(„Barça Dreams“ directed by Jordi Llompart, 2015)
Im Jahre 1899 wurde der ruhmreiche FC Barcelona gegründet. Damals noch als reines Amateurteam. Heute, knapp 117 Jahre später, ist er einer der erfolgreichsten Fußballvereine der Welt. Seien es nun nationale, internationale oder globale Titel. Das Team aus der katalanischen Küstenstadt hat sie alle gewonnen. Allerdings gab es nicht nur die glorreichen Zeiten. Die „Blaugrana“ ist nämlich eng mit der spanischen Geschichte und Politik verbunden. Während der Militärdiktatur (1923-1930), des spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) und der Franco-Diktatur (1939-1975) stand der Verein immer wieder im Mittelpunkt von politischen Fehden. Denn für die Regierung in Madrid wurde er immer als die große katalanische Institution und Vertreter des Katalanismus angesehen. Passend dazu hat der FC Barcelona sein Vereinsmotto gewählt: „Més que un club“ (dt. „Mehr als ein Verein“).
Was ist das für ein Verein, der Millionen von Anhängern weltweit hat? Der Verein, der mehr als jeder andere für eine ganze und in der Vergangenheit unterdrückte Region steht. Der Verein, der das System des totalen Fußball auf eine neue Stufe gehoben und den Fußball somit ein Stück weit revolutioniert hat. Teilweise werden diese Fragen in aller Ausführlichkeit und mit einer Menge Archivmaterial beantwortet. Angefangen mit der Gründung durch den Schweizer Hans „Joan“ Gamper bis hin zum fünften Gewinn der Champions League (beziehungsweise Europapokal der Landesmeister). Der Weg dorthin verläuft größtenteils chronologisch und ist somit eine historische, aber niemals trockene, Aufarbeitung der Geschehnisse. Durch diese konsekutive Erzählung ist es für den Zuschauer ein Leichtes den Ereignissen zu folgen und zu verstehen, wie innerhalb dieses Vereins alles aufeinander aufbaut, und wie er sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt weiterentwickelt.
Zu Wort kommen aktuelle sowie ehemalige Spieler und Verantwortliche, Journalisten und Historiker. Was sie zu sagen haben ist oftmals wissenswert, aber wiederholt sich nach einiger Zeit auch. Irgendwann hat der Zuschauer verstanden, dass der FC Barcelona ein sehr besonderer Verein ist, dann muss dies nicht noch weitere Male in abgewandelten Formen wiederholt werden. Ansonsten bekommt man jedoch ein ganze Menge zu sehen: Von Titelgewinnen und Starverpflichtungen über politische Interessen und Verstrickungen bis hin zu Skandalen und sportlichen Rückschlägen. Es ist eine ereignisreiche Historie, die dieser Verein vorzuweisen hat und die in dieser Doku in den „Clásicos“ gegen Real Madrid und in der Entwicklung von Superstar Lionel Messi gipfelt. Natürlich sind dies zwei wichtige Elemente in der Geschichte von Barça, allerdings wird ihnen hier eine Menge Zeit eingeräumt, während einige andere interessante Punkte etwas zu kurz kommen.
Unter dem Strich kann man also sagen, dass Barça – Der Traum vom perfekten Spiel eine Menge zeigt und alles in allem einen guten Überblick über die Materie FCB bietet. Jedoch gibt es auch einige, durchaus wichtige Aspekte, die nicht gezeigt werden. Es ist das, was den FC Barcelona zu so etwas Besonderem unter den Fußballvereinen macht, nämlich seine Auswirkungen auf die Menschen. Warum bedeutet der Club den Menschen in Katalonien soviel? Wie wichtig war er für die Region während der Franco-Diktatur und wieso? Wie genau funktioniert das soziale Engagement weltweit? Es sind die Fragen, die beantworten würden, wofür der Verein steht. Angerissen werden diese Themen zwischenzeitlich immer mal wieder, doch zufriedenstellende Antworten erhält man nie. Jordi Llompart konzentriert sich ein wenig zu sehr auf den Fußball, und das widerspricht letzten Endes dem Motto von Barça. Man ist schließlich: „Més que un club“
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