Oh! My Goddess

(„Aa! Megami-sama“ directed by Hiroaki Gōda, 1993/94)

Oh! My Goddess OVA
„Oh! My Goddess“ ist auf zwei Volumes verteilt auf DVD erhältlich

Wie schon letzte Woche in Mumins an der Riviera steht auch in Teil 98 unseres fortlaufenden Animationsspecials die Adaption einer bekannten Comicreihe auf dem Programm. Dieses Mal dürfen sich jedoch die Freunde klassischer Liebeskomödien freuen – vor allem, wenn sie etwas ungewöhnlichere Szenarien bevorzugen.

Das ist doch mal wieder typisch! Da wird Keiichi Morisato von seinen älteren Wohnheimkommilitonen dazu genötigt, daheim zu bleiben und auf alles aufzupassen, zu essen haben sie aber nichts dagelassen. Also bleibt dem Studenten nichts anderes übrig, als einen Lieferservice anzurufen. Eigentlich eine simple Sache, hätte sich Keiichi nicht dummerweise verwählt und eine Göttinnenhotline angerufen. Schwupps ist sie auch schon da, Belldandy, ihres Zeichens Göttin erster Klasse und bereit, ihrem Kunden jeden Wunsch zu erfüllen. Im Scherz meint er daraufhin, sie solle doch für immer bei ihm bleiben. Was diese auch tut und damit sein Leben völlig auf den Kopf stellt.

Wer in den 90ern beim ersten größeren Mangaboom in Deutschland dabei war, für den führte kaum ein Weg an „Oh! My Goddess“ von Kōsuke Fujishima („You’re Under Arrest“) vorbei. Aber auch wer erst später seine Vorliebe für die japanische Zeichenkunst entdeckte, dürfte irgendwann einmal mit der nicht enden wollenden Liebesgeschichte zwischen dem Studenten Keiichi und der Göttin Belldandy in Berührung gekommen sein. Fast 26 Jahre lang wurde die Mangareihe mit Nachschub gefüttert, 48 Bände sind zwischen 1988 und 2014 entstanden. Genug Stoff also, um das Ganze auch in animierter Form unters Volk zu bringen. An Adaptionen mangelt es dann auch nicht: Es gibt bislang zwei Staffeln einer Serie, einen Film und ein Spin-off. Los ging es jedoch 1993 mit einer fünfteiligen Direct-to-Video-Produktion.

Fünf Episoden, das ist natürlich nicht viel, wenn es darum geht, eine sich langsam entwickelnde Beziehung zeigen zu wollen – umso mehr, da „Oh! My Goddess“ auch für seine diversen skurrilen Nebenfiguren bekannt ist, die erst einmal eingeführt werden wollen. Und so gibt es bei der OVA dann auch vier voneinander losgelöste Einzelgeschichten: Folge eins erzählt vom Kennenlernen der beiden Protagonisten, Folge zwei von Belldandys älterer Schwester Urd, die ebenso wie die jüngere Schwester Skuld in Folge drei zum Haushalt dazustößt. Die letzten beiden Episoden markieren den dramatischen und romantischen Höhepunkt.

Ein etwas unbedarfter Jüngling, der plötzlich von allerlei magisch begabten, äußerst attraktiven Damen umgeben ist, das hört sich nach einem frühen Vorläufer von Ecchi-Serien à la High School DxD oder Samurai Girls an. Selbst eine Strandepisode schafften es die Macher hier in die kurze Laufzeit zu quetschen! Und doch ist das hier alles etwas anders, allein schon, weil die drei Göttinnen nicht um Keiichi konkurrieren. Urd versucht vielmehr, mit absurden Mitteln die beiden zusammenzukriegen, Skuld möchte ihre Schwester hingegen wieder zurück in den Himmel nehmen. Viel nackte Haut gibt es auch nicht zu sehen, stattdessen konzentriert sich die harmlos-nette Miniserie auf das Verhältnis der Protagonisten untereinander.

Das ist in erster Linie ziemlich witzig, was besonders an den schrägen, aber doch liebenswerten Figuren liegt. Hinzu kommen leichte Culture-Clash-Elemente à la The Devil Is A Part-Timer!, wenn göttliche Wesen plötzlich auf der Erde leben müssen. Wirklich ausgebaut wird das jedoch nicht, was an der knappen Zeit liegen dürfte. Das ist auch der größte Vorwurf, den man Oh! My Goddess machen kann: Das Potenzial wird kaum genutzt, vieles wird hier nur angedeutet, die Entwicklung ist hier schon sehr sprunghaft. Und auch die Optik hätte besser sein dürfen. Animationsstudio AIC (El Hazard, Vampire Princess Miyu), welches fast alle Adaptionen der Reihe zu verantworten hatte, begnügte sich hier mit sehr simplen Hintergründen, was durch eine ständige Überbelichtung wohl kaschiert werden sollte. Dafür wurden die Designs der Vorlage gut umgesetzt, der Anime ist ein so typisches Kind seiner Zeit, dass nostalgiegeneigten Zuschauern das Herz übergehen wird. Fans des Mangas finden hier trotz der Hektik einen guten Einstieg, aber auch wessen Herz für Liebeskomödien schlägt, darf hier ausgiebig seufzen und träumen – vor allem beim etwas melodramatisch geratenen Ende.



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„Oh! My Goddess“ ist eine gelungene erste Adaption der langjährigen Mangareihe, die wie die Vorlage mit einem originellen Szenario und liebenswert-skurrilen Figuren punktet. Durch die kurze Spielzeit verläuft die Geschichte aber sehr sprunghaft, das (komische) Potenzial wird hier nur in Ansätzen genutzt.
7
von 10