(„Macbeth“ directed by Justin Kurzel, 2015)
Auf dem Schlachtfeld kann es fast niemand mit Macbeth (Michael Fassbender) aufnehmen, von Sieg zu Sieg eilt der schottische Anführer, um seinem König Duncan (David Thewlis) zu dienen. Bis zu jenem Tag, als drei mysteriöse Frauen am Schlachtfeld auftauchen und Macbeth prophezeien, dass er eines Tages selbst König wird. Angetrieben von seiner Frau Lady Macbeth (Marion Cotillard) beschließt er, diese Weissagung wahrzumachen, indem er Duncan ermordet und die Tat dessen Bediensteten in die Schuhe schiebt. Der Plan geht auf, tatsächlich wird Macbeth anschließend zum König der Schotten ernannt. Doch um diese Macht zu erhalten, bedarf es noch weiterer Gewalttaten …
Pünktlich zum 400. Geburtstag von William Shakespeare erscheint die letztes Jahr in Cannes uraufgeführte Verfilmung eines der berühmtesten Stücke fürs Heimkino. Und eines der begehrtesten: Bei nicht wenigen Schauspielern landet Macbeth bei der Frage nach der eigenen Traumrolle auf einem vorderen Platz. Die neueste Adaption zeigt auch warum. Nicht die Handlung steht hier im Mittelpunkt, auch wenn zwischenzeitlich eifrig gemeuchelt und gemetzelt werden darf, sondern zwei Menschen, die bei ihrem Streben nach Macht jedes Maß verlieren, dabei auch zunehmend dem Wahnsinn verfallen – ein ideales Spielfeld für Darsteller, die ihre eigenen Grenzen ausloten wollen.
Nun sind Theater und Kino aber trotz ihrer Verwandtschaft nicht völlig gleichzusetzen, was Adaptionen von Stücken immer mal wieder etwas schwierig macht. Große Schlachten funktionieren auf einer Bühne aus naheliegenden Gründen nicht, keiner würde sie dort deshalb erwarten, selbst wenn ein Krieg thematisiert wird. Fehlen diese bei der Filmumsetzung dann auch, um der Vorlage treu zu bleiben, wirkt das jedoch schnell etwas seltsam, siehe auch die ansonsten äußerst gelungene Umsetzung von The Hollow Crown. Bei Macbeth fällt das etwas weniger ins Gewicht, was zum einen an den nicht mit Dreck und Blut sparenden Kämpfen zu Beginn zusammenhängt, besonders aber auch mit der Atmosphäre. Denn die ist hier wie von einer anderen Welt.
Es hätte nicht einmal die drei berühmten Hexen gebraucht, welche mit ihrer Prophezeiung ein gewaltiges Blutbad herbeibeschwören. Auch sonst wandert man hier ständig zwischen Realität und Traum umher, zwischen Alltag und Wahnsinn. Die wachsende Paranoia von Macbeth und Schuldzerfressenheit seiner Frau treffen sich in den dunklen, oft traumartigen Bildern wieder, die kaum Farbe zulassen, dafür viel Nebel und Regen, leere Landschaften und dunkle Gemäuer. Lichtblicke gibt es keine, weder für die Figuren, noch für die Zuschauer, was Macbeth zu einer sehr düsteren Angelegenheit macht, die einem jede Lebenskraft entzieht.
Das ist natürlich etwas anstrengend, so wie es auch die Dialoge Shakespeares aufgrund ihrer realitätsfernen Kunstfertigkeit sind – man fühlt sich am Ende der zwei Stunden ein wenig selbst erschlagen von all dem Drama und dem seelischen Ballast der Figuren. Zwischendurch ist der Film aber auch immer mal wieder faszinierend, geradezu hypnotisch, was nicht zuletzt an Michael Fassbender liegt. Der durfte letztes Jahr neben Macbeth gleich in drei weiteren guten bis sehr guten Filmen den deutschen Kinogängern seine Klasse beweisen (Slow West, Frank, Steve Jobs), nirgends jedoch mit einer vergleichbaren Körperlichkeit wie hier. Er wirft sich so sehr in seine Rolle, dass man als Zuschauer befürchtet, gleich mit in den Strudel aus Gewalt und Wahnsinn gesogen zu werden.
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