Er ist wieder da
© Constantin Film

Er ist wieder da

(„Er ist wieder da“ directed by David Wnendt, 2015)

Er ist wieder da DVD
„Er ist wieder da“ ist seit 7. April auf DVD und Blu-ray erhältlich

Als Adolf Hitler (Oliver Masucci) rund 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin erwacht, versteht er die Welt nicht mehr. Die Leute laufen in komischen Klamotten rum, reden komisches Zeug, schauen sich komische Sachen im Fernsehen an. Dass auch noch lauter Ausländer in seinem Deutschland leben, völlig unbehelligt, das findet der Führer schon deutlich weniger komisch. Ganz klar, hier muss was passieren! Zu seinem Unglück halten ihn alle jedoch nur für einen komischen Imitator, allen voran der unlängst geschasste Fernsehreporter Fabian Sawatzki (Fabian Busch). Mit der Nummer, davon ist er überzeugt, bekommt er seinen alten Job schon zurück. Während Produzent Sensenbrink (Christoph Maria Herbst) nur wenig von dieser Idee angetan ist, ist Senderchefin Bellini (Katja Riemann) sofort Feuer und Flamme: Dieser Mann wird es noch weit bringen!

Kaum ein historisches Ereignis wurde wohl ähnlich oft in Mythen oder Filmen mit was-wäre-wenn-Szenarios verknüpft. Was wäre, wenn Hitler seinen Tod damals nur vorgetäuscht hat und nach Südamerika geflohen ist? Was wäre, wenn Hitler den zweiten Weltkrieg gewonnen hätte? 2012 kam noch eine weitere Überlegung hinzu, welche die bis dato etablierten an Absurdität noch übertraf: Was wäre, wenn Hitler heute plötzlich wieder da wäre? Mehr als zwei Millionen Menschen wollten lesen, was Buchautor Timur Vermes in seinem Romandebüt „Er ist wieder da“ aus der komischen Gegenüberstellung des Diktators und der heutigen Zeit so herausholt. Und was in Papierform funktioniert, das muss auch als bewegte Variante ein größeres Publikum ansprechen – so der nachvollziehbare Gedanke hinter der Filmadaption.

Der kommerzielle Erfolg gab den Machern auch Recht, die Resonanz von Seiten der Kritiker war jedoch gemischt, was sowohl der Vorlage wie auch der Umsetzung geschuldet war. Während die meisten Änderungen eher banaler Natur waren, weicht das sehr viel deutlicher positionierte Ende doch recht stark von dem Buch ab. Vielleicht war man der Ansicht, der Film bräuchte eine solche Zuspitzung, weil der Weg dorthin oft etwas ziellos wirkt. Da wird mal nach rechts ausgeteilt, die Medien bekommen ihr Fett ab, aber auch der zunehmend verdummende Zuschauer, der keinen besseren Zeitvertreib kennt, als anderen Leuten beim Kochen zuzuschauen. Sich Er ist wieder da anzuschauen, das ist wie der Kiosk, in dem das Comeback Hitlers seinen Anlauf nimmt: wahllos zugemüllt mit allen möglichen Waren, die man irgendwann vielleicht mal brauchen könnte. Vielleicht aber auch nicht.

Dass eine derartige Gemischtwarengeschichte mal bessere, mal schlechtere Abschnitte hat, ist da keine große Überraschung. Am stimmigsten ist noch der Einstieg, wenn Er ist wieder da gleichzeitig Hitler, aber auch die Leute der Lächerlichkeit preisgibt, denen er so begegnet. Wenn im besten Stromberg-Stil der noch anhängerlose Führer durch die Republik tingelt und dabei Mann und Frau von der Straße begegnet, dann ist dabei so unklar, wo Realität und Fiktion zusammentreffen, dass einem irgendwie Angst und Bange wird. Auch später gibt es vereinzelt bitterböse Momente, welche die ungewöhnliche Situation satirisch zu nutzen wissen. Aber nicht alle Pointen sitzen, anders als etwa bei Heil letztes Jahr wird bei Er ist wieder da nicht immer klar, worum es eigentlich gehen soll. Manchmal neigt der Film auch sehr zum bloßen und etwas plumpen Klamauk, in der zweiten Hälfte flacht das Vergnügen auch aufgrund der langweiligen Nebenfiguren immer mal wieder ab. Ein bisschen sitzt die Politsatire dann auch zwischen den Stühlen, ist insgesamt näher am Mittelmaß, als es die zwischenzeitlich grandiosen Attacken verdienen. Für einen vergnüglichen Abend reicht es jedoch, zumal Theaterschauspieler Oliver Masucci als wiedergeborener Hitler mit einer bemerkenswerten Mischung aus Bedrohlichkeit, Charme und Witz zur Sache geht.



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Die Bestsellerverfilmung schwankt zwischen grandios-bösartiger Satire und plumpem Klamauk hin und her, kann sich auch inhaltlich nie wirklich für einen Weg entscheiden. Unterhaltsam ist „Er ist wieder da“ insgesamt, aber nicht so sehr, wie es das Thema eigentlich erwarten ließe.
6
von 10