Wie auf Erden
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Wie auf Erden

(„Så ock på jorden“ directed by Kay Pollak, 2015)

Wie auf Erden DVD
„Wie auf Erden“ ist seit 17. März auf DVD und Blu-ray erhältlich

Seit dem Tod des Stardirigenten Daniel ist der Kirchenchor des kleinen schwedischen Ortes Ljusåker wieder zur Normalität zurückgekehrt. Und das bedeutet in erste Linie leere Zuhörerbänke. Vor allem Pastor Stig (Niklas Falk) hat mit der Situation schwer zu kämpfen, sucht seither Trost im Alkohol. Bis ihm eines Nachts Daniels Ex-Freundin Lena (Frida Hallgren) über den Weg läuft, die früher selbst im Chor sang und gerade Daniels Kind in sich trägt. Warum nicht einfach ihr die Leitung übergeben? Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten, viele sind von der Geste gerührt, vor allem der junge Axel (Jakob Oftebro) ist sehr von der energiegeladenen, unkonventionellen Frau angetan. Aber nicht bei jedem stößt die Neubesetzung auf Gegenliebe.

Eine Oscarnominierung als bester fremdsprachiger Film, mehr als 3 Millionen Zuschauer in Europa, davon allein 1,3 Millionen in Deutschland – das kleine schwedische Drama Wie im Himmel war 2004 sicher einer der Überraschungshits des Jahres. Und dennoch: Jahrelang verweigerte sich Kay Pollak, der Regie führte und am Drehbuch mitschrieb, einer Fortsetzung. Aus verständlichen Gründen, schließlich endete der Film mit dem Tod der Hauptfigur. Nun hat er sich doch noch breitschlagen lassen. Ob aus finanziellem Antrieb oder aus künstlerischem Anspruch, das sei mal dahingestellt. Gelohnt hat sich die lange Wartezeit jedoch nicht.

Dabei knüpft der Schwede nahtlos an den Vorgänger an, kurios nahtlos sogar. Nur wenige Monate sind seit Wie im Himmel vergangen, das Dorf hat noch immer mit den Ereignissen des ersten Teils zu kämpfen – die einen mehr, die anderen weniger. Dass sämtliche der wiederkehrenden Schauspieler inzwischen mehr als zehn Jahre gealtert sind, das wird dabei ignoriert. Aber die Realität, die hat in Wie auf Erden ohnehin nur wenig zu suchen. Schon beim letzten Mal wurde die heilende Kraft der Musik betont, was mit einer größeren Portion Pathos einherging, dazu gab es diverse Klischees. Dennoch nahm man Pollak seinerzeit die Geschichte um einen Stardirigenten, der in der Provinz wieder zu sich und der Musik findet, irgendwie ab.

Hier tut man das nicht. Zynisch ist es, wie Pastor Stig das Leid Lenas ausnutzt, um so seine Kirche zu füllen. Zynisch ist aber auch, wie Pollak versucht, Gefühle aus dem eigenen Publikum herauszupressen. Während sich Wie auf Erden anfangs noch recht eng an das vom Vorgänger vorgegebene Schema hält, sollte der zweite Teil wohl durch noch mehr Drama ein eigenes Gesicht bekommen. Schön ist das nicht, eher schwülstig, gerade zum Ende hin heillos übertrieben. Da werden auf den letzten Metern noch tragische Einzelschicksale eingeflochten, ohne jegliches Gespür dafür, wieviel ein Film verträgt.

Dass die emotionale Keule wirkungslos bleibt, liegt aber auch daran, dass einem die Figuren nicht sonderlich nahe gehen wollen. Lena läuft ständig hysterisch durch die Gegend, leidet an so starken und kaum nachzuvollziehbaren Gefühlsschwankungen, dass es einem fast Angst macht. Auch Stig neigt zu einer unangenehmen Schrille, Axel ist dafür nichtssagend – da wurde bei der Figurenzeichnung schon sehr grob gearbeitet. Wer unbedingt wissen will, wie es nach Wie im Himmel weiterging oder die Qualität eines Films anhand der Tragik bemisst, darf mal einen Blick riskieren. Einen wirklichen Gefallen hat Pollak mit der späten Fortsetzung aber weder sich noch den Zuschauern getan.



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Wie schon der Vorgänger, so erzählt auch „Wie auf Erden“ eine Geschichte über persönliche Heilung und persönliche Dramen. Der zweite Teil verliert dabei aber jedes Feingefühl, kombiniert grob gezeichnete Figuren mit übertrieben tragischen Schicksalen.
4
von 10