Sex & Crime
© Camino Filmverleih

Sex & Crime

(„Sex & Crime“ directed by Paul Florian Müller, 2016)

Sex & Crime
„Sex & Crime“ läuft ab 24. März im Kino

Als Autor der beim Publikum beliebten, von Kritikern verachteten Buchreihe „Sex & Crime“ feiert Theo (Fabian Busch) große Erfolge, an Geld mangelt es ihm nicht. Glücklich ist er dennoch kaum, dafür kriselt es im Privatleben zu sehr: Seine Frau Katja (Pheline Roggan) hat ihn verlassen. Theos Freund Valentin (Wotan Wilke Möhring) überredet ihn daraufhin während einer Kneipentour, mit der hübschen Kellnerin Mörli (Claudia Eisinger) ins Bett zu steigen, um so auf andere Gedanken zu kommen. Was jedoch eine nette kleine Affäre hätte werden sollen, endet in einer absoluten Katastrophe – für alle Beteiligten.

Das Prinzip ist hinreichend bekannt, wird gerade in deutschen Komödien auch immer wieder gern verwendet: Man nimmt ein paar Normalos, steckt sie gleich zu Beginn in eine völlig zerfahrene, absolut unmögliche Situation, und erzählt dann, wie es zu dieser Situation kam – zäumt also quasi das Pferd von hinten auf. Und warum auch nicht? So beginnt ein Film gleich mit einem Knalleffekt, der neugierig macht. Neugierig auf die Hintergründe. Neugierig, ob bzw. wie die Protagonisten wieder aus dem Schlamassel kommen.

Auch Paul Florian Müller macht dies bei seinem Spielfilmdebüt Sex & Crime. Gewissermaßen. Zerfahren ist die Situation sicherlich, auch auf Rückblenden greift der Regisseur und Drehbuchautor kontinuierlich zurück. Ansonsten aber gefällt die Krimikomödie aber genau dadurch, dass sie sich eben nicht an die Erwartungen hält. Wo vergleichbare Filme recht gradlinig sind mit ihrer Vergangenheitsausbereitung, maximal zwei Zeitebenen parallel verwenden, da wird hier munter hin und hergesprungen. Das geschieht jedoch nicht als reiner Selbstzweck, vielmehr bringt jeder Flashback neue Kenntnisse mit sich, welche die Gegenwart in neuem Licht erscheinen lassen. Oder anders gesagt: Wenn Theo sich auf eine fatale Affäre einlässt, dann ist nichts so, wie es erscheint, kaum ein deutscher Film dürfte in der letzten Zeit mehr Wendungen im Gepäck haben als Sex & Crime.

Die Vorbilder liegen aber ohnehin im Ausland: WieGuy Ritchie oder Quentin Tarantino kombiniert Müller markige Sprüche mit Humor und Gewalt, ohne jedoch je so weit zu gehen wie diese. Allgemein ist Sex & Crime dem Titel zum Trotz eine eher harmlose Angelegenheit, die mehr vom Überraschungseffekt lebt als von echten Schocksituationen. Das macht Spaß, keine Frage, auch der übertriebenen Figuren wegen, die hier zu keiner Zeit ernst genommen werden. Und wenn sich in Deutschland an so einer Materie versucht wird, dann ist das ohnehin begrüßenswert.

Es bleibt am Ende aber doch zu zaghaft, hat man erst einmal verstanden, worum es eigentlich geht, flacht die Krimikomödie wieder spürbar ab, die Dialoge hätten zudem noch eine Spur bissiger sein dürfen, anstatt sich teilweise den Albernheiten zu ergeben. Dafür sieht das gut gelaunte mörderische Treiben sehr ansprechend aus, Müller taucht seine Geschichte in stimmungsvoll-düstere Noir-Bilder, welche in einem reizvollen Kontrast zum schwarzhumorigen Ton stehen. Allein deshalb schon darf man ruhig einen Blick auf Sex & Crime werfen: Einen Bestseller wie sein Protagonist wird Müller damit sicher nicht abgeliefert haben, aber doch eine nette Zerstreuung, die Lust auf mehr macht.



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In seinem Spielfilmdebüt kombiniert Paul Florian Müller eine wendungsreiche Geschichte mit schwarzem Humor und stimmungsvollen Bildern. Das hätte insgesamt noch mehr Biss vertragen, spaßig ist die Krimikomödie aber auch so.
6
von 10