(„My Big Fat Greek Wedding“ directed by Joel Zwick, 2002)
30 Jahre und unverheiratet? Das ist für eine Griechin schon ein kleines Todesurteil. Und so muss sich Toula Portokalos (Nia Vardalos) dann auch tagein, tagaus die kaum versteckten Vorwürfe ihrer Eltern (Michael Constantine, Lainie Kazan) anhören, die das Mauerblümchen längst unter der Haube wissen wollten. Tatsächlich begegnet sie bei ihrer Arbeit im Reisebüro von Tante Voula (Andrea Martin) dem Lehrer Ian Miller (John Corbett) und verliebt sich auch rasch in ihn. Der ist attraktiv, freundlich und erfolgreich, aber leider kein Grieche, was ihre sehr patriotische Familie nicht akzeptieren mag.
Irgendwie freut es doch das Indieherz, wenn ein kleiner Film die weltweiten Kinos erstürmt. So wie bei My Big Fat Greek Wedding. Der hatte gerade einmal 5 Millionen Dollar gekostet, spielte am Ende aber über 350 Millionen wieder ein. Und es ist ja auch fast unmöglich, diese nette Komödie über eine Frau und ihre verrückte Familie nicht zu mögen. Nur dass sie eben auch nicht wirklich viel mehr als nett ist, diese Verfilmung von Nia Vardalos’ Theaterstück, welches auf ihren eigenen Erfahrungen als eine mit einem Nicht-Griechen verheiratete Griechin beruht.
Diese Culture-Clash-Elemente sind das eine große Thema des Films: Auf der einen Seite die lauten Griechen, die ständig feiern und essen wollen und so ziemlich jede kulturelle Errungenschaft auf die eigenen Vorfahren zurückführen. Und auf der anderen: der Rest, verkörpert durch Ian und seine stocksteifen Eltern. Dass das nicht zusammenpasst ist klar, sorgt so auch immer wieder durch die starken Kontraste für komische Momente. Dafür nahm Vardalos dann auch in Kauf, kräftig in der Klischeekiste zu wühlen, die meisten Mitglieder der griechischen Familie sind nicht mehr als Karikaturen. Lustige aber immerhin, gerade Constantine und Lainie Kazan sind mit ihren Spleens so übertrieben, dass ihnen ein Großteil des Films automatisch gehört.
Die Gegenseite ist dafür recht langweilig. Ians Eltern letztendlich nicht mehr Charaktereigenschaften zuzugestehen als versnobte Konformität, lässt man sich noch gefallen, schließlich spielen sie in My Big Fat Greek Wedding fast keine Rolle. Ian selbst aber so nichtssagend zu gestalten, ist da schon weniger glücklich: Er hat nicht mehr als der Nicht-Grieche zu sein, den Rest übernehmen Toula und ihre Familie. Für den Komödienteil reicht das, als Liebesgeschichte ist das hingegen eher schwach. Warum sollte man jemanden anfeuern, von dem man bis zum Schluss über Name und Beruf hinaus nichts weiß?
Aber um die Beziehung geht es eh nur sekundär, im Mittelpunkt steht vielmehr Toulas Kampf um die Selbständigkeit, die Emanzipation vom kulturellen Erbe und die Suche nach der eigenen Identität. Das zweite große Thema. Coming of Age würde man das normalerweise nennen, ginge es da nicht um eine Frau, die bereits ihren 30. Geburtstag hinter sich hat. Aber vielleicht war das auch ein Teil des Erfolgs: My Big Fat Greek Wedding erinnert einen daran, dass man auch im Erwachsenenalter oft nicht weiß, wohin es gehen soll, und auch andere bescheuerte Familien haben. Das ist keine neue Erkenntnis, so wie der Film allgemein keine Experimente eingeht und zu kaum einem Zeitpunkt ernsthaft überrascht. Es reicht jedoch, um sich zurückzulehnen, zu entspannen und einen als Zuschauer ein bisschen die Zeit vergessen zu lassen.
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