(„Draft Day“ directed by Ivan Reitman, 2014)
Es ist Draft Day! An diesem Tag verpflichten die 32 Football-Vereine der NFL die besten College-Spieler für ihr Team. Mindestens 224 junge Talente erhalten an diesem Wochenende einen Profivertrag. Wenn man von Seite des Teams gut wählt, kann man die Zukunft des eigenen Vereins über die nächsten Jahre hinweg sichern. Allerdings kann es genauso gut andersherum laufen, und die neuen Hoffnungsträger entpuppen sich als Enttäuschung. Es ist ein wenig wie Poker: Man muss gut beobachten, dementsprechend handeln und braucht am Ende auch ein klein wenig Glück.
Folglich ist der Druck auf Sonny Weaver Jr. (Kevin Costner), General Manager der Cleveland Browns und somit für den Draft zuständig, groß. Nach einigen erfolglosen Spielzeiten hoffen die Fans auf einen neuen Superstar. In diesem Jahr wäre das der Quarterback Bo Callahan (Josh Pence). Die Browns stehen allerdings in der Draft-Reihenfolge nur auf Platz sieben, und der junge Spielmacher wird wohl schon deutlich früher vom Markt sein. Plötzlich bekommt Sonny jedoch einen Anruf von den Seattle Seahawks, die ihres Zeichens den ersten Pick inne haben. Sie wären bereit ihre Position mit dem Team aus Ohio zu tauschen. Allerdings zu einem hohen Preis. Sonny akzeptiert, setzt somit aber zeitgleich die gesamte Zukunft seiner Franchise aufs Spiel. Nun gilt es herauszufinden, ob Callahan dieses Risiko wert ist oder ob man sich am Ende doch für Linebacker Vontae Mack (Chadwick Boseman) oder Runningback Ray Jennings (Arian Foster) entscheiden sollte. Die Entscheidung betrifft letzten Endes nicht nur die Spieler und das Team, sondern auch die gesamte Stadt.
Wirklich spannend hört sich diese Thematik nicht gerade an. Sie klingt nach einem trockenen Bürofilm und nicht nach einem aufregenden Werk über Football. Doch dieser Eindruck täuscht. Denn Draft Day ist alles andere als eine dröge Angelegenheit und hätten die Verantwortlichen zwischenzeitlich bei der Dramaturgie nicht zu sehr auf die Tube gedrückt, wäre es am Ende womöglich sogar noch spannend geworden. Aber erst einmal der Reihe nach: Draft Day lässt sich in erster Linie als leichtes Drama klassifizieren. Innerhalb davon teilt sich der Film dann noch einmal auf, nämlich in eine sportliche und in eine menschliche Seite. Werfen wir zuerst einmal einen Blick auf das Sportliche. Der NFL-Draft ist das Highlight der für Fans wohl nie enden wollenden Off-Season. Doch was ist eigentlich am Auswählen der Spieler so interessant? Was macht die „Faszination: Draft“ aus? Eine eindeutige Antwort bleibt Regisseur Ivan Reitman uns schuldig.
Doch auch wenn es schwer ist diese Begeisterung nachzuvollziehen, so wird man doch nach und nach von ihr angesteckt. Und je näher der Beginn der großen Veranstaltung rückt, desto gespannter ist man als Zuschauer auch, wie es denn nun im einzelnen ablaufen wird. Wer gepickt wird, steht leider schon recht früh fest, denn hier sind Reitman & Co. wie oben bereits erwähnt an manchen Stellen ein wenig zu offensichtlich an die Sache herangegangen und haben die Sportler einfach in zwei Kategorien, nämlich „gute Wahl“ und „schlechte Wahl“ unterteilt. Die Frage, die sich der Zuschauer während des Films stellen sollte, lautet also nicht wer, sondern wie? Und genau diese Frage macht den Film über seine 110 Minuten so interessant. Da verzeiht man es ihm auch glatt, dass sein Finale arg over-the-top ist.
Als Football-Fan kommt man dennoch auf seine Kosten. Zum einen hat man die Möglichkeit, die Arbeit hinter den Kulissen zu sehen, wie ein Team aufgebaut wird und wie man den Grundstein zum Erfolg legt, und zum anderen wird eine Menge Fan-Service betrieben. Nicht nur, dass man die originalen Namen und Logos der NFL-Teams verwendet hat, es gibt auch immer wieder Anspielungen und Erwähnungen von Spielen, Spielern und Ereignissen, die in der Realität verankert sind und die jeder Football-Fan sofort erkennt.
Betrachten wir nun die menschliche Seite des Films. Hier ist, um es gleich einmal vorwegzunehmen, eine Menge schiefgelaufen. Vor allem das Verhalten der Figuren und ihr Handeln ist oftmals nicht nachvollziehbar oder gar absurd. Selbiges gilt für die Beziehungen untereinander. Das Verhältnis zwischen Sonny und seiner Mutter wechselt im gesamten Film von gut zu schlecht und dann wieder zu gut, und das alles wird nur innerhalb von 3 Szenen behandelt. Dass man sich bei der eingebauten Liebesgeschichte nicht gerade Mühe gegeben hat, überrascht nun auch nicht mehr. Schade ist zudem auch, dass Jennifer Garner immer nur als Stichwortgeberin herangezogen wird, und das obwohl sie als starke Frau in einem von Männern dominierten Sport noch eine der interessantesten Charaktere ist.
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