The Forbidden Room
© Galen Johnson

The Forbidden Room

(„The Forbidden Room“ directed by Guy Maddin and Evan Johnson, 2015)

The Forbidden Room
„The Forbidden Room“ läuft ab 7. April im Kino

Eigentlich ist es immer ganz schön, einen Film mit dessen Geschichte beginnend vorzustellen. Was aber, wenn es keine Geschichte gibt? Oder umgekehrt zu viele Geschichten erzählt werden, aufeinanderfolgend und gleichzeitig? Am Anfang war auch bei The Forbidden Room das Wort. Genauer eine Texttafel mit einem Bibelzitat.

„When They were filled, he said unto his disciples, Gather up the fragments that remain, that nothing be lost.“

Nein, bei dem notorischen Experimentalfilmer Guy Maddin darf nichts verloren gehen, kein Fragment, keine Technik, kein Wissen, Das Wissen darüber, wie man ein Bad richtig nimmt zum Beispiel. Denn damit beginnt sein neuestes Werk, das er zusammen mit Evan Johnson realisiert hat, erst richtig. Oder endete es damit? Das ist nicht so einfach zu sagen, zu sehr sind die einzelnen Szenen miteinander verbunden, zu sehr verschwimmt vor dem realen und geistigen Auge alles.

So geht es aus dem Wasser der Wanne nahtlos über zu einem U-Boot, welches schon seit einiger Zeit im Wasser unterwegs ist, als plötzlich der geheimnisvolle Holzfäller Cesare (Roy Dupuis) darin auftaucht. Keiner weiß, wie er dorthin kommt. Auch der Fremde schweigt sich darüber aus, erzählt lieber die Geschichte von Margot (Clara Furey), die von einem seltsamen Stamm entführt wurde und inmitten ihres eisigen Käfigs auf Rettung wartet. Die erfolgt jedoch nicht durch Cesare, auch wenn der sich tapfer durch den Schnee kämpft, sondern durch einen Traum, der Margot auf eine Vulkaninsel versetzt.

Und so weiter.

Wild assoziierend nimmt einen The Forbidden Room mit auf eine faszinierende Reise, die aus einer Ansammlung von Bildern, Musik, Texttafeln und zunehmend groteskeren Geschichten besteht. Da tauchen bösartige schwarze Bananen auf, ein träumender Schnurrbart, eine doppelköpfige Büste, ein Pofetischist und Männer in Skelettkostümen. Und bemerkenswert viele bekannte Schauspieler: Charlotte Rampling, Mathieu Amalric, Udo Kier, Geraldine Chaplin, sie alle sind dabei, wenn Maddin die Geister der Stummfilmzeit beschwört und zu einer ganz eigenen Séance zusammentreibt, die nie in der Welt zu Hause zu sein scheint.

Nein, man sollte dem rastlos umherschwirrenden Film nicht mit der Erwartung begegnen, einen Film zu sehen. Das ist er nur, wenn der Begriff recht weit ausgelegt wird. Die fragmentarisch-rätselhafte Erzählweise lädt natürlich ein, nach Herzenslust zu spekulieren und interpretieren, mindestens aber die filmischen, mit Anspielungen überfrachteten Versatzstücke historisch einordnen zu wollen. Genauso gut lässt sich der einige Jahrzehnte alt anmutende Bilderrausch aber auch einfach als solcher goutieren. Auch das ist spaßig bis beeindruckend, wenn auch auf Dauer ein wenig ermüdend, da gibt es dann doch zu wenig, an dem sich festhalten ließe. Es ist schon eine recht eigene Erfahrung, welche das in dunklen Rot- und Grüntönen schimmernde verbotene Zimmer hinter seiner Tür für Besucher bereithält. Eine Erfahrung, die ebenso komisch wie bedrohlich ist, ein irrer, pulsierender Fiebertraum, der weit über die knapp zwei Stunden dauernde Laufzeit anhält.



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„The Forbidden Room“ nimmt eine Reihe verrückter Geschichten, lässt diese nahtlos ineinander übergehen und hüllt das Ganze in eine dunkel schimmernde Stummfilmform. Ein klassischer Film ist das nicht, dafür aber eine seltsam faszinierende Sinneserfahrung.
7
von 10