(„From Dusk till Dawn – Season 2“ directed by Robert Rodriguez, Eduardo Sánchez, Joe Menendez et al.; 2015)
Nach den dramatischen Ereignissen im Titty Twister ist nichts mehr, wie es war: Santanico Pandemonium (Eiza Gonzalez) konnte zusammen mit dem zu einem Vampir gewordenen Richie (Zane Holtz) fliehen und drängt nun darauf, sich an Lord Amancio Malvado (Esai Morales) zu rächen. Richards Bruders Seth (D. J. Cotrona) wiederum lebt von kleineren Überfällen und wird dabei von Katie (Madison Davenport) begleitet, die alles dafür tun würde, um ihrem ebenfalls nicht mehr menschlichen Bruder Scott (Brandon Soo Hoo) zu helfen. Und während der Ranger Freddie Gonzalez (Jesse Garcia) alle Hände voll damit zu tun hat, seine Familie zu beschützen, verfolgt der in Ungnade gefallene Carlos Madrigal (Wilmer Valderrama) ambitionierte Ziele, will endlich selbst an der Spitze der Vampirhierarchie stehen.
Mehr als ein Jahr wurden wir auf die Folter gespannt, bis wir endlich erfahren durften, wie es nach der 1. Staffel von From Dusk till Dawn denn nun mit den Gecko-Brüdern und dem blutsaugenden Rest weitergeht. Und das war aus zwei Gründen nicht ganz einfach: 1. Wider Erwarten war die Serienadaption des Horrorklassikers eine ebenso eigenständige wie gelungene Neuinterpretation, welche die überflüssigen Filmsequels vergessen ließ. 2. Sie endete damit, dass ein Großteil der Protagonisten tot, verschollen oder in Vampirschlangen verwandelt wurde. Wie aus diesem Scherbenhaufen eine neue Geschichte zusammensetzen?
Offensichtlicht hatten die Serienmacher selbst die Befürchtung, dass die Zuschauer mit den vielen Handlungssträngen überfordert sein könnten, und verzichteten deshalb auf eines der Merkmale von Staffel 1: die vertrackte Erzählweise. War From Dusk till Dawn auch deshalb so fesselnd, weil die einzelnen Szenen erst nach und nach einen Kontext erhielten, ist die zweite Staffel sehr viel gradliniger. Vereinzelte Flashbacks gibt es zwar, die dienen oft aber eher der Erinnerung an bereits gezeigte Ereignisse, weniger dem Vermitteln neuer Inhalte. Verwirrend ist die Serie trotz der Vereinfachung manchmal, gerade Neulinge dürften ihre liebe Not haben, die ganzen Querverbindungen herzustellen.
Schnörkelloser zeigt sich From Dusk till Dawn nun auch in einer anderen Hinsicht: Auf die wunderbar verstörenden und surrealen Szenen muss man inzwischen größtenteils verzichten, der Seelen-Horror ist nun einem sehr viel physischeren gewichen, auch Richie hat viel von seinem psychopathischen Charme eingebüßt. All das führt dazu, dass Staffel 2 schwächer beginnt als die Vorgängerin, gerade auch weil die Bodyhorrormomente aufgrund ihrer recht billigen Computereffekte nicht die Wirkung erzielen, die sie wollen.
Aber just, wenn die Ernüchterung einen schon etwas zur Fernbedienung greifen lässt, fängt sich die Serie wieder, steigert sich kontinuierlich zu einem gewohnt wahnsinnigen Finale. Vor allem ab dem Zeitpunkt, wenn die Geckos endlich wiedervereint sind und sie sich die aus Staffel 1 gewohnten Machtkämpfe liefern, spielt From Dusk till Dawn die alten Stärken aus. Es sind aber nicht nur die wiederkehrenden Anti-Helden, welche erfolgreich um Aufmerksamkeit rangeln, auch die neuen Figuren reihen sich da nahtlos ein. Schön sind dabei vor allem Seths nicht auf den Mund gefallenes Love Interest Sonja Lam (Briana Evigan) und Danny Trejo als übersinnlich begabte Kampfmaschine. Bonuspunkte gibt es zudem dafür, dass Jesse Johnson den jungen Ranger Earl McGraw mimen darf, also jene Rolle, die als ältere Version von Jesses realem Vater Don Johnson gespielt wurde. Auch wenn Staffel 2 die Höhepunkte der ersten verpasst und insgesamt auch etwas schwächer ist, die Mischung aus Action, Horror und humorvollen Dialogen passt auch im zweiten Anlauf und lässt die Wartezeit auf Staffel 3 nicht unbedingt kürzen werden – zumal sich im letzten Moment mal wieder eine entscheidende Veränderung andeutet.
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