(„Die Toten vom Bodensee: Stille Wasser“ directed by Andreas Linke, 2016)
Die Folgen eines tragischen Unfalls, so scheint es, als eine Frauenleiche aus dem Bodensee geborgen wird. Wären da nicht die Spuren von Gewalt, die darauf hinweisen, dass jemand bei dem Tod der Lehrerin ein bisschen nachgeholfen hat. Und an Verdächtigen mangelt es nicht, war die Tote doch kein Kind von Traurigkeit, ständig gingen bei ihr Männer ein und aus. Während die österreichische Kommissarin Hannah Zeiler (Nora von Waldstätten) und ihr deutscher Kollege Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) ermitteln, stoßen sie in der Nähe des Tatorts auf die zehn Jahre alte Schlafwandlerin Noemi Rademann (Nara Knöpfle), die mehr über alles zu wissen scheint, als sie zugibt.
Nicht nur das deutsch-österreichische Ermittlerduo ist anlässlich des verwirrenden Leichenfunds erst einmal überfragt, auch die Macher der Reihe Die Toten vom Bodensee sind offensichtlich noch damit beschäftigt, einen eigenen Weg zu finden. Nachdem zuletzt in Familiengeheimnis der Humoranteil noch einmal spürbar nach oben geschraubt wurde, gibt es beim dritten Teil Stille Wasser praktisch gar nichts mehr zu lachen. Und auch der gerade erst eingeführte Pathologe spielt keine wirkliche Rolle mehr. Stattdessen stehen nun die dramatischen Aspekte mehr denn je im Vordergrund, die schon mehrfach zuvor angedeutete tragische Vergangenheit von Zeiler paralysiert sowohl sie wie auch den Film – erneut, ohne dabei zu einem Abschluss zu kommen.
Das ist mittlerweile schon ein wenig frustrierend, immerhin macht die langsame Öffnung Zeilers Hoffnung, dass vielleicht in dem bereits angekündigten vierten Teil die Katze endlich mal aus dem Sack darf. Die notorische Verschlossenheit und Gefühlskälte der Kommissarin sind damit auch in Stille Wasser ein Thema, sogar noch etwas mehr als sonst. Wenn auch auf eine andere Art und Weise. Lebte Die Toten vom Bodensee in den ersten beiden Filmen von den ständigen Reibereien zwischen dem chaotisch-kumpelhaften Deutschen und der leicht soziopathisch-analytischen Österreicherin, werden die Unterschiede zwar angesprochen, aber nicht mehr gezeigt. Ein bisschen verliert der Krimi damit an Reiz, zumal Neueinsteiger nicht genau wissen werden, weshalb Oberländer seiner Kollegin ständig derartige Vorwürfe macht. Einen sichtbaren Beweis für ihre zwischenmenschlichen Defizite gibt es schließlich nicht.
Bleibt noch der Krimiteil. Der ist wie bislang auch in der Reihe solide, nicht übermäßig komplex, führt einen mit diversen falschen Fährten aber auch schon mal etwas in die Irre. Leider ist die Auflösung trotz ihrer Dramatik eher unbefriedigend und willkürlich, wer Mordfälle gern zum Rätselknacken benutzt, hat hier keine große Chance. Immerhin passt sie aber zu der offensichtlich etwas düsteren Neuausrichtung der Reihe, ist mit ihrem Blick in die menschlichen Abgründe den skandinavischen Genrevertretern ähnlicher als wie zuletzt den skurril-englischen. Das wird manche freuen, andere weniger, gut umgesetzt ist die trist-finstere Atmosphäre, in der wirklich jede Figur ihre Probleme hat, für sich genommen schon. Sollte dieser Weg künftig fortgesetzt werden, darf gern wieder mehr an dem Fall gefeilt werden, um sich stärker von der Masse der derzeit so populären Düsterkrimis abzuheben.
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