(„How to Get Away with Murder“ directed by Peter Nowalk und Shonda Rhimes, 2014)
Mord ist ihr Beruf. Annalise Keating (Viola Davis) ist nicht nur eine brillante Strafverteidigerin, sondern lehrt auch an der Middleton Law School. Aus ihrem Kurs „Wie man mit Mord davonkommt“ wählt sie jedes Jahr fünf vielversprechende Studenten aus, die während ihrer Studienzeit für sie arbeiten und der Meisterin hautnah sein dürfen. Ihre Wahl fällt auf den unscheinbaren Wes Gibbins (Alfred Enoch), den selbstbewussten Connor Walsh (Jack Falahee), die ambitionierte Michaela Pratt (Aja Naomi King), den lauten Asher Millstone (Matt McGorry) und die unschuldige Laurel Castillo (Karla Souza). Ebenfalls mit von der Partie: Annalises Angestellte Frank Delfino (Charlie Weber) und Bonnie Winterbottom (Liza Weil). Zusammen bearbeiten sie Mordfälle und suchen nach Wegen, um ihre Mandanten vor dem oftmals sicheren Schuldspruch zu bewahren. Dabei geraten sie selber in das Feld der Verdächtigen, als eine junge Mitstudentin tot aufgefunden wird.
Schuldig oder unschuldig? Das spielt für Annalise und ihr Team keine Rolle. Wichtig sind die Beweise. „Im Zweifel für den Angeklagten“, und die bezahlen gutes Geld, um die Dienste der ausgeklügelten Strafverteidigerin in Anspruch zu nehmen. Fünfzehn Folgen à 40 Minuten umfasst dabei die erste Staffel. Die Idee für die Krimi-Serie der etwas anderen Art kommt von niemand geringeren als Shonda Rhimes und Peter Nowalk. Ihrerseits bekannt für Serien, wie Grey’s Anatomy, Private Practice und mehr. Daher darf man sich nicht wundern, dass Emotionen und Charakterbeziehungen eine wichtige Rolle innerhalb der Serie spielen.
Womit wir sogleich am Tatort How to Get Away wirth Murder angekommen wären. Einzelne Folgen bestehen überwiegend aus drei Bausteinen: Rück- oder Vorblende; zwischenmenschliche Konfrontationen und Mordfall. Die Rück- und Vorblenden schüren die Neugierde. Sehnt man sich doch danach zu wissen, was in der Mordnacht der Studentin geschah. Das Mysterium bleibt über weite Strecken erhalten, und wenn man denkt, dem eigentlichen Täter auf der Spur zu sein, gibt es am Ende neue Indizien die dagegen sprechen. Es folgen neue Verdächtige, neue Probleme und als wäre das nicht schon Aufregung genug führt jeder Protagonist auch noch ein eigenes Leben samt Drama und Ambitionen. Die verschiedenen Charaktere lassen zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen, werden auf Dauer aber anstrengend und schwer ertragbar. Irgendwie gibt es immer etwas zu tun, vertuschen oder vermasseln und wo unterschiedliche Freigeister und Familienverhältnisse aufeinander treffen, da sind zwischenmenschliche Konfrontationen vorprogrammiert. Kein Tag vergeht, an dem sich die fünf nicht in die Haare kriegen. Jeder möchte Annalise beeindrucken und die ruhmhafte Trophäe für den besten Studenten einheimsen. Auch Frank und Bonnie können den College-Kindergarten nur bedingt unter Kontrolle halten. Momente der Ruhe und des Fokus sucht man vergebens. Womit wir beim letzten Baustein angekommen wären. Die Mordfälle sind abwechslungsreich, aber kurz. Die Studenten sollen durch Recherche und dem besonderen Auge für Details, den entscheidenden Beweis liefern, der ihren Mandanten den sicheren Freispruch beschert. Hierbei setzt jeder auf seine individuellen Stärken, um an das gewünschte Ziel zu kommen. Mit jedem abgeschlossenen Fall schafft es einer der fünf, seine glorreichen fünf Minuten im Scheinwerferlicht zu bekommen. Während Annalise allwissend über der wuselnden Meute schwebt und einschreitet, wenn die Gruppe auf der Stelle tritt.
How to Get Away with Murder – die komplette erste Staffel erinnert an eine Mischung aus Gossip Girl und Law & Order. Irgendwie will die Mischung nicht ganz zusammenkommen. Die Rückblenden bieten viel Raum für Spekulationen und spielen dabei mit der Erwartung des Zuschauers, welches ein sehr gelungenes Element darstellt. Allerdings wird dies von kindischen Streitereien und Dramen überschattet. Die Mordfälle werden auf ein Minimum reduziert und bevor man sich versieht, ist der Fall auch schon abgeschlossen. Danach wendet man sich wieder alten Dramen und dem eigentlichen Thema der Staffel zu – Dem Mord an der Studentin. Es folgen Affären mit Professoren, Streitereien mit der Drogen dealenden Nachbarin und blutige Trophäen. Die Serie verbindet all das, was die Herzen junger Mädchen höher schlagen lässt und versucht den Bogen zur rauen Kriminalwelt zu schlagen, um auch die männliche Fraktion mit in den Gerichtssaal zu zerren. Dabei lässt die Serie aber jegliche Seriosität auf der Anklagebank sitzen. Irgendwie wollen die Puzzleteile nicht zusammenfinden, und auch wenn es nette Ansätze gibt, die dem College-Klatsch & -Tratsch eine ernste Seite abgewinnen wollen, dann verschwinden diese in den endlosen Tiefen alter Akten.
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