Fritz Lang
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Fritz Lang

(„Fritz Lang“ directed by Gordian Maugg, 2015)

„Fritz Lang“ läuft seit 14. April im Kino

Schon seit Längerem steckt der deutsche Star-Regisseur Fritz Lang (Heino Ferch) in der Krise, beruflich aber auch privat. Seine Filme finden einfach nicht mehr die Resonanz von einst, die Beziehung zu seiner Frau Thea von Harbou (Johanna Gastdorf) existiert eigentlich nur noch auf dem Papier. Einen Lichtblick gibt es: Der brutale Serienmörder Peter Kürten (Samuel Finzi) treibt in Düsseldorf sein Unwesen. Und eben das wäre doch ein guter Stoff für seinen ersten Tonfilm. Langs Berühmtheit öffnet ihm dabei tatsächlich so manche Tür, er darf bei den Ermittlungen von Kriminalrat Gennat (Thomas Thieme) ein bisschen hinter die Kulissen schauen. Während der Filmemacher so dem Verbrecher folgt, wird er selbst von düsteren Erinnerungen verfolgt. Allen voran jene an seine verstorbene erste Frau.

Nein, auch wenn der Titel es nahe legt: Fritz Lang ist nicht wirklich ein Film über das Leben des berühmten deutschen Regisseurs. Stattdessen pickte sich sein junger Kollege und Ko-Autor Gordian Maugg einen bestimmten Aspekt aus dessen Schaffensphase heraus und beleuchtet diesen stärker. Oder tut zumindest so als ob. Wie stark ein künstlerisches Werk von äußeren Umständen oder der eigenen Biografie geprägt ist, gibt immer wieder Anlass zur Spekulation. Maugg tut das ebenfalls, indem er Langs Meisterwerk M – eine Stadt sucht einen Mörder mit dem Fall Kürtens in Verbindung setzt, was Lang immer wieder bestritt, aber auch mit dem bis heute nicht geklärten Tod seiner ersten Frau.

Das ist Teil Fakt, Teil Fiktion, so wie sich Fritz Lang auch bei der Umsetzung kräftig an beidem bedient. Da werden historische Aufnahmen, etwa aus damaligen Nachrichten, mit nachgestellten Szenen und sogar Filmausschnitten kombiniert. So ganz will diese bewusste Grenzverwischung mehrerer Ebenen nicht immer funktionieren, dafür ist die Bildqualität doch zu unterschiedlich. Formal spannend ist der konsequent in Schwarz-Weiß und im 4:3-Format gedrehte Filme aber schon, erinnert dabei an No!, das seine Erzählung ebenfalls durch einen möglichst nahtlosen Übergang von Archivmaterial zu Neugedrehtem authentischer zu machen versuchte. Während dort jedoch der Unterhaltungswert und Erheiterung im Vordergrund standen, will Fritz Lang besonders düster sein.

In der Hinsicht ist Maugg weniger erfolgreich als bei seiner Verpackung. Der Kriminalaspekt wird erst gar nicht als Spannungselement in Betracht gezogen, da Kürten schon zum Einstieg als Mörder vorgestellt wird und seine Verbrechen eher nebenbei passieren. Langs Ringen mit seiner dunklen Vergangenheit wiederum ist so aufdringlich, bricht auch in den unwahrscheinlichsten Momenten hervor, dass der Film immer wieder aus dem Takt gerät. Dass die Figuren so distanziert, oft auch klischeebehaftet sind, hilft ebenfalls nicht dabei, als Zuschauer beim Geschehen innerlich dabei zu sein, für einen Film, der sich derart intensiv mit inneren Dämonen auseinandersetzt, ist das Ergebnis erschreckend gleichgültig. Immerhin ist Heino Ferchs Auftritt als aristokratisch-arroganter Lang sehenswert, gerade auch im Zusammenspiel mit den Bildern einer längst vergangenen Welt. Beides tröstet aber nur bedingt darüber hinweg, dass Fritz Lang trotz aller Ambitionen nicht wirklich viel Interessantes zu erzählen hat.



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Die Vermischung von historischen Aufnahmen und Spielfilmszenen ist formal interessant, teilweise auch verblüffend und stimmungsvoll. Inhaltlich ist das sehr spekulative und bemüht düstere „Fritz Lang“ jedoch weniger spannend.
6
von 10