(„Noah’s Island – Season 1“ directed by Philippe Leclerc, Alan Simpson, Frederic Trouillot, 1997)
Es ist zwar nicht wirklich das Ende der Welt, für Eisbär Noah fühlt es sich aber schon irgendwie danach an: Ein Meteorit ist vom Himmel gefallen und hat ein Stück des Festlandes abgetrennt. Fürs erste genügt diese neue Insel zwar, ein neues Zuhause muss aber früher oder später her. Nach Diamantina zieht es Noah daher, ein legendäres Paradies, das noch kein Mensch betreten haben soll und auf dem die Tiere daher sicher wären. Weit ist der Weg schon, einsam jedoch weniger: Noah teilt sich seine Insel mit zwei Mammuts und einem Hasen. Und je näher er Diamantina kommt, umso mehr Tiere schließen sich der Expedition an.
Was einmal klappt, das klappt auch zweimal – müssen sich die Macher von Als die Tiere den Wald verließen wohl gedacht haben. Und so schufen sie im Anschluss eine zweite Zeichentrickserie, die diverse Elemente und Themen der europäischen Erfolgsproduktion wieder aufgriffen: eine große Schar der unterschiedlichsten Tiere, eine Flucht bzw. eine ausgedehnte Reise sowie eine ökologische Botschaft. Letztere ist dabei gar nicht mal so ausgeprägt, wie es das Szenario erwarten ließe. Anstatt die abgetrennte Insel dem vom Menschen mitverschuldeten Klimawandel zuzuordnen, was heute wohl die Erklärung wäre, ließ man hier einem Meteoriten den Vortritt und begibt sich daher ins Katastrophenfilmgenre.
Ganz so schlimm wird es dabei dann zwar nicht, schließlich waren die Kinder seinerzeit die Zielgruppe. Bemerkenswert ist aber schon, dass Tiere hier keine automatische Überlebenschance haben: Oiski! Poiski! beginnt mit einem Tod, auch später heißt es immer wieder mal, sich von Charakteren zu verabschieden. Glücklicherweise gibt es von denen aber mehr als genug. Anders als bei Als die Tiere den Wald verließen orientierte man sich hier nicht allzu stark an der Realität: Da werden vulkanische Aktivitäten zum Steuern einer Insel verwendet, da treffen aufgrund diverser Zufälle Eisbären auf Löwen, Hasen auf Hyänen, Mammuts auf Gorillas – nicht umsonst heißt die Hauptfigur hier Noah.
Eine wirkliche Aussage ist aber anders als beim biblischen Vorbilde bei der neuzeitlichen Überfahrt nicht drin. Stattdessen setzt man auf die üblichen Zeichentricktugenden: Teamgeist, Freundschaft, dazu noch ein bisschen Mut und Einfallsreichtum. Und auf Humor. Manches davon ist gelungen, es gibt einzelne nette Running Jokes. So hält Mammut-Opa Helmut seit Jahrhunderten schon um den mächtigen Fuß von Mammut-Oma Almut an, nur um ständig von ihr zurückgewiesen zu werden. Und auch der Mandrill Rick, der so gerne ein Mensch wäre und zum inoffiziellen Gegenspieler von Noah wird, ist eine häufigere Quelle der Freude. Hinzu kommen die schön absurden Situationen, wenn Tierarten aufeinandertreffen, die im wahren Leben nichts miteinander zu tun haben.
Insgesamt sind die Späße jedoch recht simpler Natur, Oiski Poiski! nicht witzig genug, um jenseits der Zielgruppe einen größeren Eindruck zu hinterlassen. Auch bei der Optik wäre noch mehr drin gewesen. Während die Figuren ansprechend gezeichnet sind, war man bei den Animationen eher sparsam. Abwechslungsreich sind die Bilder ohnehin nicht, was an dem ewig gleichen Szenario der tropischen Insel liegt. Wer seinerzeit mit der Serie aufgewachsen ist, darf sich dennoch darüber freuen, dass sie nun in insgesamt drei Volumes auf DVD erscheint. Und auch wer Ausschau nach einem kindgerechten Zeichentrickabenteuer mit stark ausgeprägten Charakteren hält, macht hier nicht wirklich etwas falsch.
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