The Green Inferno
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The Green Inferno

(„The Green Inferno“ directed by Eli Roth, 2013)

The Green Inferno
„The Green Inferno“ erscheint am 3. März auf DVD und Blu-ray

Etwas Sinnvolles mit ihrem Leben anfangen, sich für eine gute Sache einsetzen, das wollte die Studentin Justine (Lorenza Izzo), als sie sich einer Gruppe Weltverbesserer anschließt und mit ihnen im peruanischen Dschungel gegen die Abholzung des Waldes demonstriert. Dass deren Anführer Alejandro (Ariel Levy) nicht unbedingt unattraktiv ist, steht dem wohltätigen Ansinnen auch nicht unbedingt im Weg. Dafür aber die Technik: Auf dem Weg zurück stürzen die Kleinflugzeuge der Gruppe ab, Justine und die anderen sind plötzlich mitten im Nirgendwo. Nur allein sind sie nicht, ein Eingeborenenstamm hat die Überlebenden entdeckt und nimmt sie mit zu sich. Nicht aber, um ihnen zu helfen. Vielmehr handelt es sich bei ihnen um Kannibalen, die es gar nicht erwarten können, ihren Fund zu verinnerlichen.

Was lange währt, wird endlich Blut. Knapp zwei Jahre ist es her, dass The Green Inferno dem deutschen Publikum im Rahmen der Fantasy Filmfest Nights 2014 gezeigt wurde. Anschließend war sogar ein regulärer Kinostart im Gespräch, mindestens aber ein DVD-Release. Aus beidem wurde erst einmal nichts, zwischenzeitlich sah es so aus, als sei der Film selbst in der (Rechte-)Hölle gelandet. Aber was ein guter Horrorfilm ist, der veraltet ja nicht, vor allem wenn man wie hier so offensichtlich Bezug zu Genreklassikern nimmt – allen voran zu Ruggero Deodatos Cannibal Holocaust.

Ganz so trashig wie damals geht es hier aber nicht zu, gerade die professionellen und teils umwerfenden Landschaftsaufnahmen sind durchaus mainstreamtauglich. Wäre da nicht die Brutalität. Wo andere längst weggeschaut hätten, da hält Eli Roth erst recht drauf, zeigt wie Menschen verstümmelt und am lebendigen Leib gefressen werden, in bester Teenie-Slasher-Manier sind die Überlebenschancen der Protagonisten überschaubar. Die Todesarten sind nicht gerade originell, dafür aber eindrücklich in Szene gesetzt. An manchen Stellen sollte man schon einen etwas robusteren Magen haben.

All das sind wir von dem Regisseur (Cabin Fever, Hostel) gewohnt. Bemerkenswert ist aber, mit welcher Verachtung Roth hier zu Werke geht. Die eigentlich wohlmeinenden Weltenretter sind verwöhnte Kinder aus gutem Haus, die keine Ahnung haben, was sie da treiben. Die Wilden sind brutale, verblendete Menschenfresser, denen keine Individualität zugestanden wird. Und der räuberische Westen, der gnadenlos die Umwelt zerstört, kommt ohnehin schlecht weg. Das macht es manchmal ein bisschen schwierig, hier tatsächlich mitfiebern zu wollen, denn eigentlich tut es einem hier um keinen wirklich leid. Und das obwohl man sich hier mit der Geschichte recht viel Zeit ließ: Erst zur Mitte des Films hin dürfen die Kannibalen auftauchen, vorher geht es erst einmal darum, die Jugendlichen zu porträtieren. Ohne größere Erfolge, unter der Klischeehülle wartet das Nichts.

Die emotionale Distanz liegt aber auch daran, dass Roth der Komik nicht abgeneigt ist, er seine Protagonisten ganz gerne mal in unpassend lächerliche Situationen stolpern lässt. Sonderlich feinsinnig geht er dabei nicht ans Werk, vielmehr ist The Green Inferno an der Stelle genauso grob wie seine fleischfressenden Wilden. All das macht den Horrorstreifen zu einem irgendwie seltsamen Film, der nie so recht in Schwung kommt, von dem man gar nicht so genau sagen kann, was er eigentlich will. Für die grundzynische Stimmung darf man dennoch einen Blick riskieren, sowie die verstörenden Kannibalismusszenen. Etwas Vergleichbares wird es in der nächsten Zeit ohnehin wohl nicht mehr geben, sieht man einmal von dem fernen und insgesamt deutlich stimmigeren Western-Verwandten Bone Tomahawk ab.



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„The Green Inferno“ verneigt sich vor den früheren Kannibalenfilmen, punktet bei Genrefans mit seinen brutalen und verstörenden Szenen. Ganz rund ist das Ergebnis aber nicht, was auch an den lächerlich gemachten Figuren liegt.
5
von 10