(„The Princess and the Frog“ directed by Ron Clements und John Musker, 2009)
Schon ihr Vater hatte davon geträumt, ein elegantes Restaurant in New Orleans zu eröffnen. Nach dessen Tod steht nun Tiana kurz davor, diesen Traum in die Tat umzusetzen. Das nötige Geld hat sie sogar schon. Oder besser gesagt: das Geld für die Anzahlung. Als die Makler plötzlich jedoch die gesamte Summe auf einmal fordern und Tiana nur noch wenige Tage bleiben, den Rest aufzutreiben, droht der lang gehegte Traum doch noch zu platzen. Bis die junge Frau einem sprechenden Frosch begegnet, der ihr verspricht, für einen Kuss einen Wunsch zu erfüllen. Tiana lässt sich auf den Handel ein, was sie jedoch sehr schnell bereut: Anstatt den Frosch wie angekündigt in einen Prinzen zu verwandeln, steckt sie nun selbst plötzlich im Körper eines Frosches.
Der Rücktritt vom Rücktritt: Eigentlich hatte Disney ja verlauten lassen, dass nach Die Kühe sind los die Zeit des Zeichentricks endgültig vorbei sei und man sich nun der moderneren Computeranimationsform verschrieben hätte. Ausgerechnet John Lasseter, der seit dem Kauf der Pixar Studios zum Konzern gehörte, machte sich dafür stark, die traditionelle Technik nicht ganz einzumotten. Etwas überraschend kehrten die Mäusekünstler bei ihrem 49. abendfüllenden Animationsfilm Küss den Frosch also zu alten Vorbildern zurück, versuchten gleichzeitig diese auch zu modernisieren.
Der offensichtlichste Aspekt hierbei war die Wahl der Protagonistin: Die war nicht nur dunkler Hautfarbe, sondern träumte anders als die klassischen Disney-Prinzessinnen nicht von einem Prinzen, sondern einem eigenen Laden. Dieser selbst-ist-die-Frau-Zugang sollte später ja noch einige andere Disney-Animationswerke prägen, genauer beim direkt anschließenden Rapunzel – Neu verföhnt und 2013 in Die Eiskönigin – Völlig unverfroren. So ganz konsequent war man hierbei jedoch nicht, denn die starke junge Dame verfällt erwartungsgemäß doch noch dem breitmauligen Prinzen, kann ohne ihn nicht mehr lieben. Schließlich soll das angesprochene jüngere, weibliche Publikum bei allen feministischen Tendenzen von der großen Liebe träumen dürfen. Und dass es sich bei Tiana um eine Farbige handelt, spielt bald ohnehin keine Rolle mehr, da sich ihre Haut in einem ethnizitätsneutralen, klassischen Froschgrün präsentiert.
Ohnehin ist Küss den Frosch ein sehr klassischer Disney. Man darf aber auch sagen: ein mutloser Disney. Das erfahrene Regieduo Ron Clements und John Musker, welche 1989 mit Die kleine Meerjungfrau die Disney-Renaissance einleiteten, orientiert sich mit ihrer Mischung aus Musicalnummern und witzigen Tiergestalten so stark an vergangenen Erfolgen, dass ihrem neuesten Film etwas die eigene Identität fehlt. Das Krokodil sieht aus wie sein Vorfahr in Peter Pan, zwischendurch schaute man sich auch Das Dschungelbuch noch mal genauer an. Immerhin bleibt dem Zuschauer auch während der konventionellen Abschnitte der ungewohnte Schauplatz enthalten: New Orleans mit seiner Lebhaftigkeit, der schmissigen Musik und den dunklen Sümpfen.
Die sind dann auch prima umgesetzt, der Film ist audiovisuell ein überaus ansprechender Mix aus Altem und Neuem. Zumindest einige der Musicalnummern sind mitreißend, die Stadtszenen sprühen vor Charme und Energie. Schade, dass dem Film zwischenzeitlich etwas die Luft ausgeht, gerade in den Sümpfen zieht sich Küss den Frosch ein wenig, die Gags wollen nicht immer so wie gewollt, es wird insgesamt auch zu oft gesungen. Dennoch ist die Geschichte um die Fröschin wider Willen ein würdigerer Abschluss der Zeichentricksparte, als es Die Kühe sind los fünf Jahre zuvor gewesen war. Ein Abschluss, der es nicht mit den großen Werken der eigenen Historie aufnehmen kann, aber einen doch zumindest ordentlich unterhält und ein wenig wehmütig werden lässt.
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