(„Les Revenants“ directed by Robin Campillo, 2004)
Weltweit sollen es 70 Millionen Tote sein, die zurückgekehrt sind, in der französischen Stadt sind es immerhin noch 13.000. Weshalb sie wieder da sind, kann keiner sagen, auch nicht, was sie in der Zwischenzeit getan haben oder warum es ausschließlich Menschen betrifft, die in den letzten zehn Jahren gestorben sind. Klar ist nur, dass sie ihren alten Platz in der Gesellschaft zurückwollen. Das gestaltet sich aber durchaus schwierig. Nicht nur, dass die Menschen geschockt sind und erst einmal damit umgehen lernen müssen, dass die verstorbenen Angehörigen plötzlich wieder da sein sollen. Es gibt auch nicht den nötigen Platz oder genug Arbeit, um alle integrieren zu können.
Die Geschichte um die Toten, die aus mysteriösen Gründen wieder auf der Erde wandeln, ohne dass klar ist warum, die ist inzwischen um die ganze Welt gegangen – sei es durch die in mehrfacher Hinsicht fantastische Serie The Returned oder auch ihr amerikanisches Remake. Dabei ist sie schon um einige Jahre älter, wurde das erste Mal durch diesen Film hier erzählt. Fleißige Besucher des Fantasy Filmfests könnten sie sogar schon kennen, schließlich lief The Returned dort schon 2005, damals noch unter dem Titel They Came Back. Mehr als zehn Jahre später ist es dann endlich so weit und der Film schafft auch offiziell seinen Weg hierher, diesmal mit dem werbeträchtigeren Titel der Neuauflagen.
Wer diese kennt, der wird dem Grundkonzept schon vertraut sein. Geifernde, menschenfressende lebende Leichen in abgewetzten Klamotten, so kennt man sie eigentlich, die guten alten Zombies. Nicht bei The Returned. Hier haben die doch nicht ganz toten Menschen gute Manieren, sind gepflegt und artikuliert, wollen ein ganz normaler Teil der Gesellschaft sein. Das geht hier dann vor allem mit zwei Fragen einher: 1. Was hat diese Rückkehr ausgelöst? 2. Wie lassen sich die Verstorbenen in den Alltag integrieren?
Die erste Frage wird praktisch gar nicht beantwortet. Zwar überzeugt der Film durch seine gekonnte Mysterystimmung, welche auch durch die teils gespenstischen Aufnahmen und das seltsame Verhalten der Betroffenen hochgehalten wird. Sie führt aber ins Nichts, der Film endet, ohne sich zu erklären, was bei vielen zu ziemlichen Frusterlebnissen führte und führen wird. Besser sieht es bei der zweiten Frage aus, welche durch Rachel (Géraldine Pailhas) ein Gesicht bekommt, die ihren verstorbenen und betrauerten Freund Mathieu (Jonathan Zaccaï) erst einmal wieder in ihr Leben lassen muss.
Aber auch hier bleibt es bei Andeutungen, bei rudimentären Gedankenspielen, die Konflikte werden nie zu Ende ausgetragen. In der Hinsicht hatte die französische Serie allein aufgrund ihrer deutlichen längeren Laufzeit die Nase vorn, da sie nicht nur mehr Personenkonstellationen einführen konnte, sondern auch deutlich stärker in die Tiefe ging. Die Dramen, die bei einer solchen Konfrontation mit geliebten Verstorbenen einhergeht, sie weicht hier einer eher traumartigen, losgelösten Atmosphäre. Da die Serienfassung durch die vertrackte Erzählweise zudem spürbar spannender war, ist der Film wirklich nur bei akutem Zeitmangel vorzuziehen. Lässt man diesen Vergleich einmal außen vor, bleibt ein für sich genommen aber immer noch interessanter Film, der einen rätseln und grübeln lässt und ein völlig anderes Konzept des Zombiefilms einführte.
(Anzeige)