Superman – immerhin einer der dienstältesten Comic-Helden – zu einem Filmhit umgemodelt werden kann. Und so hielt man auch nach den enttäuschenden Ergebnissen von Superman Returns an dem Plan fest, den Mann mit dem riesigen S zu einem Publikumsmagneten zu machen. Richten sollten es David S. Goyer und Christopher Nolan, die schon dem dunklen Rächer zu ungeahnten Blockbusterhöheflügen verhalfen. Letzterer begnügte sich zwar mit der Ideenlieferung und der Produzentenrolle und überließ seinem Kollegen Zack Snyder den Regievortritt, die Einflüsse sind aber kaum zu übersehen.
Stilvoll und düster war die Nolan-Trilogie, stilvoll und düster ist auch Man of Steel. Fantastisch ist der Einstieg, wenn wir das erste Mal auf dem sterbenden Planeten Krypton umherlaufen, wir die unterkühlten, leicht alptraumhaften Kulissen erkunden. Grautöne dominieren den Film, selbst der ikonische Anzug des Supermanns musste einem deutlich dunkleren Blau weichen. Die Freudlosigkeit der Verpackung soll mit einem entsprechenden Inhalt einhergehen, so der Plan. Ernst und realistisch soll die Welt der Superhelden sein. Das ist als Gegenentwurf zu den manchmal etwas klamaukigen Marvel-Filmen zwar eine in der Theorie reizvolle Alternative, ist im Ergebnis aber oft zu bemüht. Man merkt dem Film seinen unbedingten Willen zur Coolness und Abgründigkeit an, nur verpassten es die Verantwortlichen, das dann auch mit Leben zu füllen, mehr als eine triste Fassade zu bieten.
Im Vergleich zu Batmans Welt war die von Superman schon immer die etwas langweiligere gewesen. Schillernde Gegenspieler gibt es nicht, bei Man of Steel muss man sich damit begnügen, dass Michael Shannon mit einem ewig grimmigen Gesichtsausdruck durch die Gegend läuft. Allgemein geben die Figuren nicht viel her, trotz einer fürstlichen Laufzeit von 140 Minuten verpasst es der Film, den Charakteren eine tatsächliche Persönlichkeit zu geben. Sie sind nicht mehr als ein Mittel zum Zweck, um die Handlung voranzutreiben und die Themen des Films in zuweilen recht unnatürlichen Dialogen von sich zu geben. Zur Not auch mehrfach.
Nun war der Inhalt schon bei den Batman-Filmen sehr viel weniger intelligent, als er es vorgab zu sein, da wurde schon ganz gerne mal mit dem Holzhammer hantiert, gerade auch wenn die Figuren miteinander sprachen. Dafür gab es jedoch interessante Szenarien, inhaltlich wie optisch. Bei Man of Steel fehlt das, haben wir erst einmal Krypton verlassen, kommt da nicht mehr viel, um die lange Laufzeit zu füllen. Stattdessen lässt Snyder seine Figuren einfach aufeinander eindreschen. Das ist solide, mehr aber auch nicht, es fehlt den ausgedehnten Actionszenen die Abwechslung und Spannung – da braucht es schon mehr als bei jeder sich bietenden Gelegenheit zusammenbrechende Häuser. Ein Problem ist auch, dass das Gerangel zu oft zu künstlich aussieht, man hier auch aufgrund der fehlenden Naturgesetze nie das Gefühl hat, außerhalb eines Computer zu sein. Als Effektspielereien ist das nett anzusehen, als Geschichte jedoch weniger: Man of Steel ist ein insgesamt dröger, aufgeblasener Film, der sich selbst ernster nimmt, als er es verdient und als es ihm gut tut.
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