Psycho-Pass the Movie
© Psycho-Pass Production Committee

Psycho-Pass – The Movie

(„Psycho-Pass – The Movie“ directed by Katsuyuki Motohiro, Naoyoshi Shiotani, 2015)

Psycho-Pass the Movie
„Psycho-Pass – The Movie“ erscheint am 26. August auf DVD und Blu-ray

Im Jahr 2116 ist die gesamte Welt in Chaos versunken, Gewalt und Verbrechen stehen überall auf der Tagesordnung. Nur Japan erfreut sich einer bemerkenswerten Stabilität, was es dem einige Jahre zuvor etablierten Sibyl-System zu verdanken hat: Das legt nicht nur für jeden Menschen fest, was er später einmal beruflich macht, jede Neigung zu Verbrechen wird durch ein Farbspektrum bzw. einen Wert sichtbar. Ist dieser überschritten, darf derjenige festgenommen, manchmal sogar getötet werden – noch bevor er das Verbrechen begeht. Harte Maßnahmen, aber der Erfolg gibt ihnen Recht, weshalb auch andere Nationen anfangen, dieses System bei sich einzuführen, darunter ein sich im Bürgerkrieg befindender südostasiatischer Staatenbund. Als ausgerechnet von dort aus Terroristen Japan infiltrieren und diese mit dem ehemaligen und nun vermissten japanischen Ermittler Shinya Kogami in Verbindung zu stehen scheinen, wird deren frühere Kollegin Akane Tsunemori ins Ausland geschickt, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Eigentlich ist der alternative Animeblock noitaminA ja für seine Serien bekannt. Dann und wann aber entsteht da aber ein bisschen mehr daraus und dem Ursprungswerk folgt ein ausgewachsener Film, siehe Eden of the East oder Anohana. Nun ist es Psycho-Pass, welches sich nicht mit den heimischen Fernsehern begnügen wollte, sondern auch die große Leinwand im Visier hat. Das ist natürlich in erster Linie kommerziellen Überlegungen geschuldet, war die Serie doch eine der erfolgreichsten noitaminA-Werke der vergangenen Jahre. Und so etwas findet ja ganz gerne mal eine Fortsetzung. Aber auch inhaltlich bietet sich das an, das 2012 ersonnene, äußerst düstere Zukunftsszenario wird schließlich von Tag zu Tag aktueller.

Nachdem Folgestaffel Psycho-Pass 2 dem Grundgedanken nicht viel hinzuzufügen hatte, waren die Hoffnungen bei der Kinoversion umso größer, schließlich kehrte dieses Mal Gen Urobuchi (Puella Magi Madoka Magica, Expelled From Paradise), der die erste Staffel kreiert hatte, wieder zu dem Projekt zurück. Umso stärker ist die Ernüchterung, dass der für seine düsteren Stoffe bekannte Autor seiner faszinierenden Idee auch in zwei Stunden nicht wirklich etwas hinzuzufügen hat. Noch immer sind die Überlegungen, wie viel Freiheit wir für unsere Sicherheit zu opfern bereit sind, wichtig und unbequem. Umso mehr, da uns Psycho-Pass – The Movie nun auch die Kehrseite zeigt: eine von Gewalt zerfressene Welt, in der niemand mehr wirklich leben kann oder mag. Das macht die Entscheidung deutlich weniger leicht als noch zu Serienzeiten.

Seltsamerweise wird dieser philosophische und gesellschaftskritische Part später aber kaum mehr beachtet. Wo früher in Psycho-Pass viel gesprochen und gegrübelt wurde, wird jetzt in erster Linie geschossen, die Filmvariante ist deutlich actionlastiger als das Serienvorbild. Das ist als Genrewahl nicht weniger legitim, in dem Fall aber irgendwo eine Verschwendung, anstatt faszinierende Techniken und kontroverse Denkanstöße zu präsentieren, ist Psycho-Pass – The Movie nicht viel mehr als ein futuristisch angehauchter, letzten Endes nichtssagender Guerillakampf. Und nicht einmal ein besonders hübscher.

Zwar kehrte das für Science-Fiction-Werke berühmte Studio Production I.G (Ghost in the Shell, Jin-Roh) ebenfalls zurück, viel gebracht hat das aber nicht. Sieht man einmal davon ab, dass durch den Standortwechsel auch Gelb- und Orangetöne zu finden sind anstatt der aus den Serien bekannten Schwarz- und Blaudominanz und auch ein bisschen Exotik hineinkam, hat sich optisch erstaunlich wenig getan. Zu wenig für einen richtigen Kinofilm. Die Animationen sind an vielen Stellen zu steif, dazu gesellen sich viele CGI-Elemente, die im Jahr 2016 zu veraltet sind – da sah selbst die Serie teilweise besser aus. Dennoch können sich Fans der beiden Staffeln die solide Filmvariante durchaus mal zu Gemüte führen, der Rest wird trotz einer Kurzzusammenfassung zu Beginn der Geschichte eher weniger verstehen. Wer Tsunemori und Kogami sind und in welchem Verhältnis sie zueinander stehen, wird kaum erklärt, ebenso wenig die anderen wiederkehrenden Personen, der Film setzt da schon viel Wissen voraus. Bis Psycho-Pass – The Movie hierzulande erscheint, wird es übrigens noch etwas dauern, ein Release ist erst für Ende August geplant. Wer nicht so lange warten mag, darf aber schon am 26. April in ausgewählten Kinos sogar ganz groß im Rahmen eines speziellen Kinoevents sehen.



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Weniger Sci-Fi, weniger Philosophie, dafür mehr Kämpfe: „Psycho-Pass – The Movie“ behält zwar das faszinierend-düstere Szenario der Serie bei, ist dabei aber actionbetonter. Das ist insgesamt weniger tiefsinnig und aufgrund der etwas enttäuschenden Optik nicht mehr als solide.
5
von 10