(„Residue“ directed by Alex Lopez Garcia, 2015)
Das neue Jahr beginnt in der britischen Metropole mit einer absoluten Tragödie: In einem Nachtclub gibt es während der Silvesterparty eine schreckliche Explosion, welche 236 Menschen das Leben kostet. Doch damit hat das Unglück noch lange kein Ende gefunden, denn das Militär riegelt das Gebiet weitläufig ab und stellt es unter Quarantäne, nachdem offensichtlich ein altes Waffenlager in Mitleidenschaft gezogen wurde. Was genau in jener Nacht vorgefallen ist und welche Auswirkungen das hatte, das erklärt die Regierung nicht einmal Jonas (Iwan Rheon), der für das Innenministerium arbeitet. Seine Freundin Jennifer (Natalia Tena) lässt sich von dem Schweigen aber nicht abhalten und ermittelt auf eigene Faust, was da vor sich geht – umso mehr, da es an den Randgebieten zu seltsamen Vorkommnissen kommt. Und auch der Cop Levi (Jamie Draven), der bei dieser Explosion seine Tochter verlor, untersucht gegen den Willen seiner Chefs die Sache.
Er habe an Misfits und Utopia mitgearbeitet, informiert einen die Hülle von Residue über den argentinischen Regisseur Alex Lopez Garcia. Die schlechtesten Referenzen sind das nicht: Beide Serien heimsten viel Lob ein und zogen mehrere Folgestaffeln nach sich. Das ist bei Residue etwas anders. Nicht nur, dass die Reaktionen deutlich verhaltener ausgefallen sind, mit gerade einmal drei Episoden und einer Gesamtlaufzeit von etwas mehr als zwei Stunden ist das neueste Werk ein kleiner Zwerg. Und dennoch zu lang.
Der Atmosphäre lässt sich hierbei am wenigsten vorwerfen, denn die zeigt sich von ihrer astreinen mysteriösen Seite. Begleitet von Elektromusik besteht die Serie zu einem Großteil aus düsteren, farbentleerten Bildern, die so wirken, als wäre man einige Stunden zu lange wach geblieben. Oft sind sie dabei nahezu ohne Menschen oder im Gegenteil voll davon, die dann aber so in Trance sind, teilweise dabei auch Masken tragen, dass sie dann doch nicht da sind. Und überhaupt, was ist hier schon real? Sind es die seltsamen Figuren, welche Jennifer auf ihren Fotos entdeckt? Die finsteren Schatten, die offensichtlich etwas mit den Selbstmorden zu tun haben?
Nur was sie damit zu tun haben, das erfährt hier niemand. Nicht die Protagonisten. Nicht der Zuschauer. Und das ist dann eben auch das Problem von Residue: Die Serie gefällt sich so sehr in Andeutungen, einer abgründigen Stimmung und grotesken Toden, dass sie darüber hinaus die eigentliche Geschichte vergisst. Es kommen kaum echte neue Situationen mehr hinzu, vieles wiederholt sich. Dieser Mangel an Entwicklung ist ermüdend und frustrierend zugleich, bei aller Faszination für die audiovisuelle Umsetzung, die wie eine Kreuzung aus Science Fiction und Horror ist, man würde sich doch wünschen, dass hier etwas vorangeht. Stattdessen: das Ende. Plötzlich. Ohne Erklärung für das, was vorher gewesen ist. Während man automatisch zur Hülle greift, um ihr die nächste Scheibe zu entnehmen, stellt man fest, dass es eben diese nicht gibt. Und auch keine Fortsetzung.
Nun sind offene Enden und Cliffhanger inzwischen eher Standard als Ausnahmen zum Staffelende hin. Bei Residue ist aber zu wenig passiert, um etwas derartiges rechtfertigen zu können, hier ist alles vorbei, bevor es angefangen hat. Eigentlich ist es auch weniger einer Serie, die wir hier sehen, nicht einmal eine Mini-Serie, sondern eine Art Teaser für eine Serie, die bis heute nicht gekommen, auch nicht angekündigt ist. Sollte doch noch eines Tages etwas folgen, dann wäre das der Atmosphäre und der unheimlichen Szenen wegen durchaus interessant. So bleibt Residue aber eine irgendwie gelungene, aber doch reichlich unbefriedigende Fingerübung.
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