(„Finn und der Weg zum Himmel“ directed by Steffen Weinert, 2012)
Dr Großvater starb an seinem Geburtstag um 12 Uhr, der Vater ebenso. Ist es da nicht logisch, dass auch Finn (Jacob Matschenz) seinen nächsten nicht überleben wird? Umso mehr, da er die üblichen Symptome von Krebs hat – so denkt zumindest der 26-Jährige mit dem Intellekt eines 9-Jährigen. Dies war natürlich nur ein Missverständnis, mit dem festen Glauben an seinen baldigen Tod jedoch versucht Finn noch drei gute Taten zu sammeln. Denn nur dann darf er in den Himmel und dort seinen Vater wiedersehen. Doch die Sache mit den Taten gestaltet sich komplizierter als gedacht, noch dazu will seine Mutter (Birge Schade) nichts von seinen seltsamen Plänen wissen.
„Kindermund tut Wahrheit kund“, heißt es ja so schön. Und das gilt auch dann, wenn das Kind eigentlich schon erwachsen ist. Aber was heißt das schon, erwachsen? Wenn Finn komplizierte Sachen ganz einfach ausdrückt oder zumindest hinterfragt, dann hat das schon etwas Entlarvendes an sich ist, ein bisschen was Spöttisches. „Intelligent ist, wer weiß, dass er dumm ist“, sagt er dann auch an einer Stelle. Von einer Satire ist Finn und der Weg zum Himmel dennoch weit entfernt, vielmehr hätte das Projekt ursprünglich ein Kinderbuch werden sollen. Am Ende setzte Regisseur Steffen Weinert seinen Stoff zwar als Film um, die Zielgruppe ist dennoch tendenziell etwas niedriger angesetzt.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass das Debüt des gebürtigen Landsbergers nicht auch für Erwachsene etwas zu bieten hätte. Da wäre zum einen Jacob Matschenz, der sich wie zuletzt auch in Till Eulenspiegel mit so viel sympathischer kindlicher Freude in seine Rolle stürzt, dass man den Film allein deshalb schon irgendwie gern hat. Schön sind auch die vereinzelt etwas skurrileren Einfälle Weinerts, etwa Finns Versuch, einen Sarg für seinen baldigen Tod zu bekommen. Oder auch die zahlreichen animierten Zwischensequenzen, die Finns geplanten Weg in den Himmel thematisieren und in denen Herbert Feuerstein eine kleine unterhaltsame Sprechrolle hat.
Andere Elemente sind hingegen weniger mitreißend. So findet Finns langsame Anbandelung mit der kratzbürstigen, von ihrem Vater misshandelten Hannah (Elisa Schlott) nicht so richtig mit dem Rest zusammen, ist nicht so bewegend, wie sie vermutlich sein sollte, aber auch kaum komisch. Die anderen Nebenfiguren hätten ebenfalls mehr Sorgfalt und stärkere Auftritte verdient, sind einfach nur irgendwie da. Und das gilt dann auch für den Film als solchen: Finn und der Weg zum Himmel hat zwar diverse schöne Momente, gerade während des ersten Drittels, ohne dass aber viel draus gemacht würde, je länger die Geschichte dauert, umso mehr plätschert sie orientierungslos vor sich hin, der Funke will einfach nicht so recht überspringen. Was bleibt ist eine charmante, leicht märchenhafte Komödie mit kleineren ernsten Anklängen, irgendwo zwischen Coconut Hero und Wer früher stirbt, ist länger tot angesiedelt, ohne aber mit diesen beiden richtig mithalten zu können.
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