(„Seekers“ directed by Michael Effenberger, 2015)
Wundersame Schätze, abwechslungsreiche Abenteuer und reine Natur. Was als kleines Hobby begann, wollen die vier Geocaching-Freunde Mike (Robin Czerny), Eileen (Christine Winter), George (Joel Sansi) und Sarah (Verena Puhm) nun auf das nächste Level bringen. Samt Kameramann machen sie sich auf nach Polen, um dort eine Dokumentation über die moderne Schatzsuche zu drehen. Dabei entdecken sie unter anderem ein altes Hotel – ein gefundener Spielplatz für die Gruppe. Kaum angekommen bemerken sie aber schnell, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Zwischen verzerrten Kinderzeichnungen und alten Folterinstrumenten erwecken sie etwas längst Vergessenes aus seinem blutrünstigen Schlaf. Es beginnt ein Wettrennen ums Überleben, bei dem es keine Gewinner geben kann.
Mit Seekers erscheint neben Paranormal Activity: Ghost Dimension diesen Monat ein weiterer Found-Footage-Vertreter für die heimische Filmsammlung. Markierte Ersterer den Tiefpunkt der Paranormal Activity-Reihe, feiert die deutsche Produktion seinen Einstand in das Genre und trumpft sogleich mit einer individuellen Story auf: Geocaching, eine elektronische Art der Schnitzeljagd oder Schatzsuche. Die Aktivität erfreut sich seit einigen Jahren an wachsender Beliebtheit. Ein Grund mehr, sie zur Idee eines Horrorfilms zu machen. Der Ansatz von Michael Effenberger (Survival) klingt vielversprechend, realistisch und doch so simpel: ein Ort der nie gefunden werden sollte, verpackt in die Dokumentarfilmreise einer jungen Gruppe an Freunden. Was könnte da schon schiefgehen?
Der Film fackelt nicht lange, und nach kurzer Gruppenvorstellung sitzt man wenig später im Zug nach Polen. Dabei wird das Geocaching für den Zuschauer genau erklärt, welches das Thema für den Laien zugängig macht. Anschließend beginnt die Suche nach den Schätzen, entlang bildschöner Pfade und Lichtungen soweit das Auge reicht. Besonders erfrischend: die amateurhafte Atmosphäre, die seit Polarisierung des Genres beinahe vollständig abhanden gekommen war. Die Aufnahmen entstehen auf ca. vier bis fünf verschiedenen Kameras, von denen jede über eine unterschiedliche Bild- und Audioqualität verfügt. Das kann für den einen oder anderen störend sein, bestärkt aber den authentischen Duktus der Produktion. Auch gibt es, bis auf wenige Ausnahmen, keine Anzeichnen von CGI-Effekten, welche über die Jahre hinweg zum Standardwerkzeug vieler Found-Footage-Filmemacher wurden, aber mehr geschadet, als geholfen haben.
Legt man jedoch einmal den Nationalstolz ab und wirft den Film in ein internationales Licht, beginnt der Horror schnell zu schwinden. Es dauert mehr als die Hälfte des Films, bis der eigentliche Grusel beginnt. Erst schleppend, gefolgt von einem Hammerschlag und dann ist der Film auch schon vorbei. Die Adrenalinschraube wird in den letzten zwanzig bis dreißig Minuten rapide angezogen, davor allerdings völlig außer Acht gelassen. Darüber hinaus kann sich die Gruppe von Schauspielern leider nicht entscheiden, ob es sich bei dem Stück um einen Film oder ein Theaterstück handelt, welches jegliche Illusion einer realen Begebenheit im Keim erstickt. Auch die erwähnte Vielzahl an Kameras und GoPros wird stark überstrapaziert, wodurch es zu einer schwindelerregenden Höhe an Schnitten und Kamerawechseln kommt, die den Filmfluss enorm stören.
Seekers ist dennoch kein schlechter Film und braucht sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken. Bietet er doch alte Stärken und neue Ansätze, an denen sich Hollywood-Produktionen einen Beispiel nehmen könnten. Leider fehlt es dem Film, trotz seiner passenden Länge von ca. 90 Minuten, an einer stetig wachsenden Bedrohung und der nötigen Finesse bei der Umsetzung. Es bleibt abzuwarten, in welche Gefilde es Michael Effenberger als nächstes verschlägt oder ob es eine Rückkehr des Gruselhotels geben wird.
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