Triple 9
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Triple 9

(„Triple 9“ directed by John Hillcoat, 2016)

Triple 9
„Triple 9“ läuft ab 5. Mai im Kino

Zick, Zack, korruptes Bullenpack. Dass man als ehrlicher Gesetzeshüter nicht reich wird, haben Michael Atwood (Chiwetel Ejiofor), Marcus Belmont (Anthony Mackie), Russell Welch (Norman Reedus) und Franco Rodriguez (Clifton Collins Jr.) schnell begriffen. Dementsprechend bessern sich die Polizisten und ehemaligen Mitglieder der Spezialeinheit mit dem ein oder anderen Überfall ihre Haushaltskasse auf. Angeworben von der russischen Mafia überfallen sie eine Bank, in der sich belastende Beweise über die kriminellen Machenschaften ihrer Arbeitgeber befinden. Für den Auftrag gesellt sich auch Russells kleinkrimineller Bruder Gabe (Aaron Paul) dazu. Der Heist verläuft alles andere als perfekt, doch die erfahrene Crew schafft es zu entkommen. Bei der Übergabe kommt es dann zu Komplikationen. Irina Vlaslov (Kate Winslet), die Frau des Mafiabosses, will erst zahlen, wenn die Gruppe einen weiteren Auftrag erledigt hat. Das Ziel: Ein stark bewachtes Regierungsgebäude, in dem weitere Daten ihres Gatten aufbewahrt werden. Das Druckmittel: die Aufdeckung der korrupten Cops, der gemeinsame Sohn von Michael und Irinas Schwester Elena (Gal Gadot). Und als wäre das nicht schon genug, wird Russel übel zugerichtet – mit tödlichem Ausgang. Während Gabe nach dem Tod seines Bruders den Boden unter den Füßen verliert, ist sich der Rest der Gruppe der ernsten Lage bewusst und bereit alle Register zu ziehen. Marcus neuer Polizeipartner Chris Allen (Casey Affleck) soll dabei als Ablenkungsmanöver fungieren. Der wiederum weiß noch nichts von seinem Glück. Es folgt der Polizeicode 999: Polizist am Boden.

Es knallt, es kracht und sobald sich der Kugelhagel lichtet, entdecken wir John Hillcoats Actionspektakel Triple 9. Seit seinem letzten Film Lawless (2012) sind ein paar Jahre vergangen und jetzt meldet er sich mit einem großen Bang zurück auf die Leinwände der hiesigen Lichtspielhäuser. Im Schlepptau: ein vollgepacktes Schauspielerensemble sowie ein bombastischer Soundtrack von Atticus Ross (The Book Of Eli). Chiwetel Ejiofor (12 Years a Slave), Casey Affleck (Gone Baby Gone), Kate Winslet (Steve Jobs), Woody Harrelson (True Detective), Aaron Paul (Breaking Bad), Anthony Mackie (The Return of the First Avenger), Norman Reedus (The Walking Dead), Franco Rodriguez (Pacific Rim), Teresa Palmer (Warm Bodies), Gal Gadot (Batman v Superman). Die Liste nimmt kein Ende und obwohl einige dieser Schwergewichte nur wenige Leinwandmomente bekommen, ist das gebündelte Talent nicht von der Hand zu weisen. Leider scheint Aaron Paul seine Rolle des Jesse Pinkman (Breaking Bad) nicht ganz ablegen zu können und trifft mit seiner Darstellung in die selbe Kerbe. Auch Kate Winslets russischer Akzent ist mit Vorsicht zu genießen und der vielversprechende Norman Reedus verabschiedet sich bereits nach wenigen Minuten in die ewigen Jagdgründe. Dennoch war es abzusehen, dass bei solch einer hochkarätigen Cast das individuelle Potential jedes einzelnen nur in kleineren Dosen die Oberfläche erreichen würde. Interessantes Detail: Für die Rolle des Chris Allen war ursprünglich Shia LaBeouf (Nymph()maniac) verpflichtet, der später durch Charlie Hunnam (Pacific Rim) ersetzt wurde, bis schließlich Casey Affleck der finalen Besetzung beiwohnte.

Wo Hollywoods Topschauspieler am Werk sind, fallen nun mal Späne bzw. fliegen die Kugeln. Ohne große Vorwarnung wird man in den ersten Heist geschmissen. Die Kugeln pfeifen an einem vorbei und bevor man die Orientierung erlangt, ist er auch schon vorbei. Zurück bleibt das neu gewonnene Adrenalin und der Hunger nach mehr. Danach lässt es der Streifen ein wenig ruhiger angehen und taucht in den dreckigen Alltag Atlantas ein. Stück für Stück entfalten sich die persönlichen Geschichten der Mitglieder und deren Ursprünge. Der Versuch, dem Cop-Thriller zusätzliche Tiefe zu verleihen, ist löblich, aber nicht nötig und nur bedingt von Erfolg gekrönt. Die Atmosphäre schlägt ein und ist nichts für schwache Mägen. Blut, Kugeln und abgeschnittene Körperteile dominieren die Leinwand. Darüber hinaus bekommt man lediglich belanglose Storystränge und ersichtliche Plot-Twists zum Fraß vorgeworfen. Die Actionszenen und Intrigen hinterlassen ihre Spuren und frei nach Game of Thrones Manier, kann sich niemand in Sicherheit wiegen. Der eine möchte etwas mehr vom Kuchen haben, der andere will nur sein Kind zurück und wer übrig bleibt, merkt schnell, dass es kein Entkommen gibt. Besonders zum großen Finale hin, bekommt die Cast einen Frühjahrsputz verliehen und es läuft auf das gute alte Highlander-Prinzip hinaus: Es kann nur einen geben.

Triple 9, alternativ als Code 999 bekannt, verspricht Action und Adrenalin, korrupte Cops und skrupellose Gangster, versucht dem Genre aber im gleichen Atemzug Tiefe zu verleihen. Dabei geht die Rechnung nur teilweise auf. Dem anfänglichen Adrenalinrausch folgt ein dröges Cop-Drama. Die Geschichte verliert sich in durchschaubaren Handlungen und Intrigen. Allerdings verleiht das spätere Heldensterben dem Streifen eine unberechenbare Note, wäre da nicht der klar ersichtliche Überlebende des Kugelsturms. Nach einer längeren Durststrecke legt der Film wieder eimerweise Kohlen nach; das Adrenalin gewinnt an neuen Höhen und verabschiedet den Zuschauer mit einem Feuerwerk der Explosionen in den Abspann. Triple 9 unterhält, hätte jedoch auf die künstliche Tiefe pfeifen und sich den eigentlichen Stärken des Genres widmen sollen. Stumpf ist Trumpf. Kopf aus, Popcorn raus.



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Klick Klick Boom. Endlich darf das Adrenalin wieder auf Hochtouren durch den Körper kursieren. Der Mix aus den "Oceans"-Teilen, "Sicario" und "Heat" ist zwar nicht so brilliant und ausgeklügelt wie viele seiner Vorgänger, strotzt aber vor Hollywood-Größen. Die Action kommt zeitweise etwas zu kurz, gewinnt mit Ende des Films jedoch an Fahrt. Wer zeitnah nicht selber eine Bank überfallen möchte, dem sei der Cop-Thriller wärmstens ans Herz gelegt.
6
von 10